Tipp von Yahoo soll Chinas Polizei zu Regimekritiker geführt haben

Laut den Recherchen der Menschenrechtorganisation ‘Reporter ohne Grenzen’ soll Yahoo den Behörden den Benutzeraccount von Jiang Lijun bestätigt und so zur Personenidentifikation beigetragen haben. Von dort soll der Chinese kritische Artikel im Internet publiziert haben, was ihm 2003 eine Gefängnisstrafe von vier Jahren einbrachte. Die Polizei vermutet Jiang als Kopf einer kleinen Gruppe von Internet-Dissidenten, die immer wieder “böse Gedanken” im Web verbreiten.

Nicht zum ersten Mal steht Yahoo in der Kritik, die weltweit angeprangerten Menschnerechtsverletzungen in Peking zu unterstützen. Man müsse die Gesetze Chinas respektieren und einhalten, heißt es aus der Yahoo-Zentrale immer lapidar.

Ebenfalls 2003 kam es zur Verurteilung von Li Zhi. Der Bürgerrechtler muss für acht Jahre ins Gefängnis – gefasst wurde er, nachdem Yahoo Daten über das Benutzerkonto und Mail-Informationen an die chinesische Polizei weitergegeben hatte, behaupten zumindest die ‘Reporter ohne Grenzen’. Der Portalbetreiber dementierte nicht, bestätigte aber auch nicht und verwies auf die Pflicht zur Einhaltung der Gesetze. Im November 2005 dann hatte Yahoo Benutzerdaten über den kritischen chinesischen Autor Shi Tao herausgegeben. Der muss für zehn Jahre hinter Gitter. Die Gesetze, Sie verstehen, hieß es wieder.

“Stück für Stück tragen wir die Beweise zusammen und kommen zu dem, was wir lange vermutet haben: Yahoo ist in fast alle Fälle verwickelt, die wir betreuen”, sagte ein Sprecher der Gruppe gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Statt sich hinter seinem chinesischen Partner Alibaba zu verstecken, solle Yahoo endlich Verantwortung übernehmen, fordert die Organisation.

Seit Monaten prangern Menschrechtler aus aller Welt die Gepflogenheiten diverser Internetgrößen in China an. Auch Google und Microsoft sollen sich der Netz-Zensur unterwerfen. Dass Cisco ebenfalls mitmischt, ist den wenigsten bekannt. Ihr Handeln ist wesentlich subtiler und in der Netzwerkebene versteckt, wahrscheinlich aber nicht weniger ‘erfolgreich’ als die Unterstützung der anderen.

Als vorläufig jüngstes IT-Unternehmen rückte jetzt VoIP-Anbieter Skype ins Visier. Immerhin zugegeben haben die Verantwortlichen dort, dass der chinesische Partner Tom Online unerwünschte Inhalte aus Textnachrichten filtert, um Vorgaben der Regierung Chinas einzuhalten.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Blockaden und Risiken bei APM-Projekten vermeiden

Application Portfolio Management (APM) verspricht Transparenz, mehr IT-Leistung und Effizienz – theoretisch.

1 Tag ago

BSI-Bericht: Sicherheitslage im Cyberraum bleibt angespannt

Im Berichtszeitraum Mitte 2023 bis Mitte 2024 wurden täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten bekannt.

2 Tagen ago

KI-Hype in der Cybersicherheit – oder besser doch nicht?

KI kommt in der Cybersicherheit zum Einsatz, etwa um Abweichungen im Netzwerkverkehr zu identifizieren. Ist…

3 Tagen ago

Netzwerksegementierung schützt vor Angriffen über die OT

Ungepatchte und veraltetete Maschinen-Software ist ein beliebtes Einfallstor für Hacker, warnt Nils Ullmann von Zscaler…

3 Tagen ago

KI-Bluff bei AIOps erkennen

Die Auswahl einer Lösung sollte anhand von echten Leistungsindikatoren erfolgen, um echte KI von Behauptungen…

4 Tagen ago

Klinikum Frankfurt an der Oder treibt Digitalisierung voran

Interdisziplinäres Lenkungsgremium mit Experten aus den Bereichen IT, Medizin, Pflege und Verwaltung sorgt für die…

5 Tagen ago