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Web Services bescheren Mainframes einen zweiten Frühling

Mit dem Wort ‘Transaktionen’ verbinden Informatiker vor allem eins: Große Hardware, am liebsten Mainframes. Die Bilder dazu in den Köpfen der meisten IT-Profis scheinen aber aus einer anderen Zeit zu kommen, als Computing noch etwas elitäres war. Mit Web Services assoziiert man dagegen eher schnittige Unix-Maschinen, Java, Linux und XML. Die beiden Welten werden in Zukunft trotzdem sehr viel miteinander zu tun haben, denn Mainframe-Transaktionen sollen durch Web Services wesentlich mehr Anwendungen als bisher zur Verfügung stehen.

Seit dem Aufkommen leistungsfähiger Unix-Systeme, spätestens seit dem Internet-Boom, wird den Mainframes jahraus, jahrein das Aussterben vorausgesagt. Vergeblich: “Heute werden immer noch auf Mainframes mehr Transaktionen durchgeführt als im Internet, Tendenz steigend”, sagt Wico van Helden, Chief Technology Officer beim niederländischen Integrationsexperten Seagull Software. Sein Unternehmen hat sich auf die Einbindung der dicken Hobel in breitere Anwendungsinfrastrukturen eingeschossen. In letzter Zeit machte Seagull durch die Akquisition zweier US-Firmen, SofTouch Systems und Oak Grove Systems, von sich reden. Beide sollen die Holländer dabei helfen, Web Services für Mainframes noch zugänglicher zu machen.

Lange Jahre waren Mainframes so etwas wie Inseln. Ihre Arbeitsweise und Nutzung war ähnlich von der Außenwelt abgeriegelt wie die Maschinen selbst. Doch spätestens seit dem Aufkommen Service-orientierter Architekturen (SOA) müssen sie sich dem Rest der DV-Welt öffnen, und ihre Besitzer haben dafür gute Gründe parat. Zum Beispiel Online-Banking: Statt eine ganze Armee eigener Angestellten zu unterhalten, die die schriftlich eingereichten Aufträge der Kunden abarbeitet, lassen die Banken ihre Kunden selbst die Transaktionen vornehmen. Das spart den Kunden einige Euro an Gebühren, den Banken jedes Jahr mehrere Milliarden.

Die IT-Landschaft ist keine grüne Wiese

Unternehmen, die Mainframes halten, bohren sie in Richtung Web Services auf. Das zeigt sich auch an den Statistiken der Branche. Zwar kann der Hardware-Markt nicht gerade mit zweistelligem Wachstum glänzen, das Geschäft mit Software und Dienstleistungen rund um Mainframes aber boomt, bestätigt Massimo Pezzini, Distinguished Analyst bei Gartner. “Die Zahl der Mainframe-Kunden schrumpft, doch die Rechenkapazität, die von Jahr zu Jahr ausgeliefert wird, wächst.” Ebenso der Umsatz mit Software: Allein im Umfeld von IBMs Transaktionssystem CICS sei im letzten Jahr 6 bis 7 Prozent mehr verdient worden. “Externe Anwendungen wie Call-Center-Systeme oder die Verwaltung von Kundendaten brauchen eine Anbindung zum Mainframe”, erklärt Pezzini.

Sicherlich gäbe es günstigere Mittel als Mainframes, um Infrastrukturen für Web Services aufzubauen. “Heutzutage würde niemand auf die Idee kommen, Web Services mit Cobol statt mit Java zu erstellen”, sagt Joseph Hunt, Senior Product Marketing Manager beim Integrationsspezialisten Iona Technologies. Unix-Systeme kommen inzwischen sowohl an die Leistungsfähigkeit als auch an die operationelle Sicherheit der Mainframes heran.

Doch der Aufbau von Null auf für diese Klasse von Anwendungen ist eher selten. Die einschlägige Kundschaft ist in der Regel durch die eigenen Installationen vorbelastet. Für die meisten von ihnen ist es sinnvoller, existierende Mainframe-Kapazitäten zu erweitern und deren Anwendungen mithilfe von Spezialsoftware in die restliche IT-Landschaft zu integrieren.

IBM, trotz der Konkurrenz durch Unisys oder Fujitsu Siemens immer noch der Inbegriff eines Mainframe-Herstellers, hat diesen Sachzwang längst erkannt und schlägt Kapital daraus. Der Riese wirbt mit Nachdruck für Web Services als Technologie mit Zukunft und will dafür sorgen, dass seine Maschinen softwareseitig nicht ewig in derselben Nische bleiben. Die Palette an Mainframe-spezifischen Tools und Middleware der Websphere-Familie ist zu einem stattlichen Volumen angewachsen. Linux als zusätzliches Mainframe-Betriebssystem soll dafür sorgen, dass der Kundschaft alle Optionen offen bleiben.

“Mainframes profitieren davon, dass es immer mehr Protokolle gibt, mit deren Hilfe sich ihre High-Level-Architektur in andere Infrastrukturen einbinden lässt”, bestätigt Klaus Rindtorff, bei IBM verantwortlich für die Einführung des neuesten Websphere Portal Servers in Deutschland.

Mentale Herausforderungen

Noch ist allerdings die Zahl der Kunden, die tatsächlich die neuen Möglichkeiten nutzen, eher klein. “Nur vielleicht 5 Prozent der Anwender bauen Web Services für Mainframes mithilfe von Java und Websphere”, schätzt Massimo Pezzini von Gartner, aber deren Zahl wachse schnell. Der Rest zieht es immer noch vor, seine erprobten Cobol-Anwendungen für Web Services fit zu machen.

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Silicon-Redaktion

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