Schlechte Nachrichten für Sun. Das Unternehmen scheint einen Teil seiner Gunst bei der Unix-Anwenderschaft verloren zu haben. Eine Studie der Gabriel Consulting Group (GCG), sieht in vielen Kategorien jetzt den Erzkonkurrenten IBM vor dem kalifornischen Hersteller.
Als Grund nennen die Marktforscher aber nicht nur Qualitätsunterschiede bei Produkten, sondern in erster Linie eine unklare Strategie von Sun Microsystems. Andere Kategorien, die die GCG bei 197 Unix-Anwendern erhoben hatte, waren Performance, Kundenzufriedenheit und Software-Tools. Weniger der CIO, sondern der Administrator vor Ort war bei der Befragung im Fokus der Analysten.
“Wir haben herausgefunden, dass die Leute im Datenzentrum selbst meist besser Bescheid wissen, was gut funktioniert und was nicht. Zudem haben die meist weniger Hemmungen ihre Ansichten mitzuteilen – positiv wie negativ”, kommentierte ein Analyst der GCG. Dabei bauen die wenigsten Anwender ihre Infrastruktur auf einem Hersteller auf. Lediglich 20 Prozent haben sich für einen Hersteller entschieden und die nutzten meist das Portfolio von Sun. Mit 46 Prozent setzen knapp die Hälfte der Anwender auf die Technologie von zwei großen Anbietern. 34 Prozent haben Server von allen drei namhaften Herstellern in den Datenzentren vereint.
Obwohl Sun seit den 90ern auf eine große installierte Basis blickt, konnte das Unternehmen diesen Vorteil in den zurückliegenden Jahren nicht ausnutzen, um neue Absätze zu generieren. Hewlett-Packard (HP) und IBM hingegen konnten aufholen und IBM liegt jetzt um Haaresbreite vor Sun.
Die Marktforscher haben einen ‘Vendor Preference Index’ entwickelt. Auf dieser Skala erreicht IBM den Wert 105, HP 85 und Sun 80. Seit der Einführung des Power 4 und des Nachfolgers Power 5 legte Big Blue laut der Studie zu. HP-Anwender kämpfen demnach mit den RISC-Prozessoren und müssen sich auch mit der Nachfolge-Plattform Itanium auseinandersetzen.
Auch in den meisten Einzelkategorien wie etwa Performance, Prozessor-Leistung, beobachtete Leistung, Funktionen und Qualität des Betriebssystems, sowie bei Partitionierung und Virtualisierung oder Systemverwaltung musste Sun ebenso wie HP hinter IBM zurückstecken. So war laut GCG HP meist nur kurz vor Sun.
Das sei gerade für Sun extrem gefährlich: “Diese Ergebnisse zeigen, dass Suns große Basis gegenüber der Technologie der finanzstärkeren Konkurrenten anfällig ist”, heißt es in der Studie. Als kleinster Unix-Anbieter habe Sun keinerlei Raum für Fehler. Es zeige auch, dass sich Sun seiner installierten Basis zu wenig annehme und nicht dafür sorge, dass die Kunden sich mit den Produkten und auch mit zukunftsweisenden Entscheidungen wohl fühlten. Das Ergebnis zeige auch, dass zwischen den Ankündigungen seitens Sun und der Wahrnehmung der Anwender offenbar eine Differenz bestehe.
Am leidensfähigsten und am loyalsten scheinen HP-Kunden zu sein. Trotzdem die Anwenderschaft den Übergang zum Itanium meistern muss, hält sie HP die Treue. Und das obwohl ein konsequenter Umzug die Vernichtung des Investments in die bestehende Unix-Infrastruktur nach sich ziehen würde. Jedoch glaubt immerhin die Hälfte der Befragten, dass HP in den kommenden Jahren aus dem Unix-Markt aussteigen werde. Sun hingegen kommt an erster Stelle, wenn es darum geht, den Unix-Marktführer der kommenden Jahre zu nennen. Grund dafür könnten verheißungsvolle Technologien wie Ultrasparc IV und Solaris 10 sein. Folglich könnte sich auch die Strategie Suns, neue Kunden vor allem in der HP-Anwenderschaft zu suchen, als Erfolg herausstellen.
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