Dringend erwünscht: Ein ERP-System für die IT
Enterprise Architecture Management soll IT-Leitern einen besseren Durchblick über ihre IT-Infrastruktur und deren Anbindung an Geschäftsprozesse liefern. Diese Disziplin steht jedoch erst am Anfang.
Zwei Jahre mögen zwar in manchen Ohren unangemessen hoch klingen, nicht aber wenn man die Aufgabe mit den daran verknüpften Anforderungen und Erwartungen vergleicht. “Bei der Erfassung der IT-Architektur müssen alle Anwendungen, Schnittstellen und die dazugehörigen technischen Komponenten berücksichtigt werden”, erklärt Maier. “Das alles muss mit den unterstützten Geschäftsprozessen verknüpft werden, um sich ein Bild über die laufenden Kosten der bestehenden Anwendungen zu machen.” Und schließlich müsse auch das Zielbild der IT-Architektur in Betracht gezogen werden, mit all seinen Vorgaben und zu berücksichtigenden Standards.
Was man sich bei der BayernLB von diesem Prozess verspricht, ist ein Überblick über das Gesamtportfolio der Geschäftsanforderungen in Zusammenhang mit der IT. Wenn neue Anforderungen auf geschäftlicher Seite an die IT herangetragen werden, sollen Antworten nach den Kosten der Umsetzung leichter fallen. Dazu müsse man ein klares Bild darüber haben, welche Anwendungen diese Anforderungen betreffen und welche Abhängigkeiten und Redundanzen bestehen. Inzwischen ist man zumindest so weit, dass Schnittstellen zum SAP-System der BayernLB den Fachbereichen der Bank ein besseres Bild über den Wertbeitrag der IT zu verschiedenen Prozessen vermitteln kann.
Zwei verschiedene Ansätze
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, die Problematik des Enterprise Architecture Management (EAM) anzugehen: Zum einen mit speziellen Tools, die nur diese Aufgabe wahrnehmen, zum anderen über Tools für das Business Process Management, die zudem die für EAM relevanten Informationen extrahieren und verwalten. PlanningIT von Alfabet ist ein typisches Beispiel für die erste Gattung, die ARIS-Plattform von IDS Scheer ein Beispiel für die zweite.
Die Technische Universität München hat letztes Jahr mehrere EAM-Tools getestet. Die reinen EAM-Tools schnitten bei ihrer Hausdisziplin natürlich am besten ab. Insbesondere die Verfügbarkeit einer dynamischen Darstellung des Ist-Zustandes, der Veränderungen zu jeder Zeit mitmacht und deren Konsequenzen aufzeigt, gehören zu den Vorteilen dieser speziellen Tools.
“Als wir mit der Entwicklung des Tools begannen, dachten wir, Transparenz in der IT sei ein Darstellungsproblem”, erklärt Ulrich Kalex, Product Line Manager bei Alfabet. “Die Darstellung liefert aber nur eine Momentaufnahme, die schon im nächsten Moment nicht stimmen könnte. Informationen müssen als Informationen verfügbar sein, nicht als reine Darstellung. Sonst hat man irgendwann nur die Darstellung einer Information, die längst nicht mehr stimmt.” Die Konsequenz aus dieser Erkenntnis war ein Ansatz, der eine ‘Information Value Chain’ aufbaut.
Die Großen schlafen nicht
Spezialisten wie Alfabet haben momentan gegenüber der Konkurrenz aus dem Business Process Management einen zeitlichen Vorsprung, weswegen sie versuchen, in so vielen Unternehmen wie möglich schnell Fuß zu fassen. Alfabet bietet seit neuestem mit einem Programm namens ‘See IT & Save’ eine erste Analyse der Infrastruktur potenzieller Neukunden zum Festpreis an.
Allerdings sollte man das Potenzial von Tools wie ARIS von IDS Scheer in dieser Disziplin nicht unterschätzen. “Da wo Prozesse im Mittelpunkt stehen, können wir mit ARIS sehr viel beitragen, auch für Enterprise Architecture Management”, sagt Dr. Wolfram Jost von IDS Scheer. Und: “Im ARIS-Metamodell sind bereits alle Informationen vorhanden, die für EAM notwendig sind.”
Über spezielle Erweiterungen lasse sich EAM auf dieselbe Weise implementieren wie Business Rules Management, Performance Management oder Process Optimisation. Jost: “EAM darf man nicht getrennt von der gesamten Prozessarchitektur betreiben, sonst hat man am Schluss nur eine Insellösung.”