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IT-Sozialisierung gilt als neuer Megatrend

“Wir beobachten eine Sozialisierung verschiedener Technologien. Die Menschen verwenden die Technik mittlerweile so selbstverständlich wie einen Bleistift.” Mit dieser Aussage verdeutlicht Steve Prentice, Vice President und Chief of Research beim Marktforscher Gartner im Gespräch mit silicon.de einen neuen Mega-Trend in der IT.

So glauben die Analysten, dass Anwender und Verbraucher immer mehr Geschäftsentscheidungen und die Technologie innerhalb von Unternehmen bestimmen werden. Und das um so mehr, als der Alltag zunehmend dichter von Technologien durchdrungen wird. Das reiche vom heimischen Herd über das Büro und wieder zurück ins so genannte Home Office. Auch im Familienleben, im Auto oder bei der Freizeitgestaltung kommen vermehrt Mikroprozessoren zum Einsatz und setzen dabei Standards bei den Erwartungen der Verbraucher.

“Was einst eine strenge Zweierbeziehung zwischen Business und Technologie war, verkompliziert jetzt die Ankunft einer dritten Partei- dem Verbraucher”, so Prentice. Weil sich diese Dynamik verändere, bekommen Unternehmen Schwierigkeiten, den Angestellten und Verbrauchern vorzuschreiben, welche Technologien sie verwenden dürfen. “Produkte werden deshalb mehr und mehr für Konsumenten gestaltet und die IT-Fachkräfte müssen daran arbeiten, diese innerhalb der Organisation einzusetzen.”

Als Beispiel nannte Prentice Instant Messaging (IM). Jugendliche erledigen etwa ihre Hausaufgaben, haben aber fünf IM-Sessions offen, während im Hintergrund MP3-Dateien dudeln. “Das ist einfach die Art und Weise, wie sie ihre Aufgaben erledigen”, erläutert der Analyst.

Jedoch unterstütze nicht jedes Unternehmen derartige Technologien. Zum Problem entwickle sich das, wenn Einschränkungen wie etwa ein Verbot von IM-Clients die Produktivität der Arbeitnehmer mindert. Zurunter leide allerdings die Attraktivität des Arbeitgebers.

Die Technologie zu Hause ist sehr weit entwickelt, stellt der Gartner-Analyst fest. “Unternehmensanwendungen können derzeit einfach nicht mit den Erfahrungen der Nutzer und den daraus folgenden Erwartungen konkurrieren”, sagt Prentice. Der Mittelbau der Zukunft fordert dann das gleiche Level an Funktionalitäten, das er zu Hause am PC vorfindet, auch am Arbeitsplatz.

Das Internet, ja der PC selbst seien gute Beispiele für diese Entwicklung. Auch Consumer-Software wie Google Desktop oder die VoIP-Lösung von Skype haben nach und nach Unternehmen durchdrungen. Diese Technologien, die Technik-affine Angestellte einführten, durchdringen inzwischen jede Ebene der Unternehmenswelt und “revolutionieren” in manchen Fällen sogar die Geschäftsprozesse.

Doch nicht nur die Unternehmenskultur verändert sich, auch das Produkt-Design folgt diesem Trend und treibt ihn auch teilweise mit an. Besonders für die Nutzerfreundlichkeit stellt die neue Haltung eine große Herausforderung dar. “Die Leute wollen einfach die Dinge schneller erledigen. Geräte und Technologien müssen daher einfach und intuitiv zu bedienen sein. Sie wollen sich nicht damit auseinandersetzen, wie etwas funktioniert.”

Eine Untersuchung des Verhaltens von Handynutzern belegt, dass über 60 Prozent bei einer Fehlfunktion einen Dienst lediglich einmal maximal zweimal aufrufen. Und gerade an mobilen Geräten zeigt Gartner den Wandel auf: “Auf jedes mobile Gerät, das weltweit hauptsächlich für gewerbliche Anwendungen verkauft wird, kommen 20, die Konsumenten nutzen.”

Mit dem Mehr an Mobilität der Angestellten werden sich in den nächsten Jahrzehnten auch Web Services und Browser-basierte Anwendungen in den Unternehmen weiter etablieren. Als Beispiel nennt Prentice den Foto-Dienst Flickr, auf dem Menschen ihre Fotos lagern und austauschen können. Solche Dienste schaffen beim Anwender Vertrauen in die neue Technologien. Mit Office Live, dem Web-basierten Angebot von Microsoft, reagiere der Hersteller bereits auf den von den Konsumenten getriebenen Trend und passe das Geschäftsmodell entsprechend an.

Für Gartner ist diese Entwicklung nicht nur eine Chance für die Angestellten, sondern gerade für die Unternehmen. Techniken wie Virtualisierung könnten bei den Unternehmen für Einsparungen sorgen, wenn der Heim-PC durch eine virtuelle Schicht zur Unternehmenshardware zeitweise umfunktioniert wird.

Doch auch abseits solcher Szenarien sieht Gartner Vorteile für die Unternehmen. “Jenseits von Kosteneinsparungen bei Hard- und Software werden Firmen, die eine ‘Consumerisierung’ akzeptieren und sie nicht bekämpfen, letztlich von einer innovativeren, zufriedeneren und produktiven Arbeitskraft profitieren”, verspricht Prentice. Und doch sieht der Analyst auch die Grenzen dieser Entwicklung. “Wird es virtuelle Unternehmen geben? Ja! Aber werden diese in der Mehrzahl sein? Nein!”

Silicon-Redaktion

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