Ein bisschen liegt das allerdings daran, dass sie so komisch daherreden. Wer will, dass Arbeitsmänner und -frauen künftig mir nichts, dir nichts gefeuert werden können, und von ihnen dafür auch noch gewählt werden möchte, der spricht von “dringend notwendigen Reformen”.
Und wenn ein Politiker Verhaltensmuster an den Tag legt, wie man sie ansonsten nur von Kleinkindern in der Trotzphase kennt, dann nennt er selbst dies in aller Regel “Verantwortung übernehmen”. Das ist in etwa das Gegenteil von “zur Verantwortung gezogen werden können”.
Geradezu klassisch hat das unser Außenminister formuliert. Als er vor dem Visa-Untersuchungsausschuss erklärte: “Schreiben Sie rein: ‘Der Fischer ist schuld’.” Um sich dann wieder in seinem Ministersessel zurückzulehnen. Sowas ist gemeint, wenn ein Politiker die Verantwortung übernimmt. So rotzig sollte mal ein Malocher daherreden, der in Wolfsburg am Band eine Schraube nicht ordentlich angezogen hat!
Leuten, die den Job verloren haben, auch noch die Stütze zu streichen, heißt bei Politikern “fördern und fordern”. Ja, das ist alles nicht so leicht zu verstehen.
Eigentlich hätte deshalb auch die Games Convention am Wochenende in Leipzig ein Pflichttermin für alle Mandatsträger werden müssen. Dem Stoiber hätte man ja die Teilnahme erlassen können – wegen des Veranstaltungsorts.
Und die anderen hätten was lernen können. Computerspieler nämlich verstehen es, sich klar und prägnant auszudrücken. Das wär’ doch wirklich mal was für unsere Politiker gewesen.
Die Sache mit der Bundestagswahl etwa, die ist in der Gamer-Sprache sehr schnell erzählt: Das ganze liegt ja nur daran, dass der Schröder nach der NRW-Wahl so ditched – am Ende – war, dass er bloß noch ein game over wollte.
Aber die rules – i.e. das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949 – die sehen sowas nicht vor. Weshalb sich Schröder erst einmal als Bugger bewähren musste, als einer, der mehr oder weniger geschickt Lücken in den rules ausnutzt. Kurz: Er stellte die Vertrauensfrage nach Artikel 68.
“Nt – nice try“, befand gestern das Bundesverfassungsgericht. Und deshalb kann jetzt wieder bis zum 18. September gecheatet werden, was das Zeug hält. Das Wort kommt vom englischen “to cheat” und heißt eigentlich “betrügen”. Aber das wäre ein bisschen ungeschmeidig formuliert. “Wahlversprechen machen” klingt da doch sehr viel freundlicher.
Die Linkspartei etwa, die sich nach Lafontaines lfg – looking for group – gegründet hat, die will die Steuern um 70 Milliarden Euro erhöhen und davon circa 150 Milliarden ausgeben. Na ja, Linke sind halt beim Umgang mit Geld nicht besonders skillig.
Aber von der FDP glaubt man das. Die wird schließlich von den Leuten gewählt, die mit Geld umgehen können – in dem Sinn, dass sie’s haben. Die FDP gibt denn auch Wahlversprechen in Höhe von 600 Milliarden Euro, von denen niemand weiß, woher sie kommen sollen. Soviel nämlich würde die Privatisierung der Krankenversicherung kosten.
Allerdings ist FDP ein etwas unzeitgemäßer Name. Ein Gamer würde eher von wtjs sprechen, winnig team joiners. Das träfe auch deren soziale Präferenzen ganz gut. Sie sprechen von sich ja gerne als der “Partei der Besserverdienenden”. Und nach Wahlen haben sich die FDPler schon immer als wtjs bewährt. Also wenn’s knapp werden sollte …
Aber danach sieht’s diesmal wirklich nicht aus. Im Gegenteil: Sehr imba scheint’s zu sein. Das Kürzel steht für imbalance und bedeutet “unausgeglichenes Spiel”. Alles spricht für einen Defaultwin von Union und den wtjs. Es sei denn, es kommt noch mehr ff – friendy fire – auf die eigenen Reihen aus Bayern. Vom Stoiber.
Die imbalance liegt vor allem an Schröder, der sich in den vergangen sieben Jahren als echter Team-Killer erwiesen hat, einer der Massaker mit Vorliebe innerhalb der eigenen Mannschaft anrichtet. “Ich mach euch den Fischer”, hat er unlängst seinen Genossen versprochen und damit gemeint, auf einer Parteiveranstaltung besonders schlau daherreden zu wollen – wohl über Verantwortung und so. Allerdings macht Schröder eher sich selbst den Stoiber.
180.000 Mitglieder hat die SPD durch ihn verloren. Kein Kanzler der Bundesrepublik hat die deutsche Sozialdemokratie so gebasht wie er. Und auch keiner im Kaiserreich, einschließlich Bismarck. “Vgj – very good job“, kann sich da die Merkel sagen.
Sonst sagt sie eigentlich wenig. Das möchte sie erst nach der Wahl tun.
Statt dessen lässt sie, weil sie mit Vornamen Angela heißt, bei ihren Wahlkampfauftritten immer ‘Angie’ von den Stones auflegen – nach der Nationalhymne, dann wenn man beim Stoiber daheim das Bayernlied spielt. In Angie kommt übrigens die hübsche Zeile vor. “Angie es wird Zeit, Goodbye zu sagen.” Ach ja, das wär’ schön.
Um herauszufinden, worin sich Merkel und Schröder politisch unterscheiden, muss man in dem griefigen Spiel allerdings schon einen höheren Level erreicht haben. Im Prinzip besteht der Unterschied lediglich darin, dass beide dasselbe wollen: der Rule von Deutschland sein.
Und deswegen soll man einen von beiden wählen. – lol – laughing out loud.
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