Bruce Schneier verteidigt die namenlosen Surfer

Zwei Schwergewichte des World Wide Web sind in den Ring gestiegen, um die Anonymität im Internet  zu diskutieren: Security-Fachmann Bruce Schneier und Wired-Gründer Kevin Kelly. Schneier widerspricht vehement Kellys Ansicht, dass Systeme, die auf Anonymität basieren, oft anfangen unrund zu laufen. Für Schneier ist Anonymität die einzige Möglichkeit, das WWW bei Lage der Dinge am Leben zu erhalten.

Ausgangspunkt der Diskussion ist ein Gesetz der USA, das vergangene Woche verabschiedet wurde. Demnach ist es jetzt verboten, störende oder beleidigende Postings vorzunehmen, ohne seine wahre Identität preiszugeben. So schwammig das Gesetz wirkt, so breit ist die Reaktion im Web darauf. Auf einer inzwischen stillgelegten Site sollen sich die ersten ‘Anonymous Annoyers’ zusammengefunden haben.

Doch abseits der Witze, die die US-Surfer reißen, hat Kelly für seine Ansicht zwei Belege angeführt: Die jüngsten Fragen rund um Rufmord bei Wikipedia, sowie die immer wieder auftauchenden Sorgen rund um Ebay-Einträge gelten für ihn als Beleg, dass Anonymität durchaus ihren Platz haben sollte. Sie soll aber nach Kelly nicht die einzige Art werden, sich im Internet zu bewegen. Vor allem bei geschäftlichen Transaktionen wünscht er sich mehr Gesichter und Namen.

Schneier teilt zwar die Ansicht, dass anonymisierte Systeme leichter zu manipulieren und zu knacken sind. Jedoch verwechselt Kelly nach Meinung des Sicherheitspapstes Anonymität mit Verantwortlichkeit. Schließlich werden bei Ebay diese Fragen durch eine Nutzerbewertung gelöst, eine sichtbare Skala des Verantwortungsbewusstseins. Nicht die Namen seien also das Problem offener Systeme wie Ebay und Wikipedia – es sei die Rechenschaft. In früheren Jahren seien die Identität und die Verantwortlichkeit engstens verknüpft gewesen. Scheckkarten funktionierten aber heute meist auch ohne den Namen.

Schneier unterscheidet zwischen Anonymität und Pseudo-Anonymität, die ganz einfach durch die Polizei, den Staat und Machtorgane aufgehoben werden könne. In einer idealen Welt habe die Person bei begrenzter Anonymität nichts von Mächtigeren zu befürchten, meint Schneier. Doch einstweilen will er den Schutz der Person durch Nichtangabe des Namens gerade im Internet nicht missen. Er sagt: “Anonymität schützt uns alle vor den Mächtigen, und zwar mit der einfachen Maßnahme, dass man ihnen nicht von sich aus die personengebundenen Daten in die Hände gibt.”

Silicon-Redaktion

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