JBoss-Chef: IBM ist die einzige SOA-Konkurrenz auf weiter Flur

Laut Marc Fleury von JBoss gibt es für Softwaregeschäfte nur den Open-Source-Weg. Damit will er den Markt verändern und Dickschiffe verdrängen.

Außerdem hält er nicht viel davon, wenn ein Middleware-Hersteller sich allwissend gebärdet. “Die Software wird nicht vom Hersteller integriert, sondern vom Systemintegrator und das ist richtig so. Was versteht ein Softwarehersteller schließlich vom Geschäft seiner Kunden, er kann ihnen nicht ihren Alltag besser erklären als sie selbst ihn erleben”, sagt er. Viele Middleware-Anbieter redeten aber auf diese Weise am Bedürfnis des Kunden vorbei. Deshalb mache JBoss das, was die Angestellten am besten können: Software Design und Support. “Die Ergebnisse unserer Arbeit tragen wir dann zu unseren Partnern, die ihre Integrationskenntnisse als Mehrwert dazubringen, und dann erst haben wir ein fertiges Produkt, das dem Kunden wie angegossen passt”, sagt er. Nur so könne JBoss langsam aber sicher an die großen Konkurrenten herankommen.

Und das passiert auch mit einem anderen Ansatz, der zunächst einmal gar nicht so viel mit Open Source zu tun hat. “Wir bedienen unsere Kunden mit modular aufgebauten Produkten”, so Fleury. Mit ‘JBoss Enterprise Middleware System’ erhalte der Kunde statt einer Einheitsplattform mehrere Module. “Und die sind mehr als eine Kombination aus Messaging und Web Services” – diesen Seitenhieb auf die etablierten Firmen kann er sich nicht verkneifen. JBoss verbessere nun die einzelnen Tools ständig: verschiedene Application Server, objekt-relationale Werkzeuge wie ‘Hibernate’, die Portalplattform ‘JBoss Portal’, Prozessverwaltungs-, Cache- und Entwicklungswerkzeuge. Sie alle sollen bei der Sicherheit, Funktionstiefe und -reife, Integrationsfähigkeit sowie beim Support die Besten ihrer Art werden.

Dabei legt die Firma Wert darauf, dass sie mit ihren vertikalen Partnern nicht konkurriert, sondern “ein sauberes Partnergeschäft” fährt. “Wir machen kein Beratungsgeschäft, das haben unsere Partner im Griff”, so Fleury. Die Geschäftspartner werden also auch im Consulting angelernt – und einige von ihnen sind nach seinen Angaben so erfolgreich, dass sie als Vorbilder herangezogen werden. “Partner wie Object One, die den deutschen Markt für JBoss aufgebrochen haben, bringen wir jetzt unseren US-Partnern nahe”, sagt er.

Auf diese Weise will er – zusammen mit anderen Firmen wie MySQL – den weltweiten Softwaremarkt aufreißen und mit den neuen Vermarktungsmodellen das Unterste zuoberst kehren. Langlebigkeit und Innovation bezeichnet er dabei als die Geheimrezeptur, um an IBM vorbeizukommen. Deutschland betrachtet er als “nur einen Schritt vom großen JBoss-Durchbruch entfernt”. Für die Entwickler, so sagt er, sei es eine ganz natürliche Wahl. Und für das Geschäft der Kunden heiße es, weniger Risiken einzugehen. Um an IBM vorbeizukommen bedarf es aber noch einiger Arbeit.