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UPS verschlampt 3,9 Millionen Kundendaten der Citigroup

Den größten Fisch der Welt kann UPS (United Parcel Service) sicher von einem Ort zum anderen befördern. So geschehen am 3. Juni, als das Transportunternehmen zwei Walhaie von Taipeh zum zoologischen Aquarium in Georgia brachte. Mit auf Bändern gespeicherten Daten von der Citigroup hat der Dienstleister dagegen offenbar Probleme gehabt. Die sind nämlich weg.

Informationen von 3,9 Millionen Kunden fehlen der Bankengruppe, seit UPS die Bänder, in Pakete verpackt, auf dem Weg von einem ‘CitiFinancial’ Datenzentrum im Bundesstaat New York zu einem Kreditinstitut in Texas irgendwie verlor. Die Tapes hatten unter anderem Kundendaten wie die in den USA unerlässliche Social Security Number, Kontonummern und frühere Zahlungen gespeichert. Wohin das Paket verschwunden sind, weiß derzeit niemand, auch nicht wie es dazu trotz “erhöhter Sicherheitsvorkehrungen”, wie UPS laut Wall Street Journal betont, kommen konnte.

Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Daten gestohlen worden seien, verlautet es aus dem Bankhaus. Auch sei das Risiko gering, dass die Informationen missbraucht werden könnten. Dennoch ist die Sache extrem peinlich, für UPS und für den Finanzdienstleister. Beide werben mit Sicherheitstechniken, die die Daten gegen Identitätsdiebstahl oder Pakete gegen physischen Diebstahl schützen sollen.

“Wir bedauern den Vorfall sehr”, sagte ein UPS-Sprecher. Das Unternehmen aus Atlanta habe noch keine Spur gefunden, die auf den Verbleib des Pakets hindeuten könnte. Die verschwundene Fracht war Teil einer Lieferung vom 2. Mai. Jeden Monat werden Tapes mit Kundeninformationen dem Kreditinstitut in Texas zur Weiterbearbeitung übergeben. Erst am 24. Mai war entdeckt worden, dass ein Paket fehlt.

Der zweite Vorfall dieser Art innerhalb weniger Wochen wird eine Diskussion nach sich ziehen, wie Informationen besser geschützt werden können. Anfang Mai hatte Time Warner melden müssen, dass persönliche Daten von mehr als 600.000 Mitarbeitern bei einem Transport in einem Container verschwunden seien. Und im Dezember vergangenen Jahres verlor ein Transportflugzeug auf unerklärliche Weise Informationen über die Angestellten der Bank of America, die in ein Backup-Zentrum gebracht werden sollten. Bei der Citigroup selbst hatte es im Februar 2004 einen peinlichen Zwischenfall in Singapur gegeben. Dort hatte ein Transportkurier die Tür eines Lastwagens offen gelassen – Daten von rund 120.000 Kunden des japanischen Citigroup-Ablegers waren damals buchstäblich vom Laster gefallen.

Die Citigroup-Kunden im aktuellen Fall sind inzwischen per Mail informiert worden. Gerüchten zufolge will das Institut in Zukunft ihre Backup-Dateien nicht mehr physisch, sondern elektronisch und verschlüsselt verschicken.

Das wird diejenigen freuen, die Backup auf Tapes ohnehin für ein Verfahren ansehen, das ihrer Ansicht nach bald der Vergangenheit angehören wird – und diejenigen ärgern, die Bändern eine große Zukunft voraussagen. Beispielsweise Kristie Bell, VP TotalStorage EMEA bei IBM. In einem Gespräch mit silicon.de hatte sie die Vorteile von Tapes gegenüber Festplatten erläutert.

Ihrer Meinung nach sind Bänder robuster kostengünstiger und flexibler als Disks. “Tapes werden nicht ausschließlich im Archiv ihren Dienst tun, sondern als günstige und sichere Backup-Alternative die Storage-Landschaft mitbestimmen”, so ihre Aussage. Mit Groll werden sie und andere Verfechter von Tapes jetzt mit ansehen, wie der Ruf der schon einmal totgesagten, aber standhaft bleibenden Speichertechnologie durch offene Laster oder verwirrte Transportunternehmen ramponiert wird.

Silicon-Redaktion

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