Soviel Begeisterung ist jedoch nicht selbstverständlich, weiß Joachim Fischer aus der Geschäftsleitung von integranova. Die Softwareszene tobt schon mal über die “Verunglimpfung der Kulturtechnik des Programmierens” und viele potentielle Anwender glauben anfangs schlicht nicht, dass es funktioniert. “Menschen sind nur bereit, ihr Verhalten zu ändern, wenn sie etwas Neues gesehen und verstanden haben”, so Fischers Erfahrung.
Erklärtes Ziel ist es, etablierten Firmen wie Microsoft und SAP Kunden abzujagen. Auch dort hat man inzwischen das Potential modellgetriebener Softwareentwicklung erkannt – es gebe aber noch jede Menge Handlungsbedarf, ist man sich einig.
‘Model-driven Development’ müsse mit anderen Technologien wie Schablonen und Frameworks verflochten werden, sagt beispielsweise Jack Greenfield, Software-Architekt für Enterprise-Frameworks und -Tools bei Microsoft während der ‘SD West Conference’ im kalifornischen Santa Clara. “Ich glaube nicht an Modelle auf höchster Ebene, wo ich nur einen großen roten Knopf drücken muss, um eine Menge Zeug zu generieren, mit dem ich dann leben soll.”
Zu den Diskussionsteilnehmern gehörte auch Jon Kern, der bei Compuware in der OptimalJ-Gruppe arbeitet. OptimalJ ist eine modellgetriebene Entwicklungsumgebung, die in der jüngsten Version 4.1 nun auch die Eclipse-Plattform unterstützt. Dennoch sei Eclipse für das Thema Modellierung “keine Wunderwaffe”, so Kern.
David Frankel, Leiter des Bereichs Model Driven Systems bei SAP, sorgt sich derweil vor allem um die Metadaten. “Man muss einen koordinierten Ansatz verfolgen, um die Metadaten zu verwalten.” Ein weiterer Einwand kam aus dem Publikum: Die grundlegende Frage sei doch, wie viele Menschen überhaupt visuell denken und so von einem modellbasierten Ansatz profitieren können.
Solche und ähnliche Argumente zeigen einmal mehr, dass der Fortschritt modellgetriebener Softwareentwicklung nicht nur von den Möglichkeiten neuer Technologien abhängt. Es gehe vor allem darum, grundsätzliche Denkmuster zu durchbrechen, sagte integranova-Experte Fischer. “Wir programmieren so lange noch, bis wir bereit sind, uns mit dem Paradigmenwechsel der IT-Branche zu befassen.”
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