T-Systems will Atos Origin übernehmen, Logica CMG schluckt Unilog, SBS steht vor einer ungewissen Zukunft. Große Offshore-Anbieter drängen massiv in die Märkte. Während die Großen auf Wachstum durch Übernahmen, internationale Präsenz und Preisvorteile durch Global Delivery setzen, behaupten sich kleinere Dienstleister meist durch Kundennähe und Spezialisierung. Für die Anwenderunternehmen wächst neben der Vielfalt der Optionen auch die Chance, das Sourcing-Management zu vereinfachen.
Dass Übernahmen derzeit häufig Schlagzeilen machen, darf nicht verwundern. Der IT-Services-Markt in Deutschland und Europa ist weit entwickelt. Gerade in Deutschland, wo das Wirtschaftswachstum im Europavergleich hinterherhinkt, klagen viele IT-Services-Anbieter über ein schleppendes Neukundengeschäft. Das Wachstum findet vor allem bei den Bestandskunden durch zusätzliche Übernahme von Aufgaben statt, wobei häufig ein Wachstumskorridor zwischen 3 und 5 Prozent genannt wird. Für die großen Anbieter sind Übernahmen daher eine attraktive Möglichkeit, um die Bestandskundenbasis und damit auch das Wachstumspotential zu erhöhen.
Doch nicht nur große Übernahmen stehen aktuell auf der Tagesordnung. Für internationale Investorengruppen ist der IT-Services-Markt in Deutschland auf vielen Ebenen ein interessantes Betätigungsfeld. Hier steht beispielsweise die Übernahme von Arxes durch Waterland exemplarisch dafür, dass bei mehr und mehr IT-Services-Anbietern in Deutschland die Kapitalmehrheit ins Ausland wandert.
Expansion in Europa
Sowohl bei den Gerüchten um die Übernahme von AtosOrigin durch T-Systems als auch bei der angekündigten Übernahme von Unilog durch Logica CMG ist der Aspekt der Expansion in Europa sehr wichtig. So hat T-Systems außerhalb von Deutschland beispielsweise nur wenige Erfolge vorzuweisen. Unilog und Logica CMG scheinen sich ebenfalls geografisch gut zu ergänzen. Während Logica CMG in Großbritannien und den Niederlanden erfolgreich agiert, ist Unilog in Frankreich besonders stark und befand sich in Deutschland auf Wachstumskurs – nicht zuletzt auch durch die Übernahme von Avinci im Sommer 2004.
Diese eher lokale Stärke von europäischen Anbietern ist innerhalb der Top 25 in Deutschland und Frankreich nicht unüblich. Nur 11 Unternehmen finden sich in beiden Ländern in den Top 25. Die Mehrheit stammt aus den USA, darunter IBM, HP, EDS, CSC, Accenture und Unisys. Die europäischen Anbieter in beiden Top-25-Listen heißen Capgemini, T-Systems, AtosOrigin, LogicaCMG and Unilog, wobei durch die Übernahme zwischen den letztgenannten wieder ein Anbieter verschwindet. Und ein Ende des Konsolidierungsprozesses ist derzeit nicht abzusehen.
Veränderungen für Anwenderunternehmen
In einer Konsolidierungsphase gehören Anwender typischerweise zu den Gewinnern, wenn sie nicht gerade interne Probleme einer schlecht verlaufenden Anbieter-Übernahme ausbaden müssen. Einige Gründe:
Ein Trend, der von vielen großen Anbietern parallel zu ihren Übernahmestrategien verfolgt und von den Anwendern positiv aufgenommen wird, ist die Positionierung als Business Innovation/Transformation Partner (BITP) für ihre Kunden. Ziel dabei ist es, Partner der Kunden von der strategischen Beratung der Veränderungsprozesse über die Realisierung bis hin zum Outsourcing und Business Process Outsourcing zu sein und dadurch die eigene Wertschöpfung bei den Kunden zu erweitern. Wichtig sind dafür unter anderem Kompetenzen in der Organisations- und Strategieberatung sowie globale Delivery-Kapazitäten, um bei Bedarf auch Near- und Offshore-Kapazitäten mit einzubinden. Die Kunden profitieren im Gegenzug durch einheitliche und durchgängig entwickelte sowie vom BITP-Partner betriebene Prozesse und Lösungen.
Doch nicht nur das. Wenn ein BITP als Generalunternehmer auftritt, kann sich dadurch das Sourcing Management für große Anwenderunternehmen erheblich vereinfachen. Wenn beispielsweise der BITP-Partner die Steuerung von Subunternehmern übernimmt, die für ihn bestimmte Dienstleistungen im Rahmen des Gesamtvertrages erbringen, reduziert sich damit ein nicht unerheblicher Koordinierungsaufwand, der von vielen Anwenderunternehmen häufig unterschätzt wird. Denn mit steigender Zahl an externen Partnern und ineinandergreifenden Prozessen nimmt der Aufwand überproportional zu. Da viele Anwenderunternehmen bisher selektives Outsourcing betrieben haben und auch nicht über einen zentralen Einkauf von IT-Dienstleistungen oder Shortlists und Rahmenverträge verfügen, bieten sich an dieser Stelle durchaus Optimierungspotentiale.
Dass jedoch auch eine umfangreiche BITP-Partnerschaft ein effizientes Reporting und Partner-Management erfordert, steht außer Frage. Klar definierte Rollen und Verantwortlichkeiten beim Kunden wie beim Dienstleister sind dabei eine wichtige Basis für den gemeinsamen Erfolg.
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