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Revival-Party für Storage Service Provider?

Als Daten begannen, sich wie Fliegen im Hochsommer zu vermehren, trat ein neues Geschäftsmodell an, den überforderten IT-Managern zu helfen. Der Plan war, die anrollende Datenflut abzufangen, in kompetente Hände außerhalb des Unternehmens zu geben und dort zu verwalten. 2000 und noch Anfang 2001 glaubte man fest an das Konzept der Storage Service Provider und sagte ihnen eine blühende Zukunft voraus. Kurze Zeit später schlugen nahezu alle SSPs ungebremst vom rosa Internet-Himmel auf dem harten Boden der Realität auf.

Die Masse an Informationen schwillt immer noch täglich an. Wäre also nicht ein Revival des Konzepts denkbar, jetzt, nachdem die Branche – und gerade SSPs – das erste Hoch und vor allem das erste richtig tiefe Tief zu spüren bekommen haben? Wo sich der Markt beruhigt und sich darwinesk gelichtet hat und alle, die hier tätig sind, Erfahrungen gesammelt haben?

Nein, sagen die meisten silicon.de-Leser. In einer Umfrage zum Thema Storage Service Provider gaben gut ein Drittel der Teilnehmer an, ihre Daten grundsätzlich nicht in die Hände eines Dienstleisters zu geben. Das entspricht 489 der insgesamt 1430 Leser, die an der Umfrage teilgenommen haben.  20 Prozent machen sich Sorgen wegen der Sicherheit und behalten deshalb ihre Daten lieber im eigenen Rechenzentrum, 16 Prozent verneinen ein Auslagern der Kosten wegen und 15 Prozent sagen aus technischen Gründen Nein. Immerhin 12 Prozent können sich grundsätzlich vorstellen, mit einem SSP zusammenzuarbeiten.

Hallo, ist da jemand?

Und doch: das britische Unternehmen Colt Telecom setzt auf die 12 Prozent, die sich ein SSP-Modell vorstellen können. Im Juni präsentierte der TK-Anbieter einen Dienst, der im Grunde identisch ist mit den Services, die die SSPs vor fünf Jahren angeboten hatten: ‘Sorge Dich nicht um die Speicherung und Archivierung Deiner Daten, wir hosten das für Dich.’ Das Unternehmen tut das ohne die Angst, dem gleichen Schicksal zu unterliegen wie die Vorgänger. Sprechen wir also von dem Wegbereiter aus der Talsohle, der die neue Wende für Speicherdienstleister einläutet?

Ahmed Asfour, Marketing Direktor beim deutschen Colt-Ableger, mag nicht mit den Unternehmen von damals verglichen werden. “Unser großes Alleinstellungsmerkmal sind die eigenen Leitungen und Rechenzentren. Wir können unseren Dienst zu eigenen Konditionen anbieten und Kosten kalkulieren, ohne von einem Carrier abhängig zu sein.” SSPs hätten damals auch schon erfolgreich sein können, wenn sie sich Carrier als Partner gesucht hätten, so Asfour. Isolierte Modelle konnten seiner Meinung nach nicht funktionieren.

Dass sich das überhaupt noch einer traut, wundert andere sehr. Arndt Müller, Product Manager Storage bei Sun Microsystems, sagte im Gespräch mit silicon.de, dass klassische SSPs kein Thema mehr seien. “Die ganzen Business-Modelle waren ohnehin ‘high risk’.” An sich findet er die Idee der SSPs sogar ganz gut, aber nur für die Kunden. Die Anbieter sähen da “ganz schlecht” aus. Und auch Andreas Walbrodt, Director bei IBMs Integrated Technology Services (ITS), macht zu hohe Barrieren für das Scheitern der Nischendienstleister verantwortlich. “Man braucht eine riesige Bandbreite für Online-Storage, und das über große Entfernungen. Das ist damals wie heute preislich kaum anzubieten.”

Der Untergang der SSPs

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Das Konzept war damals denkbar einfach. Das Business-Modell sah vor, eine Halle, einen großen Raum oder einen alten Armeebunker, wie es Mount10 werbeträchtig anbot (und dennoch scheiterte) zu mieten, eine Speicherinfrastruktur mit hohen Kapazitäten hineinzuschieben, Hosting-Angebote mit diversen Serviceleistungen zu unterbreiten und auf Kunden zu warten, die mit der eigenen Speicher-IT nicht zurecht kamen, entweder weil sie die Komplexität kommen sahen oder schlicht nicht genug Leute und Know-how besaßen, um die Informationen zu sichern. Die Datenwächter kümmerten sich um die Datenhaltung, zu der Backup-Routinen und Disaster Recovery ebenso gehörten wie die Bereitstellung ausreichender Ressourcen.

Partnerschaften zwischen SSPs und Carriern waren während des Dotcom-Booms tatsächlich kaum in Betracht gezogen worden. In der Zeit der Euphorie glaubte jeder, es aufgrund der Nachfrage ganz alleine schaffen zu können. Kooperationen gab es nur mit Hardware-Herstellern wie EMC oder Hitachi Data Systems. Die USA waren Spitzenreiter bei den Firmengründungen und Start-ups wie Storability, StorageLink, StorageAlliance oder StorageNetworks schossen wie Pilze aus dem Boden. Letztere gelten als Wegbereiter und waren sogar in Deutschland aktiv.

Inzwischen sind die meisten liquidiert worden. Einen großen Anteil daran hat sicherlich auch der Zusammenbruch des Internet-Hypes, der vor allem Start-ups mit voller Wucht traf. Ein bescheidener Kreis verdingt sich als Software-Anbieter oder bietet seine Storage-Hosting-Dienste nicht als Outsourcer, sondern als Inhouse-Service an. Das heißt, er übernimmt das Storage-Management innerhalb der IT-Abteilung des Unternehmens.

Carrier und Colt

Einige Experten geben heute lediglich noch Telcos eine Chance, überhaupt eine solche Art von Hosting-Diensten anbieten zu können. Ein Analyst der Aberdeen Group erklärte neulich in einem US-Artikel warum: “Telecom-Provider sind die einzigen, die von Natur aus Daten hosten.” Andererseits fühlen sich die meisten TK-Anbieter und deren Service-Töchter wie T-Systems wenig berufen für diese Aufgabe. British Telecom bildet da mit seinen ‘Hosting und Storage Services’ eine Ausnahme. Das Unternehmen übernimmt nach eigenen Angaben die Speicherung und Archivierung von Mails und Dokumenten und kümmert sich um Geschäftskontinuität und Disaster Recovery.

Colt hat in Teilen, was einen Telco ausmacht: 20.000 Kilometer eigene Glasfaserleitung und 13 Rechenzentren, die ursprünglich für e-Business-Lösungen gedacht waren. Statt als klassischer Outsourcer – den Begriff hört Ahmed Asfour im Zusammenhang mit seinen Managed Storage Services gar nicht gern – aufzutreten, der Personalverantwortung und vieles mehr übernimmt, will Colt “ausschließlich Aufgaben übernehmen”. Asfour: “Wir sagen nicht:  Mit unserem Service kannst du 10 Leute weniger beschäftigen. Für den Kunden ändert sich erst einmal nicht viel, weil die Logik im Haus bleibt.” Ausgelagert werde eigentlich nur die Datentechnik, so Asfour. Mit dem Vorteil der eigenen Leitungen könne der Anwender wie über eine gesicherte LAN-Verbindung auf seine Daten zugreifen. “Wir sind keine IBM”, sagt er und meint damit, lieber die Strategie eines Nischen-Providers zu verfolgen.

Andere, die Leitungen mieten müssen, stehen da natürlich vor einem Problem, das aber grundsätzlich nicht unlösbar ist. Dennoch halten es die meisten der Branche für nicht rentabel. Man müsste ‘On-demand’ machen, damit ein solcher Dienst wirklich sinnvoll ist, so das Argument. Das sei aber “zu riskant”, meint Müller von Sun. “Die SSPs können da nicht mehr mit Kosten kalkulieren, weil nicht voraussehbar ist, welche Mengen der Kunde abnimmt.” Asfour hält auch hier Colt für im Vorteil. “Die Rechenzentren stehen eh, und ob nun ein Kunde mehr oder weniger hinzukommt, der anteilig bezahlt, ist letztlich egal.” Bei anderen Anbietern spiele auch der betriebswirtschaftliche Aspekt eine Rolle. “Die wollen verständlicherweise etwas verkaufen.”

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Silicon-Redaktion

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