Novell/Suse will die Community wieder ins Boot holen
Mit einer Kurskorrektur und weniger Personal an Bord will Novell im Kielwasser des Marktführers Red Hat aufschließen.
Novell baut um. Eine neue Linux-Distribution unter dem Namen ‘OpenSuse’ soll die Open-Source-Community künftig vermehrt an Suse Linux mitarbeiten lassen. Bislang behielt Novell die Entwicklung in den eigenen vier Wänden. Ein aufgebohrtes ‘Suse Linux Professional’ wird dann etwa die Rolle einnehmen, die das Fedora-Projekt beim Konkurrenten Red Hat inne hat. Dabei lässt es das Unternehmen aus Waltham, Massachusetts, aber nicht bewenden: Wegen enttäuschender Zahlen in Europa sollen in der Region bis zu 150 Stellen abgebaut werden.
In abgeschwächter Form hatte Novell mit Suse Linux Professional und dem Suse Linux Enterprise Server schon eine zweigleisige Technologie-Strategie gefahren. Neue Entwicklungen mussten sich erst in ‘Professional’ beweisen, bevor sie in den ‘Enterprise Server’ aufsteigen durften. Daher auch der schnellere Release-Zyklus der ‘Bastler’-Version.
Doch die Evolution des Betriebssystems war zu sehr auf die Softwareschmiede in Nürnberg beschränkt, wie Community-Mitglieder bemängeln. Jason Perlow etwa, Autor und Systemarchitekt bei Unisys, analysierte in einem Beitrag im ‘Linux Magazine’ das Problem: “Sonnenklar: Um das Ding zum Laufen zu bringen, muss Suse Linux Professional ganz genau auf seine Wurzeln blicken und sich selbst als offenes Open-Source-Projekt wiedererfinden, ähnlich wie Fedora.”
Red Hat hat mit dem Fedora-Projekt mehr oder weniger die Weiterentwicklung des Betriebssystems in die Hände der Community gegeben. Nur was sich als tauglich erweist, kommt in den ‘Red Hat Enterprise Server’ und das offensichtlich mit Erfolg. Novells Strategie hingegen, Entwicklungen hauptsächlich im Haus zu machen, entpuppte sich als problematisch. Perlow glaubt, leichterer Zugang zum Code würde schließlich auch neue Entwickler anziehen, die dann auch vermehrt Novell einsetzen. Diesen Ratschlag und Red Hats Erfolg mit Fedora hat sich Novell jetzt offenbar zum Vorbild genommen.
Im Rahmen der Initiative werden Entwickler ab etwa 2006 den Source-Code des nächsten Suse Linux, das etwa dem Entwicklungsstand von Professional 9.5 entsprechen wird, auf der geplanten Seite www.opensuse.org bekommen können. Zunächst werde die Software für Betatester verteilt und Verbesserungsvorschläge sowie Bugfixes von unabhängigen Entwicklern angenommen. Offiziell bestätigen will Novell diese Pläne noch nicht. Trotzdem berichten interne Quellen, dass – anders als bei Fedora – OpenSuse auch weiterhin als Schachtel im Einzelhandel zu haben sein wird, einschließlich Support.