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RFID – Eigeninitiative oder Außenimpuls?

Die RFID-Technologie (Radio Frequency IDentification) gilt als großer Hoffnungsträger zur Optimierung der Waren- und Transportlogistik. Sie soll langfristig nicht nur den heute gängigen Barcode zur Warenerkennung ablösen, sondern auch in völlig anderen Wirtschafts- und Lebensbereichen eingesetzt werden. Aktuelle Beispiele sind die deutschen Reisepässe, die ab November 2005 mit biometrischen Merkmalen ausgestattet werden sollen, oder die 2,9 Millionen Tickets für die Fußball-WM 2006 in Deutschland.

Um frühzeitig durch RFID profitieren zu können, hat eine Reihe großer Konzerne aus verschiedenen Branchen die Entwicklung und Standardisierung aktiv unterstützt. Es wurden Pilotprojekte aufgesetzt, um Erfahrungen zu sammeln und Business Cases zu entwickeln. Ein völlig anderes Bild zeigt sich jedoch in der breiten Masse der Anwenderunternehmen in Deutschland. Hier hat sich eine große Zahl der Verantwortlichen noch gar nicht mit RFID befasst, wie eine aktuelle Untersuchung von Lünendonk und TechConsult bestätigt. Dabei ist das Interesse an der Thematik bei den großen Unternehmen erwartungsgemäß höher als bei den kleinen Unternehmen.

RFID als Bildungslücke

So haben bei den Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern immerhin 51 Prozent, und damit etwas mehr als die Hälfte der Befragten, bereits manches über RFID gehört oder gelesen. Von diesen Teilnehmern haben sich 24 Prozent schon detaillierter darüber informiert.

Bei den Unternehmen mit 200 bis 499 Mitarbeitern fällt der Informationsgrad schon deutlich ab. Dort kennen zwei Drittel der Befragten den Begriff nicht, 26 Prozent haben davon gehört oder gelesen, und 8 Prozent haben sich detaillierter darüber informiert.

Bei den Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern liegt der Anteil der “RFID-Nicht-Kenner” bereits bei über 90 Prozent.

Anhand der Befragung zeigt sich deutlich, dass RFID ein Top-Down-Thema ist, das von großen Unternehmen und Konzernen in den Markt getragen wird. Diese Unternehmen sind in der Gruppe mit mehr als 500 Mitarbeitern zusammengefasst. In dieser Größenklasse planen immerhin 5 Prozent der befragten Unternehmen Pilotprojekte im Zeitrahmen bis 2007. Auf die Gesamtzahl der deutschen Unternehmen bezogen machen diese 5 Prozent etwa 330 Unternehmen aus, die entsprechende Planungen aktuell vorantreiben.

Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen und IT gefordert

In den meisten Fällen wird RFID stark von den Fachbereichen als Interessenträger vorangetrieben. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen und der IT als Umsetzer (“Converter”) der RFID-Strategie und Prozess-Betreiber erweist sich dabei als wichtiger Erfolgsfaktor. Denn ohne Business-Intelligence-Lösungen auf Basis von Data Warehousing werden durch RFID zwar teilweise große Mengen von Daten produziert. Der Mehrwert für die Unternehmen erschließt sich jedoch erst durch die Integration in die vorhandenen ERP-Systeme und andere Unternehmensanwendungen, sowie durch die intelligente Auswertung der Daten.

Insofern sind aus Sicht von Lünendonk und TechConsult der Reifegrad der IT sowie die Integrationstiefe der IT wichtige Voraussetzungen, um die RFID-Potentiale für Unternehmen vollständig aktivieren zu können. Hier stehen die IT-Abteilungen vor der Herausforderung, eine für das jeweilige Anwendungsszenario optimale Architektur entwickeln zu müssen. Dementsprechend finden sich unter den RFID-Verantwortlichen bei den Pionieren häufig auch die CIOs der Unternehmen, die das Thema für die Umsetzung der Strategie verantwortlich betreuen.

Können alle Partner profitieren?

Während sich die frühen Anwender von RFID wie Metro, Wal-Mart, Ford oder Procter & Gamble aufgrund von langfristigen strategischen Überlegungen und mit Eigeninitiative dem Thema genähert haben, ist zu erwarten, dass bei vielen der Nachfolger-Unternehmen die Außenimpulse eine entscheidende Rolle spielen. Das können beispielsweise zukünftig Vorgaben von den großen Handelsketten für Konsumgüter-Hersteller sein oder auch Standards für die Zulieferindustrie in der Automobilbranche.

Unternehmen, die beispielsweise als Zulieferer zur Supply Chain und zum Partnernetzwerk großer Hersteller oder Handelsunternehmen gehören, werden die Kosten für die Transponder zumindest teilweise mit übernehmen müssen. Trotzdem können sich auch bei den Zulieferern durch die Einführung von RFID beim Partner Vorteile für das eigene Unternehmen ergeben. Mögliche Ansatzpunkte:


  • Einstieg in das Modell eines ‘Supplier-Managed Inventory’: Der Lieferant sorgt selbst für die Waren- und Produktverfügbarkeit beim Hersteller/Handelspartner

  • möglicher Austausch von Informationen über die interne Supply Chain und über Umsatzzahlen beim Partner zur Optimierung der Waren-/Produktlogistik beim Zulieferer (‘Collaborative Planning, Forecasting & Replenishment’, kurz CFPR)

  • gemeinsame Marketing-/Vertriebsaktionen

  • Reduzierung des Aufwandes bei der Rückverfolgung sowie des Kostenrisikos bei Qualitätsmängeln bestimmter Produktions-Chargen beim Zulieferer (verbessertes Risiko-Management beim Zulieferer)

  • verbesserte Diebstahlkontrolle beim Zulieferer

Um selbst von den mit der RFID-Einführung verbundenen Veränderungen profitieren zu können, sollten auch Zulieferer und Veredelungspartner frühzeitig die Entwicklungen bei ihren großen Auftraggebern begleiten. Diese Eigeninitiative kann sich bei der Entscheidung für zukünftige Aufträge als großer Wettbewerbsvorteil erweisen.

Silicon-Redaktion

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