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Abrechnung mit Bill Gates

Da werden dann die großen journalistischen Ws hochgehalten, als da wären: Was, denen ist auch nichts Besseres eingefallen? – Wie kann man nur so einen Blödsinn schreiben?  – und: Wäh!

Presseschauen sind aber andererseits auch sehr instruktiv. Nicht unbedingt, weil sie stets Erhellendes zum Thema der Berichterstattung betragen würden, sondern vielmehr, weil sie immer viel über die Schreiberlinge verraten.

So titelte anlässlich des Geburtstags des Microsoft-Gründers vor einer Woche die Kleine Zeitung aus Graz: “Aus der Garage zum Milliardär – Bill Gates wird 50”. Derart zählebig ist also der Silicon-Valley-Mythos, dass ein junger, vielversprechender Programmierer mit Bleistift und Papier nachträglich zu den alten Schraubern Bill Hewlett und David Packard in ihre zugige Garage geschickt wird, um dort einen Basic-Interpreter zu schreiben.

Sehr lehrreich auch, wie das hiesige Flagschiff der Marktwirtschaft, das Handelsblatt, seine Hommage an den reichsten Mann der Welt überschreibt: “Bill Gates, der Marktvisionär”. Demnach handelt auch ein Monopolist marktwirtschaftlich, wenn er nur genügend Erfolg hat.

Über diese traurigen Erkenntnisse hilft indes die Headline aus der Schweizer Inside-IT hinweg: “Superhirn im Strickjäckli”. Wer so schreibt, dem scheint die wärmende Frühlingssonne auch im nasskalten Herbst direkt in sein großes Herz.

Und professionelle Anerkennung verdient der Wiener Kurier für: “Bill Gates: 50 Jahre, 51 Milliarden”. Sechs Wörter, um das Thema auf den Punkt zu bringen. Respekt!

Ein bisschen verunsichert einen hingegen, was auf einer Web-Site orakelt wird: “Selbst Microsoft-Hassern sei gesagt: Der Mann hat doch einiges geleistet im Leben.” Was meint der Redakteur jener Publikation mit dem vielsagenden Titel Krawall Gaming?

Spielt der virtuelle Rabauke etwa auf die mannigfaltigen Rechtsverstöße im Leben des Jubilars an? William Henry Gates III besitzt ja nicht nur das größte Vermögen – sondern auch die teuerste Strafzettelsammlung der Welt.

Angefangen hat er vor 30 Jahren. Seinerzeit ist er beim Zu-schnell-fahren erwischt worden. Die Polizeifotos aus dieser Zeit kursieren noch immer im Netz.

Microsoft hatte sie für eine Werbekampagne verwendet. Bildunterschrift damals: “Gut, dass es für Software keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt.” Der Strafzettel dürfte Bill Gates wohl ein paar hundert Dollar gekostet haben.

Später wurd’s noch teurer. 1980 lizenzierte IBM DOS von ihm, stellte aber dann fest, dass es doch verdächtig viel Ähnlichkeit mit CP/M, dem Control Program for Microcomputers von Digital Research hatte. Mit 800.000 Dollar schaffte IBM das leidige Problem aus der Welt.

Dann gab’s noch mal Ärger mit Digital Research, weil Windows, wenn es unter DR-DOS gestartet wurde, immer eine – dem Vertrieb von MS-DOS sehr zuträgliche – Fehlermeldung brachte. Mit einer Zahlung in Höhe von 200 Millionen Dollar regelte Microsoft diese Angelegenheit.

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Silicon-Redaktion

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