Während Branchenbeobachter über das mögliche Interesse von Microsoft an der Spyware-Schleuder Claria spekulieren, ist die potentielle Braut weiter eifrig damit beschäftigt, sich in unschuldig-weiße Schleier zu hüllen. Erst kürzlich wurden alle Geschäftsverbindungen zur etwas zwielichtigen Tauschbörse Kazaa gekappt, jetzt soll ein neuer Service um das Vertrauen der Nutzer buhlen.
Auch diesmal geht es darum, die Websurfer mit maßgeschneiderter Werbung zu versorgen – allerdings nicht in Form lästiger Pop-ups. Über dieses Stadium sei man nun hinaus, sagt Claria-CEO Jeff McFadden. Die aufploppenden Werbefenster seien lediglich ein Sprungbrett gewesen auf dem Weg zu ausgereifteren Technologien im Bereich verhaltensbasiertem Marketing – darauf habe Claria in Wahrheit immer gewartet. “Pop-ups waren niemals unser Ziel”, so McFadden gegenüber der Nachrichtenagentur AP. “Es gibt viele Leute, die keine Fans dieses Models sind.”
Der neue Claria-Service wird weiterhin an den Download einer Software gekoppelt sein – auch bisher fingen sich die Nutzer die Spyware-Schleuder in erster Linie durch das herunterladen vermeintlich kostenloser Angebote ein – doch Claria verspricht, sich künftig mehr um das Einverständnis der Nutzer zu kümmern. “Die Frage ist, wie heimtückisch sie dabei vorgehen”, sagt Spyware-Experte Ben Edelman.
Der neue Service soll noch im Laufe dieses Monats auf den Markt kommen. Dafür arbeitet Claria sowohl mit Entwicklern von Toolbars und IM-Programmen (Instant Messaging) zusammen als auch mit den Betreibern angesehener Webseiten – denen gleichzeitig die Verantwortung für ein positives Branding und das Verbrauchervertrauen aufgebürdet wird.
In der Branche zweifelt man jedoch daran, dass die Möchtegern-Wandlung vom Bengel zum Engel funktioniert. “Es ist ein bisschen naiv von ihnen, zu glauben, dass sie nur ein neues Produkt einführen müssen und damit die Sünden der Vergangenheit vergessen sind”, sagt Jeff Lanctot, Vice President der Werbeagentur Avenue A/Razorfish. “Sie müssen absolut ehrlich sein und zusätzliche Schritte unternehmen, die andere Firmen nicht machen müssen, um das Vertrauen der Verbraucher zu erlangen”, ergänzt Ari Schwartz vom ‘Center for Democracy and Technology’ in den USA.
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