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Google wird zum Web-Hoster

Ein neuer Tag, ein neues Google-Produkt. Diesmal ist es der ‘Page Creator’, eine Software und gleichzeitig ein Web-Hosting-Service. Wie so oft könnte auch dieses kostenfreie Produkt der Innovationsmaschine Google den Markt kräftig durcheinander wirbeln. In diesem Fall sind es Microsoft, Yahoo und die Anbieter von Web-Hosting-Diensten wie 1&1 oder GoDaddy, die sich als Antwort darauf etwas einfallen lassen müssen.

Mit Hilfe des Web-basierten Page Creator können die Nutzer des Freemail-Dienstes Gmail Webseiten anlegen und online speichern. Eine ‘Page’ ist für Google dabei eine einzelne Seite mit einer bestimmten Webadresse. Dagegen wird eine ‘Site’ als eine Sammlung von Pages betrachtet, die unter einer gemeinsamen Subdomain abrufbar ist. Der Page Creator ist derzeit als Betaversion verfügbar – mit dem Pages, aber noch keine Sites erstellt werden können.

HTML-Kenntnisse sind dafür laut Google nicht erforderlich. Die Anwender können bis zu 100 Megabyte Daten ins Netz stellen. Unterstützt werden der Internet Explorer 6.0 und Firefox 1.0 sowie die aktuelleren Versionen dieser Browser.

Mit Hilfe des Page Creator dürfte Google seinen Einfluss im Bereich Web-Hosting ausbauen. Das Unternehmen hostet seit der Übernahme von Blogger.com bereits Blogs. Seit dem Kauf von Picasa können Anwender über Google Fotos online stellen. Zudem wartet das Unternehmen im Netz mit Videos auf und mit bis zu 2 Gigabyte Speicherplatz für die Nutzer von Gmail.

Möglich ist das alles, weil Google hinter den Kulissen eine Riesenmenge billiger Server einsetzt, um die gewaltige Datenmenge zu handhaben. Ein gewöhnlicher Google-Server koste etwa 1000 Dollar, sagte Urs Hoelzle, Google Vice President of Engineering. Die New York Times schätzte die Zahl der Google-Server im April 2004 auf bereits 100.000. Diese Maschinen laufen mit einer abgespeckten Version des Linux-Kernels. Zudem kommt die Linux-Distribution Ubuntu zum Einsatz.

Google dürfte mit dem Page Creator nicht nur bei Firmen wie 1&1 oder GoDaddy für rauchende Köpfe sorgen, sondern vor allem bei seinen Rivalen Microsoft und Yahoo. Yahoo betreibt den Web-Hosting-Dienst Geocities. Und Microsoft macht unter der Marke ‘Live’ immer mehr Einzelprogramme als gehostete Version verfügbar. So etwa den Dienst ‘Windows Live Custom Domains’. Domain-Besitzer können damit E-Mail und Instant Messaging zu Windows Live auslagern.

Google könnte mit dem neuen Angebot auch auf das Social Network MySpace.com zielen. Diese jüngst vom Medienmogul Rupert Murdoch gekaufte Site ist in Deutschland relativ unbekannt, in den USA allerdings eine große Nummer.

Derweil gibt es erste Kritik am Page Creator. Anwender bemängeln die Form der Adresse, unter der die Google Pages abrufbar sind. Diese lautet ‘Gmail-Nutzername.googlepages.com’. Spammer könnten diese Darstellung nutzen und den Gmail-Nutzernamen missbrauchen, hieß es in einem Forum.

Die Nutzer zeigten sich zudem damit unzufrieden, dass der Zugang zu Page Creator nur kurze Zeit möglich war. Dann schloss Google “aufgrund der gewaltigen Nachfrage” die Registrierung. Wenn das einmal passiere, könne man das verstehen, so die Kritiker. Mit dem Page Creator geschehe allerdings das Gleiche, was schon mit dem Web-Beschleuniger Google Accelerator, dem Web-Analyse-Tool Google Analytics und der Software Google Earth passiert sei.

Vielleicht will Google mit dem Abbruch der Registrierung den Hype um die neuen Produkte verlängern, mutmaßte Gary Price, Director of Online Information Resources beim Google-Rivalen Ask.com. Ob das eine gute PR ist, sei jedoch zu bezweifeln. Google verärgere damit immer mehr Anwender, die dann das Interesse an den Produkten verlieren könnten, so Price.

Silicon-Redaktion

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