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‘Enfant terrible’ lässt Tokioter Börse kollabieren

Eine Internetfirma hat an der Tokioter Börse für einen Skandal gesorgt. Am Mittwoch musste erstmals in der Geschichte der Börse der Handel vorzeitig abgebrochen werden.

Weil Aktionäre panisch ihre Wertpapiere von Livedoor verkauften, hatten sich die Verantwortlichen entschieden, den Handel 20 Minuten vor dem offiziellen Ende zu stoppen – aus Angst vor einem Zusammenbruch des labilen Computersystems. Das war Ende 2005 schon einmal pannengeplagt. Sogar der Börsenpräsident musste damals zurücktreten.

Analysten sprechen von einem Desaster und einer Schande für Japan. Verantwortlich machen die Experten vor allem den Gründer und Präsidenten von Livedoor, Takafumi Horie. Horie gilt als ‘Enfant terrible’ der japanischen Unternehmerschaft, der sich nur einmal mehr mit einer neue Firma auf dem Parkett tummelt. Seit 2000 hat der Abbrecher der Elite-Universität Tokio 20 Unternehmen gekauft. Livedoor versteht sich selbst als Internet-Provider und Portalbetreiber, der zusätzlich Consulting und Software-Entwicklung anbietet.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt gegen den Rebellen, der Anzüge hasst und provokante Auftritte liebt. Unter anderem soll er für Kursmanipulation bei einem Tochterunternehmen verantwortlich sein. Zudem berichteten japanische Medien von angeblichen Bilanzfälschungen, um rote Zahlen bei Livedoor zu vertuschen.

In Marktkreisen wird derweil befürchtet, dass der ‘Livedoor-Schock’ die gesamte Internetbranche in Verruf bringen und sich ausländische Börseninvestoren wieder abwenden könnten. Andere sehen den Wirbel langfristig jedoch nur als ‘Sturm im Wasserglas’, meldet die dpa. Der Wirbel werde sich schon wieder legen heißt es, genauso wie die abenteuerlichen Ideen Hories, eine Baseball-Mannschaft zu kaufen oder als unabhängiger Abgeordneter – jedoch mit Unterstützung der Regierungspartei LDP – ins Parlament einzuziehen.

Silicon-Redaktion

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