Der erste Massen-Chip mit Virtualisierungsfähigkeiten ist ein Single-Core Pentium 4 von Intel und damit keine Server-CPU. Bislang war Intels ‘Virtual Technology’ (VT) unter dem Code-Namen ‘Vanderpool’ bekannt. Voraussichtlich in den nächsten Tagen bringen die Hersteller Acer, Founder, Lenovo und TongFang ersten Modelle auf den Markt. Mit Virtualisierung lassen sich auf einer Hardware-Plattform mehrere Betriebssysteme unabhängig voneinander betreiben.
Intel propagiert mit der Veröffentlichung eine neue Generation. Bessere Verwaltbarkeit und mehr Sicherheit bietet die neue Technologie, wie der Hersteller verspricht. So lässt sich beispielsweise für das Browsen im Web ein Bereich des Rechners festlegen. Viren, Trojaner, und andere Schadsoftware bleiben dann auf den abgegrenzten Teil beschränkt. In einem unveränderbaren Bereich können zum Beispiel auch Konfigurationsdateien für ein System gespeichert werden. Bei einem System-Crash lässt sich so der Rechner schnell wieder rekonfigurieren.
Wie auch Konkurrent AMD entwickelt Intel Hardware-Vitualisierung. “Dabei stellt der Chip spezielle Befehlssätze bereit”, erklärte Christian Anderka, Sprecher von Intel Deutschland, im Gespräch mit silicon.de. Virtualisierungssoftware kann dann auf diese Befehle zugreifen und effektiver Arbeiten. “VMware und Xen sind hier die Vorreiter.” In der aktuellen Version unterstützt VMware das CPU-Feature allerdings noch nicht. Mit dem nächsten Update will der Hersteller aber auch diese Funktion mit einfügen. Microsoft hat Unterstützung gelobt, sowohl für VT als auch für das Pendant von AMD im Longhorn Server. Die Software plant Microsoft für 2007.
Auffällig ist nur, dass Intel die Technologie zunächst in einer Desktop-CPU veröffentlicht. Anfang 2006 werde ein Dual-Core-Pentium folgen. Für den verbreiteten Server-Chip Xeon präsentiert der Hersteller aber bis zum Sommer 2006 keine VT-Unterstützung. Mitte 2006 komme dann aber auch der Itanium mit Unterstützung für VT auf den Markt.
“Wir wollen mit der Veröffentlichung bei den Desktops der Softwareentwicklung einen Schub geben “, kommentierte Anderka. Technisch sei der Aufwand bei der Implementierung von VT in Server-Chips der gleiche, lediglich die Validierung sei etwas komplexer. Jedoch werde diese neue Technologie nicht sofort in allen großen Einzelhandelsketten zu finden sein. Daher wolle man bei den Anwendern, die in den nächsten Monaten vor allem in größeren Unternehmen zu finden sein werden, das Usage-Model der Virtualisierung etablieren. Neben Performance-Gewinnen durch die Hardwareunterstützung werde auch die Stabilität verbessert. Bis sich diese Technologie flächendeckend durchsetzt, werden noch einige Monate vergehen, heißt es von Intel.
Der Einsatz von Virtualisierung auf Servern unterscheidet sich von der auf Desktops. Wo es beim Desktop vor allem das Management von unterschiedlichen Usern und Fragen der Sicherheit sind, herrschen auf Servern andere Szenarien vor: Das Stichwort Konsolidierung steht hier im Mittelpunkt. Verschiedene Betriebssysteme und Anwendungen lassen sich dann auf einer mehrwegigen Hardware zusammenfassen. Unternehmen müssen dedizierte Server, die lediglich eine Anwendung betreiben, dann nicht mehr in einer separaten Hardware installieren.
Im Herbst 2006 will Intel auch ihre ‘Active Management Technolgoy’ (iAMT) veröffentlichen. Die ‘Professional Business Platform’ mit den Codenamen ‘Averill’ verbessert die Verwaltbarkeit und vor allem die Fernwartung von Systemen. Unter iAMT lassen sich beispielsweise auch ausgeschaltete Systeme remote starten. Intel spricht hier von einer “eingebauten” Sicherheit für Netzwerke und Systeme.
Mit ‘Pacifica’, der Hardware-Virtualisierung des Konkurrenten, will AMD in der ersten Hälfte 2006 nachziehen. Ohne nähere Details zu nennen erklärte AMD jedoch, dass man Server- und Desktop-Chips zeitgleich mit der Virtualisierung versehen werde. Auf die unterschiedlichen Zeitpunkte für die Veröffentlichungen von Intel weiß man sich bei der Konkurrenz keinen Reim zu machen.
So verspricht sich AMD von der Virtualisierung im Bereich Server mehr Einsatzmöglichkeiten als auf dem Desktop oder für den Endverbraucher, obwohl sich auch hier Vorteile für den Nutzer ergeben. Die Pentium-4-Modelle ‘672’ und ‘662’ werden in Einheiten zu 1000 Stück rund 600 Dollar beziehungsweise 400 Dollar kosten.
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