Uni Frankfurt baut Grid für Materialwissenschaft

Die Frankfurter Uni beteiligt sich gemeinsam mit IBM an einem Projekt zum Aufbau eines ganz besonderen Wissenschafts-Grids: Es soll Materialeigenschaften und ihre Beziehung zueinander immer und überall abrufbar machen.

Die Wissenschaftler erklären, dass für die Suche nach neuen Werkstoffen, die bestimmte Eigenschaften “wie maßgeschneidert” mitbringen, eine lohnende Arbeit für die Disziplinen Chemie, Physik und angewandte Teilbereiche sei. Dabei kommt jetzt die Frankfurter Universität zusammen mit verschiedenen Universitäten in Großbritannien zum Zug, um ein Grid für Materialeigenschaften und ihre Anwendbarkeit zu bauen. Schließlich sei der Unterschied zwischen Diamant und Graphit bekannt und sehr augenfällig – obwohl beide aus Kohlenstoff bestehen, ist der eine durchsichtig und nicht kompressionsfähig, der andere vergleichsweise weich und undurchsichtig.

Ein internationales Konsortialprojekt soll nun eine Datenbank zur Simulation von Materialeigenschaften und die dazu passende Infrastruktur entwickeln. Diese wird vom britischen ‘Department of Trade and Industry’ mit 2,7 Millionen Euro unterstützt. Darunter ist auch die Arbeitsgruppe des Frankfurter Kristallographen Björn Winkler. Sie soll für die eigentlichen Berechnungen von Strukturen und Eigenschaften verantwortlich zeichnen. Das hessische Center for Scientific Computing soll vor allem Rechenleistung einbringen. Die Kommunikation der europaweit verteilten Forscher geschieht über eine Internetanbindung am Frankfurter Knotenpunkt. Die Unternehmen IBM und Accelrys stellen Labors, Infrastruktur und vermutlich auch weitere Mittel zur Verfügung.

Die zu erarbeitende Datenbank ist sehr nutzerfreundlich angelegt: Materialwissenschaftler und -entwickler in der Industrie können auf der Suche nach einer Verbindung mit einer bestimmten Eigenschaft über ein Webportal die Datenbank abfragen, ob die gewünschten Informationen bereits abgespeichert sind. Ist dies nicht der Fall, wird ein Expertensystem den Benutzer dabei anleiten, die Eigenschaften zu berechnen. Das geschieht unter anderem mit Computersimulationen, die die Daten anschaulich machen.

Das System wird dabei die aufwändigen Rechnungen automatisch auf unterschiedliche Computer verteilen, griddeln also. Die Daten werden in verteilten Datenbanken in Daresbury, Cambridge und Frankfurt vorgehalten, wobei ebenfalls Grid-Technologie eingesetzt wird, beispielsweise in Form von Storage Resource Brokers für die Lastenverteilung beim Speichern und Vorhalten.

Noch nicht fertig sind allerdings die Metadaten, mit denen die umfangreichen Datenmengen beschrieben werden. Anschließend sollen sie mit einer ‘CMLChemical markup language’, einer Variante der eXtended Markup Language XML, für die automatisierte Verarbeitung aufbereitet werden. Die Entwicklung von XML wird in Cambridge bearbeitet, während die Gruppen in Daresbury und bei IBM sich hauptsächlich um die Datenbankaspekte kümmern. Die geplante Kommerzialisierung des Projekts wird von der britischen Firma Accelrys vorbereitet. Die Datenbank soll den Nutzern bis Ende 2008 zur Verfügung stehen, dann versiegen die Fördergelder.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

IT 2025: IT-Führungskräfte erwarten massiven KI-Ruck

Einsatz von KI-Lösungen wirbelt auch in deutschen Unternehmen die Liste der Top-Technologieanbieter durcheinander.

23 Stunden ago

Sofortzahlungen im Wandel: Sicherheit und KI als treibende Kräfte

Echtzeitüberweisungen erfüllen die Erwartungen der Nutzer an Geschwindigkeit, sind jedoch anfällig für spezifische Sicherheits- und…

1 Tag ago

Blockaden und Risiken bei APM-Projekten vermeiden

Application Portfolio Management (APM) verspricht Transparenz, mehr IT-Leistung und Effizienz – theoretisch.

3 Tagen ago

BSI-Bericht: Sicherheitslage im Cyberraum bleibt angespannt

Im Berichtszeitraum Mitte 2023 bis Mitte 2024 wurden täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten bekannt.

4 Tagen ago

KI-Hype in der Cybersicherheit – oder besser doch nicht?

KI kommt in der Cybersicherheit zum Einsatz, etwa um Abweichungen im Netzwerkverkehr zu identifizieren. Ist…

4 Tagen ago

Netzwerksegementierung schützt vor Angriffen über die OT

Ungepatchte und veraltetete Maschinen-Software ist ein beliebtes Einfallstor für Hacker, warnt Nils Ullmann von Zscaler…

5 Tagen ago