Am facettenreichen Markt für Business Intelligence (BI) konnte sich bislang keiner der etablierten Hersteller wie Business Objects, Cognos, MIS, Hyperion oder SAS jeweils mehr als 25 Prozent des Kuchens sichern. Doch der Markt wächst unverdrossen. Nicht nur, weil die Flut der Daten jährlich um bis zu 90 Prozent zunimmt, sondern auch weil die potenzielle Anwenderschaft von BI-Lösungen immer breiter wird.
Große Player wie SAP, Microsoft oder auch Oracle entwickeln integrierte Tools weiter, die Informationen aus den eigenen Massenanwendungen wie ‘R/3’ oder ‘Office’ auslesen, jedoch auch mit Daten aus Fremdsystemen zurecht kommen. Noch scheinen die Ansätze von Microsofts ‘Maestro’ oder SAP ‘Business Warehouse’ und ‘Analytics’ noch nicht völlig ausgereift, wie in der Industrie allgemein zu vernehmen ist.
Die Tatsache, dass Unternehmen wie Microsoft und SAP ihre Macht hinter das Thema Business Intelligence stellen, wird aber auch gerne als Beleg herangezogen, dass dem Markt noch einiges zuzutrauen ist, vergleichbar mit dem Engagement Microsofts im Antivirus-Bereich. Auch hier schaffe der große Name für das Thema Aufmerksamkeit bei den Anwendern, was aber nicht nur Vorteile für BI-Spezialisten birgt: Die Herausforderung gehe da weniger von der Technologie aus, “doch der Markt steht still und schaut auf das, was SAP macht. Wir müssen anschließend Überzeugungsarbeit bei den Anwendern leisten”, klagt Thomas Maier, Sprecher von SAS.
Verschiebungen zu erwarten
Auch wenn kaum eine BI-Lösung der anderen gleicht und daher in diesem Marktsegment vor allem Spezialisten anzutreffen sind, könnte sich der Markt jedoch längerfristig zugunsten der großen Player verschieben. Die können sich dabei bequem auf einer großen installierten Basis transaktionsorientierter Applikationen ausruhen. Um Kosten, Zeit oder Personal einzusparen, liegt für viele Anwender der Schluss nahe, BI-Projekte auch mit den Werkzeugen desselben Herstellers umzusetzen. Solche homogenen Lösungen bringen jedoch nicht immer den gewünschten Effekt. Das mag unter anderem daran liegen, dass SAP und Microsoft mit relativ neuer Software gegen ausgereifte Produkte von Spezialisten antreten.
Und doch gibt es Argumente, die für die Lösungen der beiden Branchengrößen sprechen. “Die Tatsache, sich nicht von den gewohnten Werkzeugen lösen zu müssen, kommt bei den Anwendern gut an, weil sie damit schnell und gut zurechtkommen”, weiß Patrick Keller, Analyst des Business Application Resarch Center (BARC). Das Institut ist auf unabhängige Beratung für Business-Intelligence-Lösungen spezialisiert. Mit den BI-Tools der beiden Großen bekommen die Anwender weitere Ausgabemedien für Berichte oder Präsentationen in den gewohnten Umgebungen etwa von SAP oder Office. “Werkzeuge, wie sie jetzt Microsoft oder SAP anbieten, gibt es aber schon seit einigen Jahren von anderen Herstellern”, relativiert Keller.
Der Einfluss von SAP und Microsoft auf den BI-Markt lasse sich derzeit noch nicht recht abschätzen, sagt Keller. SAP drängt unter dem Dach der Netweaver-Plattform mit den Komponenten ‘Analytics’ und ‘Business Information Warehouse’ (BW) auf den Markt. Microsoft dagegen wartet neben dem ‘Business Scorecard Accelerator’ mit BI-Funktionen im ‘SQL Server’ auf und gilt damit bereits jetzt als wichtiger Anbieter in diesem Segment. Erweitert wird das Engagement jetzt auch mit dem ‘Business Scorecard Manager 2005’ (BSM), bislang bekannt unter dem Projektnamen ‘Maestro’, der noch zum Ende des Jahres veröffentlicht werden soll. Die deutsche Version folgt dann Anfang 2006 nach.
“Eine pragmatische Strategie” aus Redmond
Die ersten Versionen haben meist noch nicht den vollständigen Funktionsumfang, wie ihn Spezialhersteller abdecken, gibt Keller zu bedenken. Auch sei die Funktionalität von BSM noch nicht voll abzuschätzen, was eine Beurteilung erschwere. Jedoch lerne Microsoft schnell dazu, wie das Unternehmen zum Beispiel mit dem Internet Explorer eindrucksvoll gezeigt habe. Langfristig werde BSM aber nahe an die Tools klassischer BI-Anbieter heranreichen, glaubt der BI-Experte. Spätestens ab Version 3 oder 4 sieht der Analyst auch stärkere Veränderungen auf den Markt zukommen. Der Kuchen wächst zwar, doch wird künftig heftiger um die Stücke gestritten. Noch können etablierte Spezialanbieter auf ihren Vorsprung bauen.
BSM setzt auf den ‘SharePoint Portal Services’ und den Olap-Tools im SQL-Server auf. Über das Protokoll OLE-DB werden auch SAP- oder Oracle-Datenbanken angebunden. Die Software erweitert die Office-Suite um so genannte Wertungslisten, auf denen sich Schlüsselindikatoren – etwa Produktqualität oder Kundenzufriedenheit – definieren lassen. “Mit BSM gehen wir strategische Bereiche wie etwa Business Process Management (BPM) an”, erklärt Arno von Lengerke, Produktivitätsberater bei Microsoft Deutschland. Reporting und Data-Mining werden mit dem SQL-Server unterstützt.
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