Deutscher Mittelstand befürchtet weiteren Reformstau
Die Mehrheit der Mittelständler in Deutschland hat sich die Zeit unter der Großen Koalition anders vorgestellt. Vor allem ist die Angst verbreitet, dass es auch jetzt nicht zu tiefergehenden Reformen kommt.
The Executive Committee (TEC), eine Organisation der Mittelständler in Europa, die etwa 11.500 Mitglieder zählt, hat diese Unzufriedenheit in Deutschland diagnostiziert. Die Skepsis gegenüber echten Neuerungen unter Merkel wird demnach auch nicht dadurch überschattet, dass 56 Prozent der Befragten hierzulande in den nächsten zwölf Monaten mit steigenden Umsätzen rechnen; 40 Prozent rechnen mit höheren Gewinnen.
Ein Vertrauensvorschuss scheint also da zu sein. Dennoch sind 42 Prozent der Befragten der Ansicht, dass die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD nur mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner zu regieren imstande ist und entsprechend wenig auf den Weg bringen wird – zum Schaden des Mittelstands.
Die Zurückhaltung der Mittelständler hat aber, so die Vermutung der Studienautoren von TEC, mit der Nachhaltigkeit dieser Erwartungen zu tun: Demnach sind nahezu 90 Prozent für Reformschritte wie eine flexible Tarifautonomie. Bei erlaubten Mehrfachnennungen wollten 73 Prozent mehr Investitionen der Regierungsparteien in zukunftsgerichtete Projekte. Mehr als 70 Prozent wollen, dass der Mittelstand viel stärker als bisher an wirtschaftspolitischen Entscheidungen beteiligt wird – die Lobbypolitik wird nach wie vor von den Großkonzernen in Deutschland bestimmt.
An die Zukunft denken demnach 60 Prozent und fordern die Schaffung von Lehrstühlen speziell für den Mittelstand. All diese Forderungen sind aber, der Untersuchung zufolge, mit der Großen Koalition nur mühsam zu machen, meint der Mittelstand in Deutschland.