CDP: Das Sahnehäubchen fürs Backup
Continuous Data Protection soll die klassische Rücksicherung ergänzen und Nischen sichern, bei denen man sich fragt: Wie haben die das bisher bloß geschafft?
Natürlich könnte man jetzt sagen: Wenn es für kritische Applikationen gut ist, kann es für weniger wichtige Daten doch nicht schlecht sein. Das stimmt zwar, jedoch ist CDP kein Patentrezept für alle Datensicherungsprobleme. Administratoren ziehen die Stirn in Falten bei dem Gedanken, dass auch der CDP-Server gesichert werden muss. Für viele ein Dorn im Auge sind auch die Sammel-Agents, die die meisten Lösungen benötigen und die beispielsweise auf File Servern sitzen, um die Information einzusammeln und weiterzugeben. Die verschlingen nämlich zusätzliche Prozessorleistung und wollen auch verwaltet werden.
Technik unterscheidet
Womit wir bei der eigentlichen Technik wären. Ist es schon schwierig, CDP überhaupt zu beschreiben, so ist es auch nahezu aussichtslos, ein einheitliches Konzept zu präsentieren.
Der halbwegs rote Faden ist der: CDP-Lösungen sammeln Daten-Updates, seien es von einer Applikation oder lose im Datenpfad. Die eingefangenen Informationen verfrachtet die jeweilige Lösung auf ein zweites Speichersystem. Dort wartet eine CDP Recovery Engine, die jedem ankommenden Datenschnipsel einen Zeitstempel verpasst. Auf diese Weise kann die Engine ein Image des Datensatzes von jedem gewünschten Zeitpunkt generieren, auf das dann zuvorderst der Originalserver zugreifen kann. Sollte der kurz vorher ausgefallen sein, stehen ihm die zeitnah vor dem Ereignis gesammelten Daten wieder zur Verfügung.
Einige Produkte arbeiten auf der File-Ebene und können einzelne Dateien wiederherstellen, andere agieren auf dem Block-Level und kopieren ganze Volumes. Die Wiederherstellung bei den Block-basierten Lösungen dauert ein wenig länger, da größere Datenmengen bewegt werden müssen.
Eine weitere Unterscheidung machen Netzwerk- und Host-basierende CDP-Konzepte – und es tauchen die altbekannten Probleme auf. Bei einer Host-basierten Lösung ist auf jedem Server, der gesichert werden soll, eine Software installiert. So kann man sich zwar eine dedizierte Hardware sparen, muss aber mit zusätzlichem Verwaltungsaufwand zurecht kommen. Netzwerkbasierte CDP beschützt mehrere Server gleichzeitig. Allerdings kann es hier bei In-Band-Installationen mit der Performance eng werden. Out-of-Band-Lösungen können wiederum zusätzliche Agenten auf jedem Server erfordern. Die Begeisterung hierfür hält sich, wie bereits angedeutet, in Grenzen.
Erst denken, dann handeln
Erst wenn sich der IT-Leiter im Klaren darüber ist, ob überhaupt und wo eine CDP-Lösung Sinn macht, kann er sich auf die Suche nach dem passenden Produkt machen. Und wie zu erwarten war, kann einem das den, sagen wir vorletzten, Nerv rauben. Weil alte Bekannte der Speicherbranche und Neulinge gleichermaßen um die Gunst des Anwenders buhlen, alle aber unterschiedliche Leistungen anbieten, lässt sich nicht sagen, dass etablierte Firmen mit den berühmten drei Lettern besser sind als Start-ups. Im Grunde bieten alle nur Nischenprodukte in der Speichernische CDP an.
Die Differenzierung erstreckt sich nämlich auch auf Hard- und Software. Revivio und Asempra beispielsweise lassen Hardware-basiert arbeiten, die meisten anderen nennenswerten Anbieter favorisieren die Softwarelösung. Mendocino gilt als einer der Klassenbesten bei Software-CDP. Das Flaggschiff ‘RecoveryOne’ hat von Experten Fleißpunkte bekommen dafür, dass es zusätzliche Management-Qualitäten besitzt. Nach eigenen Angaben nämlich versieht RecoveryOne bestimmte Ereignisse, den Datensatz eines wichtigen Webcasts beispielsweise, mit einem besonderen Vermerk, um die Information noch schneller wieder zu finden und restaurieren lassen. Der Hersteller nennt das “Event-adressable Storage”.
Herauszufinden gilt es auch, ob die favorisierte CDP-Lösung reine Microsoft-Umgebungen zum Arbeiten braucht oder ob sie grundsätzlich nur für bestimmte Applikationen konzipiert ist. So kümmert sich Storactives LiveServ ausschließlich um Exchange Server und TimeSprings TimeData gibt es in Versionen für SQL-Server, NT-Filesysteme oder Exchange. XO-Soft hat sich darauf spezialisiert, mit WANSync CDP zwischen Remote Offices zu gewährleisten.
Und die Großen? Während EMC und Mendocino gemeinsame Sache machen, denkt Symantec die Idee des akquirierten Herstellers Veritas weiter. Die CDP-Software mit dem Codenamen ‘Panther’ ist jetzt Teil von ‘Backup Exec 10d’. Zusammen mit ‘LiveState-Recovery’ soll es ein rundes CDP-Bild geben. IBMs Tivoli Continuous Data Protection for Files sei ebenso noch zu erwähnen wie Hewlett-Packards Pakt mit Microsoft und dessen DPM (Data Protection Manager).
Konsolidierung erwartet und erwünscht
Wenn sich die Hersteller auch sonst uneins sind, unisono kommt die Aussage: Backup ohne CDP wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben. Über das ‘Wann’ wird aber wiederum gestritten. Das kann schnell gehen und kommt darauf an, wie sich der Markt entwickelt.
Für manchen Kleinen ist es wahrscheinlich wünschenswert, wenn er sich übernehmen lässt oder zumindest einen großen OEM-Partner findet, so wie es Mendocino gelungen ist. Andere sind bereits übernommen worden. So hat sich SonicWall den CDP-Anbieter Lasso einverleibt und Iron Mountain leitet künftig die Geschicke von LiveVault.
Der möglichst aktuelle Retrolook auf ältere Datensätze jedenfalls kann nicht hoch genug zu bewerten sein, und das wissen Hersteller wie Anwender. 2006 werden hier neue Weichen gestellt.