Andererseits gibt es im Eclipse-Umfeld etwas, was heute sogar im Linux-Bereich schwer zu finden ist: die 22-jährigen Studenten, die in ihrer Nebenbeschäftigung als Consultants durch die Welt jetten, sich vor Anfragen nicht retten können und kaum noch zum Studieren kommen. Bei der zweitägigen Veranstaltung fehlten jedoch die Manager unter den mehr als 300 Teilnehmern aus Europa, Asien und Amerika. Diese Besucher konnten die Veranstalter an einer Hand abzählen.
So attraktiv die Workbench also für die Entwickler ist, so skeptisch stehen ihr die Manager gegenüber? Mitnichten, sagte Ralph Müller, der Europa-Verantwortliche der Eclipse Foundation, gegenüber silicon.de. Er setzt auf Zeit und konsequente Aufklärungsarbeit. “Das wird nicht unsere letzte Eclipse Summit Europe gewesen sein, der Erfolg gibt uns mehr als Recht; wir sind auf dem richtigen Weg, durch fundierte und nachvollziehbare Qualität auch die Vorstandsetage zu überzeugen”, sagte er. Diese bestehe darin, die Koryphäen an einen Tisch zu bringen. Die Community muss offen, wie es der Architektur von Eclipse entspricht, an den Diskussionen teilhaben. Dies habe bei den aktuellen Diskussionen um serverseitiges Eclipse hervorragend geklappt. “Eclipse lebt vom Mitmachen”, betonte Müller.
Als viel größeres Problem benannte er, ausreichend Nachwuchs für die Projekte zu bekommen. Schließlich hat er als Europaverantwortlicher einen Überblick über alle großen und kleinen Projekte, und so werden die Bedürfnisse der einzelnen Arbeitsgruppen gern an ihn herangetragen. “Im Bereich Risikomanagement haben wir ein akutes Problem, an genügend Entwickler zu kommen, aber auch in anderen Bereichen. Unsere Kooperationen mit vereinzelten Universitäten sind hierbei eine Hilfe, reichen aber nicht aus, um konsistent in allen Projekten weiterzukommen.”
Die Entwickler sind weltweit durch Newsgroups verbunden und können auch in kleinen Gruppen viel abfangen, aber mittel- bis langfristig bräuchte die Organisation mehr Leute, konstatierte Müller. “Dass so viele von ihnen hier sind und sich kennen lernen, ist vielleicht ein erster Schritt, Sensibilität für das Problem auch intern anzukurbeln; die Entwickler sehen, dass sie mit dem Nachwuchsproblem nicht allein sind, sondern die Arbeitsgruppe nebenan dieselben Fragen hat.”
Dementsprechend war in den Veranstaltungen zu Themen wie Modeling, Rich Client Platform, Device Software Development Platform, OpenArchitectureWare, Callisto, Corona, Rich Ajax Platform, Java Development Tools oder Server-side Eclipse einheitlich der Schlussappell der jungen Referenten: “Sollten Sie Anregungen oder Fragen haben, oder mitmachen wollen, bitte kontaktieren Sie mich!”
Das durchweg aktive und gut informierte Publikum soll laut einem Referenten zu etwa der Hälfte von den Sponsoren der Veranstaltung – beispielsweise IBM, Borland, Bea Systems, Innoopract und andere – gekommen sein, die meisten davon Entwickler. Die andere Hälfte sollen demnach Designer sein, die nur teilweise kommerziell mit Eclipse arbeiten, teilweise aber nebenberuflich für die Workbench programmieren.
Für sie boten sich auf der Veranstaltung vielfältig Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen, um ihre Fähigkeiten in klingende Münze umzuwandeln. “Wir haben in bestimmten Bereichen offenbar die kritische Masse noch nicht erreicht, um die Arbeit, die anfällt, mit ausreichend Entwicklern anzugehen. Wenn aber die Manager, die lediglich hier waren, um in die Open-Source-Welt hineinzuschnuppern, etwas Positives mitgenommen haben, dann werden wir diese Situation bald schon verändern”, sagte Ralph Müller.
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