“Wir schauen uns alles an”, so Ellison im Gespräch weiter. Er erklärte, dass er gerne einen kompletten Software-Stack sein Eigen nennen würde, vom Betriebssystem über die Middleware bis hin zu den Anwendungen. Für Oracle wäre ein eigenes Betriebssystem ein Trumpf im Konkurrenzkampf mit Microsoft – allerdings auch gegen das neue Gebilde aus Red Hat und JBoss.

Zusammen mit IBM unterstützt Oracle zum Beispiel die Nummer eins auf dem Linux-Markt, Red Hat. Wie etwa Paul Salazar, Marketing Manager für Red Hat EMEA, im Gespräch mit silicon.de vor einigen Monaten erklärte: “Ohne Oracle wären wir nicht da, wo wir jetzt sind.” Doch die Zeiten ändern sich.

Dass Red Hat kürzlich den Spezialisten für Open-Source-Middleware JBoss übernommen hat, könnte ein mögliches Motiv für die Äußerung Ellisons gewesen sein. Durch den Zusammenschluss wird sich wohl der Markt für Middleware auf längere Sicht hin verschieben. Aus einem aus Oracle-Sicht unabhängigen Linux-Distributor ist durch den Kauf von JBoss ein Konkurrent geworden.

Die Haltung von Oracle gegenüber Red Hat müsse sich laut Ellison nun ändern. “Damit konkurriert Red Hat im Bereich Middleware mit uns. Wir müssen unsere Beziehung neu überdenken, und auch IBM wird das tun.” Im Vorfeld war Oracle mit Übernahmegesprächen bei JBoss gescheitert.

Grund dafür waren laut Oracle-Chef die Preisvorestellungen von JBoss. Ellison habe grundsätzlich ein Problem damit, Schecks über Hunderte Millionen Dollar auszustellen für den Kauf von Firmen, die nicht einmal die Software, auf welcher deren Geschäftsmodell basiert, ihr Eigentum nennen können.

Eine mögliche Antwort darauf könnte der Kauf von Novell sein, der Nummer zwei unter den Linux-Distributoren. Oracle habe laut Ellison lange darüber überlegt und sich Novell genau angeschaut. Zugeschlagen hat er trotzdem nicht.

Nach wie vor aber ist man bei Oracle an Open-Source-Projekten nicht nur als Übernahmekanditaten interessiert: “Man könnte daher sagen, es ist für uns sinnvoll, Linux zu unterstützen und zu verbreiten.” Andererseits, warum sollte Oracle für eine Technologie mehrere hundert Millionen Dollar ausgeben, die ohnehin frei verfügbar ist?

Silicon-Redaktion

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