Unternehmen, die sich mit Sarbanes Oxley beschäftigen müssen, haben dagegen nach Ansicht von Experten zunächst einmal Kostenfragen auf dem Tisch. Die Ausgaben für das Rechnungswesen haben sich durch SOX in durchschnittlichen Unternehmen um 18 Prozent erhöht, die Herausforderungen für die Finanzabteilung sind eklatant gewachsen. Compliance Management ist damit richtig teuer und die Gesamtkosten gehen erst in einem Zeitraum von zwei Jahren ab der Konformität wieder zurück – das hat das Beratungsunternehmen Hackett Group festgestellt, das sich weltweit mit Geschäftsprozessen beschäftigt. Und weil sich auch deutsche Unternehmen, die in USA agieren, nicht aus den SOX-Fragen herausnehmen dürfen, betrifft auch sie die Warnung von Richard Roth, Chief Research Officer bei Hackett.
Er weist darauf hin, dass leitende Finanzer bezüglich der Compliance-Vorschriften mit größeren Herausforderungen konfrontiert sind als jemals zuvor. Noch dazu ist der Sarbanes Oxley Act nicht einfach nur eine von mehreren globalen Compliance-Initiativen wie Basel 2, sondern Gesetz. “Für die meisten von ihnen hat dies dazu geführt, dass anstelle der Effizienzoptimierung der letzten zehn Jahre nun steigende Gesamtkosten im Finanzwesen getreten sind”, sagt er.
Bei vielen Unternehmen habe das Thema Compliance sogar andere Aktivitäten, nämlich solche zur Kostenanpassung und zum Business Support, verdrängt. Nur wenigen sei es gelungen, trotz Compliance-Einführung auf konstant hohem Niveau zu arbeiten, oder im gleichen Zeitraum sogar bessere Ergebnisse erzielen.
Der Druck, der von Compliance ausgeht, sei aber zum jetzigen Zeitpunkt noch keineswegs überwunden. Unabdingbar seien dabei hochentwickelte – und daher auch meist nicht ganz billige – Risk-Management-Tools. Ein weiterer Kostentreiber ist Roth zufolge die Optimierung von Close- und Reporting-Prozessen – auch dafür gibt es entsprechende Anwendungen. Ähnlich wie Sturz empfiehlt auch Roth, die Prozesse anzupassen und sie konform zu den Standards zu gestalten. Die Anwendung von Best Practices, die unternehmensweite Standardisierung von Geschäftsprozessen und Arbeitsabläufen, umfangreiche Verbesserungen in der Planung, und schließlich Risk Management sollen helfen, trotz Compliance-Einführung profitabel zu arbeiten.
Und bei Basel 2? Das Rating-System, das beispielsweise für die Kreditvergabe und sonstige Bonitätsprüfungen in Europa verwendet wird, wird erst Ende 2006 bindend, doch die Unternehmen tun gut daran, sich jetzt damit zu beschäftigen. Das Beratungsunternehmen Steinbeis hat jedenfalls die größten Kostenfresser isoliert: eine wenig fokussierte und nicht dokumentierte Unternehmensstrategie, fehlende Controlling- und Planungsinstrumente, ineffiziente Arbeitsprozesse, unklare Kompetenzregelungen, mangelnde Dokumentation des Unternehmenswissens, fehlendes, schlecht dokumentiertes Wissen um und über Kunden, sowie eine mangelnde Qualifikation der Mitarbeiter. Diese Fehler gilt es zu vermeiden – auch unabhängig von Compliance-Fragen.
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