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RFID-Einführung ohne Risiko – geht das?

Radio Frequency Identification, kurz RFID, kommt – ohne Zweifel. Das große Potenzial, das in der Verwendung von Funketiketten steckt, übt dermaßen Druck aus, dass auch Unternehmen den Einstieg wagen, die sonst kaum zu den ersten zählen, wenn es um neue Techniken geht. Da stellt sich die Frage, wie sich die Risiken minimieren lassen. Doch wer Tipps hierzu erwartet, muss zuerst die Risken erkennen. Je breiter und häufiger RFID diskutiert wird, desto geläufiger erscheint die Technik. Das täuscht einen Reifegrad vor, den die RFID-Verwendung noch gar nicht erreicht hat.

Diese Ansicht vertritt etwa Elgar Fleisch. Er ist Professor am Institute of Technology Management der Universität St. Gallen, arbeitet für das Departement of Management, Technology, and Economics der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und im Vorstand der Auto-ID Labs und des M-Lab. Wer sich mit RFID beschäftigt, kennt ihn durch seine Vorträge und Studien zum Thema. “RFID ist kein Produkt oder eine Lösung, die man kaufen kann”, sagt er. “Es gibt kein Plug and Play.”

Viele sind sich zum Beispiel im Unklaren, dass die physikalischen Restriktionen von RFID die Erfahrung von Elektrotechnikern und Physikern erfordern. So ist nicht jeder Chip für jede Umgebung und jeglichen Untergrund geeignet. Grundsätzlich eignet sich für Metalle eher der Hochfrequenzbereich, also der Einsatz von hochfrequenten UHF-Transpondern. Bei hoher Konzentration von Flüssigkeit dagegen taugen eher die niederfrequenten Transponder. Doch welcher Chip, mit welchem Design und welcher Antenne eignet sich für Metallbehälter, in denen Flüssigkeit transportiert werden soll? Luftfeuchtigkeit kann zudem den Schreib/Lese-Vorgang beeinflussen, aber auch die Anreicherung der Luft mit Metallstaub. Außerdem muss beim Einsatz von vielen Schreib- und Lesegeräten mit Interferenzen zwischen diesen gerechnet werden.

Die gedruckte Batterie oder: Nicht jeder weiß alles

Noch einige Beispiele gefällig? Sowohl die Reichweite passiver UHF-Tags (868 bis 956 MHz) als auch die Zuverlässigkeit des Lesevorgangs lassen sich mit Hilfe einer Carbon-basierten Batterie, die per Drucker aufs Papier kommt, erheblich verbessern. Die ‘Power-ID’-Etiketten der Power Paper Ltd. Beispielsweise werden mit Hilfe dieser Batterien zu einem Zwischending zwischen aktiven und passiven Tags. Statt einer Mindestreichweite von 2 Metern werden 9 Meter erreicht, maximal gar 25 Meter.

Die 1,5 Volt-Batterien sind 0,6 bis 0,7 Millimeter dick, kosten maximal 3 Dollar pro Stück, bei hohen Auflagen 40 bis 50 Cents, und haben eine ungefähre Lebensdauer von drei Jahren. Die ICs stammen von Chiphersteller EM Microelectronic und iPico, einen Spezialisten in UHF- and Dual-Frequency-RFID-Technologie. Laut Anbieter haben Tests gezeigt, dass die damit ausgestatteten Tags auch geeignet sind für Behälter, die bei bis zu minus 20 Grad Eiscreme aufbewahren, wobei die Anforderung des Kunden darin bestanden habe, dass bei 3 Metern Entfernung die Genauigkeit 100 Prozent betragen musste. Der Reader befand sich in einem LKW-Tor.

Nach Herstellerangaben stellen derzeit Zigarettenschachteln aufgrund der verschiedenen Verpackungsmaterialien noch das größte Problem dar. Hier erreicht der Lesevorgang auf Artikelbasis eine Genauigkeit von 98 Prozent, wobei jede Schachtel eines Zehnerpacks ausgezeichnet ist und sich in einem 50er Karton befindet.

Bei aktiven Hochfrequenz-Transpondern kostet der Chip allein mindestens 1 Euro; die flachen Knopfbatterien schlagen mit 10 bis 30 Euro zu Buche. Bei passiven Tags soll es nach Aussagen von Analysten und Chipherstellern in den kommenden Jahren zwar einen Preissturz geben, so dass der Preis schließlich 0,05 Cent pro Stück betragen kann. Das ist in etwa die Schallgrenze, bei der sich der Einsatz von Funketiketten auf jedem Joghurtbecher lohnen würde. Aktuell jedoch liegt der Stückpreis bei 30 bis 50 Cents.

Die Suche nach dem Sinn

Der Ausflug in die Ausstattung von Funketiketten verdeutlicht letztlich, dass es nahezu für jede Umgebung und für alles, was mit Hilfe der Smart Tags ausgezeichnet werden soll, Lösungen gibt. Doch es zeigt auch, dass die Erstinstallation aufwendiger und teurer sein kann als vielleicht vermutet. Laut Fleisch gibt es nur wenige Experten, die sich mit dem Design von Antennen, Chips und Readern genügend auskennen. In keinem Fall jedoch reiche es, sich so genannte “Strategieberater” ins Haus zu holen. Das müssen auch die Großen wie Infineon, IBM, SAP und Sun einsehen. Es seien nicht in jedem Fall “die großen Stinker mit den schönen Folien”, die man brauche, sagt Fleisch.

Allerdings sorgt der Hype um RFID dafür, dass viele Unternehmen die Technik zwar einsetzen wollen, aber weder wissen wie noch wozu. IBM beispielsweise bietet einen Beratungsservice für Unternehmen an, die lohnende Einsatzmöglichkeiten suchen. So hatte sich der Elektronikkonzern Philips die Consultants ins Haus geholt, um gemeinsam Anwendungen und Produkte für ‘Nearfield Communication’ (NFC) zu entwickeln. Hierbei sorgen etwa Funkchips in Handys dafür, dass die Geräte zum Ersatz für Portemonnaie und Schlüssel werden, um Flugtickets, Hotel und Mietwagen zu reservieren. Außerdem half IBM dabei, Chip-Fabriken des Herstellers mit Hilfe der Funktechnik effizienter zu gestalten.

Zwei Grundregeln

Grundsätzlich lassen sich bei der Auswahl geeigneter Anwendungsfälle zwei Regeln formulieren. Erstens: Der Einsatz von RFID sollte einen Mehrwert für das Unternehmen erzeugen. Zweitens: Die Technik ist zu anders und zu aufwendig, um etwa Barcodes in funktionierenden Prozessen einfach nur zu ersetzen. Das gelte selbst dann, so Fleisch, wenn ein großer Kunde wie Metro oder Wal-Mart von seinen Zulieferern die Etikettierung mit Funkchips verlange. So bietet die Logistik-Tochter des Post-Konzerns DHL Solutions nach ersten Pilotprojekten für Konsumgüter-Hersteller eine Standard-Dienstleistung für Metro-Lieferanten an, die die Kennzeichnung mit den intelligenten Etiketten nicht selbst vornehmen wollen. ‘TAG-Fit’ lautet die Bezeichnung für die Etikettierung in zwei Kommissionierungsvarianten: ‘Cross-Docking’ und ‘Merge-fit’.

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Silicon-Redaktion

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