Offshore-Kritiker haben Angst vor ihrem eigenen Schatten
Die weltweite Verschiebung großer Mengen von IT- oder Computer-bezogenen Arbeitsplätzen ist spürbar.
Die weltweite Verschiebung großer Mengen von IT- oder Computer-bezogenen Arbeitsplätzen ist spürbar. Doch die Ängste vor einer großen Arbeitskräftemigration sind überzogen und kommen der Realität nicht nahe, denn diese ist nicht dramatisch. Das ist das Ergebnis einer Studie der Fortbildungs- und Wissenschaftseinrichtung ACM.
Die 1947 gegründete Gesellschaft erregt mit diesem Ergebnis einiges Aufsehen, nicht nur in den USA. Sie untersuchte vor allem Offshoring von IT-Forschungsarbeiten und Softwareentwicklungen sowie damit zusammenhängenden Arbeiten, die in einem anderen Land – meist einem Schwellenland – für eine Firma im Ausland getätigt werden, also für den Export und nicht für den Heimatmarkt bestimmt sind.
Dabei haben die Studienautoren – Wissenschaftler aus verschiedenen Ecken der USA – herausgefunden, dass Offshoring zwar mit Treibern wie der Technik und der Veränderung der Arbeits- und Handelswelt wachsen und die globale Konkurrenz auch unter den Fachkräften zunehmen wird. Doch nicht in dem Maße, wie es die Kritiker an die Wand malen. So sollen demnach über die nächsten zehn Jahre gerechnet nur etwa 2 bis 3 Prozent der entsprechenden Stellen der USA dauerhaft abwandern. Die Angst vor den asiatischen IT-Fachkräften aus Billiglohnländern ist demnach weit übertrieben.
Genau diese Angst machen die Studienautoren dafür verantwortlich, dass sich die Situation der IT-Fachkräfte in den Industrieländern in eine Sackgasse bewegen könnte. “Die globale Konkurrenz ist stärker geworden und wir müssen schneller werden; aber der Eindruck, IT-Jobs könnten sich komplett verflüchtigen, ist blanker Unsinn”, sagt Co-Studienautor Moshe Vardi von der Rice University.
Dennoch, so der ACM-Präsident David Patterson, seien solche Angstmacher dafür verantwortlich, dass immer weniger Studenten sich für IT-Studien entschieden. Gerade mal 1 aus 75 soll sich derzeit pro Jahr im Durchschnitt für Computerwissenschaften eingeschrieben haben – allein in den USA. Im Jahr 2000 waren es noch 1 aus 30. Er sagt: “Die High-School-Kinder und ihre Eltern haben den Eindruck, der Zug ist in Richtung Übersee abgefahren.” Er spricht sich für “den richtigen Mix” aus verschiedenen Fähigkeiten aus, die neben reiner Technik gelehrt werden sollen. So könnten die Vereinigten Staaten im Weltmarkt für IT-Jobs bestehen.