Oracle-Zukauf: Gartner hält Migrationen für unausweichlich
Oracle bemüht sich, die Siebel-Kunden zu halten. Analysten raten zur schrittweisen Anpassung an die neue Situation.
Glück haben die Kunden, die 7.5 oder spätere Software-Releases im Haus haben – für sie ist nach Ansicht von Maoz und Geishecker alles in trockenen Tüchern, weil die technisch angepassten Oracle-Funktionen wohl vornehmlich auf sie abgestimmt werden. Die neuen CRM-Funktionen von Oracle werden hierbei zu 80 Prozent aus Siebel-Plänen bestehen und bis 2008 die Bestrebungen von Oracle für CRM der nächsten Generation bestimmen. Danach wird sich Oracle also nicht mehr aus der Wissensschublade der alten CRM-Marktführer bedienen können und eigene Anstrengungen machen müssen. Neue Funktionalitäten werden demnach von Gartner erst nach 2008 erwartet.
Wer die noch relativ junge, als Konsequenz aus den Markterfolgen von Salesforce und deren als Hosting-Lösung eingeführte On-Demand-Software von Siebel einsetzt, der sollte sich aber schnell nach Alternativen umsehen – so die Analysten. Der Support hierfür kann aufgrund des Geschäftsmodells – also die CRM-Lösung auf einem zentralen Server beim Anbieter zu haben und diese zeitweise zu mieten – sehr einfach aufgekündigt werden. Wenn hierfür kein definitives Commitment des neuen Besitzers an die Kunden geht, sollten diese migrieren. Allen anderen Siebel-Kunden raten die Gartner-Leute, mit einer Migration auf IBM-Lösungen oder ein Dotnet-Framework von Microsoft zumindest so lange zu warten, bis die Details für eine Umstellung bekannt gegeben werden.
Microsoft-Chef Bill Gates hat aber schon Gedanken in diese Richtung entwickelt. Wie er vergangene Woche gegenüber der US-Presse sagte, will er die Konsolidierungswelle in der Anwendungslandschaft vor allem mit Technik würzen. So habe Oracle-CEO Larry Ellison viel Fusions- und Vertragswissen unmittelbar unter sich, bei Microsoft seien es eher Code-Kenner. Daher werde Oracle logischerweise mehr Kaufverträge abschließen, Microsoft aber mehr Code-Zeilen schreiben.
Außerdem erteilte er CRM als Standalone-Lösung mit den Worten eine Absage, die Technik habe die Erwartungen nicht erfüllt. Vieles, was CRM ausmache, habe einzig mit dem Workflow zu tun. Und die Tatsache, dass ausgerechnet die Software des Spezialisten Siebel in das riesige Oracle-Framework eingebaut werde, sei einfach nur logisch. CRM sei niemals die genau umrissene Standalone-Lösung gewesen, die die Macher erwartet hätten. In Sachen Workflow sagte er, genau das würde Microsoft bereits schon lange sehr tief einbauen. Der Riese Microsoft wartet also durchaus auf Neuzugänge in der Kundenkartei.