Es folgte der Browser-Krieg. Der Konzern des Marktvisionärs nutzte seine Macht, um Netscape von der Platte zu putzen. Die EU-Kommission verhängte deswegen ein Bußgeld in Höhe von 497 Millionen Euro.
Und außergerichtlich waren noch einmal 750 Millionen Dollar an den neuen Netscape-Eigner AOL Time Warner fällig. Die Beilegung der Streitigkeiten mit Realnetworks, IBM und Sun schließlich schlugen mit 761 Millionen, 775 Millionen und 1,6 Milliarden Dollar zu Buche.
Und wer hat das alles bezahlt – bis auf die 800.000 Dollar, für die IBM dankenswerter Weise aufgekommen ist? – Unsereins, die Anwender, die mit jedem PC notgedrungen eine neue Betriebssystemversion von Microsoft kauften und deswegen heute noch Disketten und Installations-CDs von etlichen DOS-Versionen, von Windows 3.1 und NT in irgendwelchen Schubladen herumliegen haben.
Andererseits wird ja mit Buß- und ähnlichen Geldern auch sehr viel Gutes getan. Oft fließen sie an gemeinnützige Organisationen.
Und man kann es schließlich auch mal so sehen, dass Microsoft, wenn es mit dem Kartell-, dem Urheber- oder dem Patentrecht in Konflikt geraten war, anschließend immer die Notleidenden der Branche mit Millionenbeträgen unterstützt hat. In den happigen Software-Preisen wäre demnach quasi ein Soli für Real, AOL, Sun und andere Redmond-geschädigte enthalten.
Und noch was Versöhnliches: Die britische Industriegewerkschaft Amicus hat Bill Gates eine Glückwunschkarte geschickt und ihm gratuliert, dass er 50 geworden ist und noch immer in der IT-Industrie beschäftigt wird. Was ja angesichts des Anforderungsprofils der Branche wahrlich keine Selbstverständlichkeit ist.
Von “Ageism” sprechen die Briten. Auf Deutsch heißt das etwas unelegant Altersdiskriminierung.
Na ja, und was die journalistischen Wegbegleiter Bill Gates’ anbelangt, so können die sich auch nicht beklagen. Vor hohen Feiertagen wie dem Geburtstag des Microsoft-Gründers, da rufen dann die Redaktionen bei den hochbetagten Schreibern an und wollen wissen, wie das damals mit DOS war und was denn eigentlich CP/M gewesen sei und ob man nicht einen Beitrag schreiben könne. Und dafür bekommt man dann Geld, wofür man sich viele schöne Dinge kaufen kann.
Die Journaille ist ja, wie gesagt, eitel. Und viele, von denen man gemeinhin glaubt, sie wollten nur alles niedermachen, sind im Gegenteil daran interessiert, sich einen Moment lang auf Augenhöhe mit einem ganz Mächtigen zu fühlen. Deshalb wird der reichste Mann der Welt von uns Schreiberlingen auch immer Bill genannt.
Wohlan! Bill, mal ganz persönlich: Die Zusammenarbeit von uns beiden, von dir und mir, die ist doch eine echte Win-Win-Partnerschaft.
Du hast dir wirklich einiges geleistet im Leben. Geschichten, die man sich auch mit noch so viel Phantasie nicht ausdenken kann. Mach weiter so.
Dann wirst du noch reicher. Und Schreibern wie mir geht nie die Arbeit aus.
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