Vorhandenes weiterhin nutzen – die Versprechen von SOA
Service-Architekturen schreiben nicht vor, welche Produkte Anwender nutzen sollen. Sie könne Vorhandenes einsetzen und Fehlendes hinzuzukaufen.
Vorhandenes kann genutzt werden
Als weiteres Kernstück der Plattform dient das Master Data Management (MDM), ein Repository, das sowohl Meta-Informationen über die Daten aus den verschiedenen Systemen bewahrt als auch die Regeln, wie diese abgeglichen, verknüpft, aggregiert und konsistent gehalten werden können.
Über eines verfügt die I2-Plattform nicht, über Intergations-Server oder -Busse. Dafür ist Middleware wie die von Webmethods, Tibco, IBM Websphere oder Bea Systems notwendig. MDM übernimmt entweder die Rolle als Master oder als Slave.
Service-Architekturen schreiben Nutzern nicht vor, welche Technik und welche Produkte sie nutzen sollen. SOA bietet ihnen vielmehr die Möglichkeit, Vorhandenes zu nutzen, fehlendes hinzuzukaufen, um daraus flexible Prozesse zu gestalten. Insofern bedeute SOA, so McGrath, durchaus Konkurrenz zu komplexen Lösungen wie SCM.
Der Vorteil von Lösungsanbietern, wenn sie sich wie I2 als SOA-Architekten versuchen, besteht aber darin, dass bereits in Produkte gegossenes Prozesswissen vorhanden ist. Templates, Referenzmodelle, Regeln gibt es schon. Indem die Applikationsanbieter ihre Produkte SOA-fähig machen, erlauben sie den Anwendern, ihre Prozesskomponenten je nach Anforderung neu zu konfigurieren, nicht neu zu entwickeln. Bekommt I2 das hin, muss weder der UPM-Manager noch ein anderer Kunde auf eine neue technische Grundlage migrieren. Er kann allerdings Flexibilität hinzugewinnen. Dennoch lautet der Rat von AMR-Analystin Cecere: “Vorsicht vor zuviel Technologie-Gequatsche! Die Unternehmen wollen Probleme gelöst sehen.”
Das ist auch ein Anliegen von John Kunze, CEO des kalifornischen Portal-Anbieters Plumtree. Allerdings sind für ihn SOA-basierte, ‘composite’ (zusammengesetzte) Applikationen die Lösung für den Bedarf der Unternehmen an flexiblen IT-gestützten Prozessen. Ein Prozess wie die Kreditvergabe, Produktfreigabe oder Beschaffung, so Kunze, lebe nun einmal außerhalb von Applikationen, das heißt, er setze sich in der IT-Betrachtung aus diversen Anwendungen und Anwendungsteilen zusammen. Kein Wunder also, dass Gartner-Analysten zu der Einsachätzung gelangten, dass Applikationsentwicklung zwischen 2005 und 2008 zu 80 Prozent SOA-basiert seien. Ein Portal, so der CEO, erweise sich dabei als Dreh- und Angelpunkt für SOA-Strategien.
Portale geraten zur Service-Drehscheibe
Peter Hantl, Marketing-Manager für IBM Lotus Software, geht bei der Vorstellung der neuen ‘IBM Workplace’-Technik sogar noch weiter: “Das Portal ist das Betriebssystem der Workplace-Plattform.” Denn hier finde die gesamte Integration statt, etwa von Content-Managment, Workflow und Lösungen.
Laut Jay Simons, als Plumtree Vice President zuständig für das Produkt-Marketing, verfüge zum Beispiel ein durchschnittlicher Kunde über etwa 120 verschiedene Web-Applikationen. Selbst wenn Web-Services die Integration vereinfachten, bleibe es harte Arbeit, ein funktionsfähiges Zusammenspiel hinzubekommen. Was nach Meinung von Gartner-Analysten fehle, sei ein “Gap Management”, ein Management, mit dem sich die Lücken zwischen den verschiedenen Applikationen besser entdecken und schließen lassen. Simons siedelt die Plumtree-Produkte genau hier an.
Der Hersteller bietet eine Reihe von Services, die oberhalb einer herkömmlichen Schicht für Anwendungsintegration sitzen. Diese sollen solche Lücken, wie Gartner diagnostiziert, schließen. Dabei findet die Zusammenführung der Informationen über Portlets, XML oder Dotnet statt. Die ‘Enterprise Web Suite’ zum Beispiel integriert verschiedene Applikationen via Web-Services. Vertikale Lösungen, zunächst nur für den Handel und die Pharmabranche, sollen die bisherigen Querschnittsfunktionen ergänzen.
Außerdem hat sich Plumtree für das Management von Prozessen nun einen Partner an Bord geholt, Fuego, Hersteller von Werkzeugen für das Business Process Management (BPM). Bisher nutzt das Tool die Workflow-Standards BPEL (Business Process Execution Language für Web Services) und XPDL (XML Process Definition Language). Mit einem der nächsten Releases werde auch Eclipse unterstützt und das Tool damit Thin-Client-fähig werden, kündigt der Hersteller an.
Deutschland ist für Plumtree hinter Großbritannien zwar der zweitgrößte Absatzmarkt in Europa. Während Portalprojekte allerdings in Großbritannien, Italien und Spanien bereits für die Zusammenführung von Applikationen hergenommen werden, dient Portaltechnik hierzulande noch hauptsächlich als Kommunikationsplattform – im eigenen Unternehmen oder höchstens für ausgewählte Partnerschaften.
SOA lohnt sich
Andere sind weiter, was die Zusammenführung von Applikationen und Prozessen über ein Portal angeht. Ausdruck einer solchen Integration wäre eine Instrumententafel (Dashboard). Dieses zeigt im Gegensatz zu herkömmlichen Buisness-Intelligence-Systemen nicht nur an, was sich im Unternehmen abspielt, sondern dient auch zur Steuerung. Zeigt, wie bei Dell, ein System an, dass in absehbarer Zukunft etwa Festplatten für den Bau von PCs fehlen, werden über das Portal ausgleichende Maßnahmen angestoßen.
Prozessintegration durch SOA könne mit Hilfe von Plumtree von Anfang an eine lohnende Sache sein, wirbt Chef Kunze. Als Beispiel nennt er die Authentifizierung. Einmal als Service implementiert, kann sie von Anfang an die Pflege und Verwaltung verschiedener Directories erheblich vereinfachen und in den verschiedensten Applikationen verwendet werden.
Plumtree-Anwender Bruno Raybaud aus der IT-Abteilung der Groupe Casino, der auch das Handelsunternehmen Spar angehört, setzt bereits die neue Handelslösung des Softwareherstellers ein. Er erläutert, wo vormals das Problem lag: “Jedes Mal, wenn wir Daten von einer unserer IBM-Mainframe-Applikation benötigten, mussten wir neu entwickeln.” Seine Portal-Lösung, die länderübergreifend für sämtliche Shops und Lieferanten gedacht ist, gewährt nun allen mit unterschiedlichen Berechtigungen auch Zugriff auf solche Host-Daten. “Die Portal-Applikation wurde anders erstellt als jemals zuvor”, erzählt Raybaud begeistert. “Ein Service, der einmal entwickelt wurde, bleibt einfach so und wir fangen die nächste Applikation an. Doch für die neue Anwendung benutzen wir viele diese Komponenten einfach.”