Microsoft engagiert sich bei Daten-Grids
Microsoft arbeitet an einer Cluster-Version des Betriebssystems Windows und will dabei auch eng mit Gremien für die Standardisierung von Grid-Technologien zusammenarbeiten.
Microsoft arbeitet an einer Cluster-Version des Betriebssystems Windows. Dabei will das Unternehmen auch eng mit Gremien zusammenarbeiten, die die Standardisierung von Grid-Technologien vorantreiben. Besonders für Daten-Grids soll die Microsoft-Plattform ausgebaut werden. Noch sind die Details allerdings recht sparsam. Microsoft-Anwender würden auch Clients zu einem Grid zusammenschließen können und auch mit Linux-Server würde sich das neue Produkt verstehen.
Derzeit bietet Microsoft für diesen Bereich die ‘Windows Server 2003 Compute Cluster Edition’. Vor einigen Wochen hatte Microsoft auf der Professional Developers Conference eine Beta-Version mit Unterstützung für 64-Bit-Technologie vorgestellt.
Hier will sich Microsoft gegen Linux und vor allem Unix etablieren. “Wir wollen unser Engagement im Highend-Bereich verstärken”, erklärte schon im Sommer Frank Mihm-Gebauer, Sprecher bei Microsoft, im Gespräch mit silicon.de. Dabei machte er auch deutlich, dass Microsoft hier noch Nachholbedarf hat: “Wir sind noch nicht da, wo wir gerne sein wollen.” Derzeit heißen die wichtigsten Microsoft-Konkurrenten, IBM, Sun Microsystems und Oracle, die allesamt eigene Grid-Lösungen auf Basis von günstigen und offenen Linux-Plattformen vorantreiben.
Daher will jetzt auch Redmond aus der Rolle des stillen Teilhabers heraus. “Microsoft will sich in der wissenschaftlichen Gemeinschaft in offenen und interoperablen Standards engagieren. Wir wollen sehen ob man technisches Computing auch auf Windows erreichen kann”, erklärte Tom Hey, Microsoft Vice President for Technical Computing, in einem Interview mit dem amerikanischen Branchendienst Cnet. Er glaubt, dass kommerzielle Grid-Software von Microsoft mit Open-Source-Produkten koexistieren wird können.
Microsoft werde, so Hey, sich dabei auf OGSA-DAI (Open Grid Services Architecture Data Access and Integration) konzentrieren, einen Standard für Daten-Zugriff. Das Ziel dieser Vereinigung ist eine Middleware, über die von einem Grid aus auf verschiedene Datenquellen zugegriffen werden kann.
Ob es Microsoft mit dieser Ankündigung tatsächlich ernst meint, bezweifelt der Illuminata-Analyst Jonathan Eunice. Die Aussage, offene Standards vorantreiben zu wollen, sei sehr interessant, aber nichts worauf man wirklich vertrauen könne: “Es ist offen, soweit ‘offen’ für Microsoft einen Vorteil bringt.” Microsoft trete gegen einen Unix-Markt an, wo die Konkurrenz seit 25 Jahren Erfahrungen sammeln konnte.
“Es ist ein Vorstoß in die Zukunft und verunglimpft, was bereits weiträumig in der Grid-Industrie vertreten ist”, kommentiert Eunice die Ankündigung von Microsoft. Damit wolle das Unternehmen andere Technologien, wie etwa das Globus-Toolkit, das von IBM unterstützt wird, verzögern. Auch die Tatsache, dass Microsoft sich Daten-Grids auf die Fahne geschrieben habe, die noch komplizierter seien als Rechen-Grids, würde diese Annahme unterstützen.
Hey, der im Sommer von der britischen e-Science Research Initiative zu Microsoft wechselte, sieht gerade in dieser Schwierigkeit den Anreiz für das Microsoft-Engagement. Als mögliche Anwendung nennt er die Meteorologie. Hier könnten über ein Daten-Grid die Informationen aus terrestrischen Sensoren mit den Signalen von Satteliten gemeinsam abgerufen werden, um das Wetter vorherzubestimmen.