IBM hält Deutschland für einen der größten und zugleich dichtesten Speichermärkte. Will heißen, hier lässt sich von allen europäischen Ländern am meisten Geld mit neuen Storage-Lösungen verdienen. Dem tragen die Hersteller auf der aktuellen Konferenz in Frankfurt, der Storage Networking World 2005 (SNW), mit vielen neuen Versionen alter Produkte Rechnung. Doch es gibt sogar Neues, auch wenn es bereits seit Jahren bekannt ist, wie die 1999 standardisierte und 2000 zu Grabe getragene Architektur Infiniband.
“Wer hätte gedacht, dass Infiniband noch einmal zum Leben erwacht – sicherlich niemand. Aber unsere Prognosen zeigen genau dies an”, sagt beispielsweise Julie Ryan, Manager für Allianzen bei Engenio, einem Storage-Anbieter, der unter anderem an IBM modulare Speichersysteme liefert. Zwar werde die Technik niemals eine Massenanwendung sein, aber als eine neue, kostengünstige Zusatztechnik zu Fibre-Channel-basierten (FC) Storage Area Networks (SAN) könne die tot geredete Technik “einen gewissen Teil des Marktes erobern”. Im Jahr 2004 wurden weltweit aber nur 500.000 Infiniband-Ports verkauft, bei FC waren es etwa 20 Millionen, zitiert das Unternehmen aus einer Marktstudie.
“Infiniband wird in naher Zukunft wohl keine Massenanwendung, aber als eine natürliche Erweiterung der bestehenden Verbindungen von Server-Pools kann Infiniband eine kostengünstige, robuste und nutzerfreundliche Alternative werden”, so Ryan. Erste Kunden wenden die Technik laut Ryan im Live-Betrieb testweise an. Auf dem FC-Markt setzen die Fachleute, die unter anderem Systeme für IBMs Speicherabteilung herstellen, weiterhin auf das neue Tempo 4 Gbit/s.
Und Big Blue? Der Konzern, der im Jahr 2000 zu den Infiniband-Pionieren gehörte, will davon jetzt nichts mehr wissen. Wie Laura Sanders, Vice President für Speichersysteme, -produkte und -lösungen, es formulierte, wird IBM lediglich die Augen offen halten, wenn es darum geht. “Selbstverständlich bleiben wir bei allen interessanten Technologien aufmerksam”, sagt sie. “Sobald Infiniband unter Beweis stellen kann, dass es wirtschaftlich gesehen das bessere Modell der Koppelung im Speicherumfeld ist, werden wir uns dem nicht verweigern.” Aber geplant sei nichts in der Richtung. Vielmehr setze der Konzern – der für sich in Anspruch nimmt, alles, was derzeit beim Speichern “State of the Art” ist, im Portfolio zu haben – im unteren Bereich eher auf Produkte mit iSCSI-Verbindungen und in der oberen Liga auf FC.
Eine klare Absage aus dem Hause IBM bekam auch das messeinterne Gerücht, dass Big Blue an eigenen Network Attached Storage-Lösungen basteln soll. “Unsere Partnerschaft mit Network Appliance in dieser Frage ist strategisch”, so Sanders. Die Produkte, die von dort kommen, würden lediglich mit IBM-Software und der ein oder anderen Funktion angereichert. Ansonsten vertraue der Konzern auf den Partner und seine Forschung. Für wesentlich spannender hält die Managerin da schon das Thema ‘Virtualisierung’. Sie beschreibt, dass sich im laufenden Jahr die Zahl der Kunden für große Virtualisierungsprodukte von Quartal zu Quartal verdopple und diesen Trend sieht sie auch für das nächste Jahr, ohne genauere Zahlen zu nennen. Bislang seien allerdings schon 1000 ‘SAN Volume Controller’ weltweit verkauft worden, sagt sie. Außerdem sollen die “stark verdichteten, Protokoll-unabhängigen Funktionen” in den neuen Geräten, die IBM jetzt noch im Forschungslabor hat, bald noch mehr Auswahl bringen, orakelt sie. Diese Leidenschaft für Virtualisierung teilt die IBM-Frau derzeit mit vielen Konkurrenten.
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