Wer braucht so etwas? Die Nachfrage für Enum kam von den so genannten ‘Early Adoptern’. In diesem Fall von Anwendern, die über VoIP (Voice over IP) telefonieren. Diese erhoffen sich von Enum vor allem die Konsolidierung von Kontaktdaten, eine bessere Erreichbarkeit, VoIP-Telefonate über die Grenzen verschiedener VoIP-Netze hinweg und kostenlose VoIP-to-VoIP-Gespräche.
Weniger Kontaktdaten und bessere Erreichbarkeit
Auf den Visitenkarten herrscht jetzt schon Datenstau: E-Mail-Adresse, Festnetz- und Mobilfunknummern. Nutzt ein Anwender VoIP, kommt eine weitere Angabe hinzu, die VoIP-Kennung. Enum baut diesen Zahlenberg ab, sagen die Enum-Befürworter.
Der Grund: eine Vielzahl von Kommunikationskanälen – etwa E-Mail, Fax, Festnetz – und Mobiltelefon – kann über eine einzige Enum-Nummer angesprochen werden. Die Zuordnung der Enum-Nummer erfolgt dabei weltweit einheitlich – im Gegensatz zu den regional verschiedenen Zuordnungen der VoIP-Kennungen.
Die Besitzer einer Enum-Nummer sollen zudem besser erreichbar sein. Dafür legt der Inhaber einer Enum-Nummer bereits während der Registrierung der Nummer beim Enum-Provider fest, in welcher Reihenfolge E-Mail, Fax, Festnetz oder Mobiltelefon angesprochen werden.
Nach Eingabe einer Enum-Rufnummer wird ein Anruf zum Beispiel zunächst an einen Festnetzanschluss geleitet. Sollte dort niemand abnehmen, wird der Anruf an die eingetragene Handynummer weitergereicht. Sollte auch hier keine Verbindung zustande kommen, kann die Nachricht aufgezeichnet und als Audiodatei an eine E-Mail-Adresse gesandt werden.
“Durch das hierarchische Enum-System und den in SIP (Session Initiation Protocol) implementierten Location-Dienst kann man Enum-Teilnehmer weltweit eindeutig zuordnen”, fasst Gerhard Wenderoth, Geschäftsführer des Karlsruher Internet Service Providers (ISP) Toplink-Plannet, diese Funktionen zusammen.
Kostenlose VoIP-Telefonate über Netzgrenzen hinweg
Damit seien auch die Netzübergänge zwischen einzelnen VoIP-Providern hinfällig, sagt Wenderoth. Enum ermögliche den Kunden der einzelnen VoIP-Provider eine direkte Kommunikation.
Bislang haben längst nicht alle Anbieter von kostenlosen VoIP-Anrufen ihre Netze zusammengeschaltet. Der grenzüberschreitende VoIP-Datenverkehr erfolgt in diesen Fällen über das kostenpflichtige herkömmliche Festnetz.
Ein Enum-Eintrag kann jedoch noch mehr – er macht aus einem Festnetztelefon ein VoIP-Telefon. Hat der Anzurufende für die Nummer im Enum-Verzeichnis die Funktion ‘SIP’ aktiviert, wird ein Anruf über VoIP weitervermittelt – und das auch, wenn der Anzurufende über eine herkömmliche Festnetznummer verfügt.
Ist die anzurufende Telefonnummer dagegen nicht als Enum-Nummer registriert, wird ein VoIP-Gespräch über das traditionelle Telefonnetz zur Nummer geleitet. In diesem Fall fallen die normalen Gesprächskosten des VoIP-Anbieters an.
Blockade durch die großen TK-Unternehmen?
“Im Prinzip sprechen wir von einem großen VoIP-Verzeichnis”, sagt Jörn Dost, Vorstand des Hürther VoIP-Anbieters Outbox. “Je mehr Anwender mitmachen, desto mehr kann in Zukunft kostenlos über VoIP telefoniert werden.”
Kostenloses VoIP – daran haben die großen DSL-, Festnetz- und Mobilfunkprovider kein Interesse, meint Sebastian von Bomhard, Vorstand des Münchner ISP SpaceNet. Werde Enum populärer, könnten deren Umsätze aus den Vermittlungsgebühren zurückgehen.
Derzeit finde eine proprietäre Weitergabe von VoIP-Gesprächen zwischen einzelnen Providern statt. “Somit werden Gespräche weiterhin teuer über das Festnetz geführt, obwohl beide Teilnehmer VoIP nutzen und sich gegenseitig problemlos direkt erreichen könnten.”
Dabei biete Enum den Anwendern eine Chance, sich vom Carrier zu emanzipieren. “Der Nutzer kann seine Nummer hosten lassen und mittels Enum selbst entscheiden, wo es klingeln soll.”
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