Die neuen Investitionen, die der ehemalige TK-Monopolist Deutschlands angeblich durchspielt, sollen sich laut einem Bericht der Financial Times Deutschland vor allem auf Firmen konzentrieren, die im Semantic Web sowie dem Web 2.0 Geschäfte machen oder hierfür Technik anbieten.
Das Blatt zitierte René Obermann, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom, mit den Worten: “Hier können wir uns eine größere Anzahl kleinerer Investitionen vorstellen, wie jetzt bei Jajah. Zusätzlich entwickeln wir eigene Dienste und kooperieren mit Internetunternehmen.” Er bezog sich auf das vergangene Woche angekündigte Engagement bei Jajah über die Beteiligungsgesellschaft T-Venture. Jajah wirbt damit, sehr nutzerfreundliche Internet-Telephonie zu bieten, die wenig zusätzlichen Aufwand benötige.
Die Deutsche Telekom trägt damit dem Web-2.0-Trend Rechnung. Obermann signalisiere damit, dass der Konzern nicht nur bei dem klassischen Anschlussgeschäft in Mobilfunk und Festnetz bleiben soll, sondern auch bei neuartigen, internetbasierten Diensten einsteigen werde. Wie er gegenüber der Zeitung andeutete, erwartet er einen Wandel bei der Internetnutzung. Demnach rechnet er damit, dass mehr und mehr Kunden, begünstigt durch neue Techniken wie den Mobilfunkstandard Highspeed Downlink Packet Access (HSDPA), fern des Heimrechners surfen werden.
Während sich Obermann bezüglich der konkreten Ziele und Summen zurückhielt, verwies er offen auf die Anstrengungen im eigenen Hause hierzu. Wie es hieß, arbeitet neuerdings ein konzernweites Team für Produktentwicklung an modernen Techniken und Angeboten. Diese und weitere strategische Punkte würden ferner nicht durch den Streik bei der Deutschen Telekom und die zähen Verhandlungen mit der Gewerkschaft getrübt, betonte er. Dabei geht es um die umstrittene Verlagerung Zehntausender, teilweise hoch qualifizierter Mitarbeiter in Services-Gesellschaften zu einem Bruchteil des vorher gezahlten Gehalts und zu schlechteren Arbeitsbedingungen. Er sagte, er wolle nichtsdestotrotz an den Wachstumsplänen festhalten, beispielsweise in den Schwellenländern oder überhaupt im Ausland nach interessanten Kaufobjekten suchen. Die Bereiche, die Obermann hierbei augenscheinlich besonders interessieren, heißen Mobilfunk und Internet, oder auch eine Kombination aus beidem.
Auf die vor allem aufs Ausland gerichteten Wachstumswünsche der Deutschen Telekom hatte auch Lothar Pauly immer wieder hingewiesen, der ehemalige Chef der Sparte T-Systems, den seine Vergangenheit beim Siemens-Management jetzt eingeholt hatte. Er soll von den Schmiergeldern und sogar von konkreten Bestechungen gewusst haben, da er die Communications-Sparte – vor seinem Wechsel zur Telekom-Abteilung im Jahr 2005 – nahezu ein Jahr lang – als CEO des Geschäftsbereichs geführt hatte. Diese Abteilung wird jetzt von der Staatsanwaltschaft unter die Lupe genommen. Pauly, der gute Kontakte zu anderen Technikfirmen und Erfahrungen mit Auslandsgeschäften in das Systemshaus der Deutschen Telekom eingebracht hatte, soll – wie es in Medienberichten hieß -vorerst nicht ersetzt werden. Die Stelle bleibe vakant und werde kommissarisch von anderen Managern, wie Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick mitgeführt.
Angeblich droht der Sparte sogar der Verkauf. Als Käufer im Gespräch ist, Informationen des Magazins Focus zufolge, der Investor Cerberus, der kürzlich im Automobilmarkt von sich reden gemacht hatte: Er hatte die einst aufwändig geplante und durchgeführte Fusion zwischen der US-Firma Chrysler und der deutschen Traditionsfirma Daimler geschieden, da Daimler mit dem Ergebnis der Amerikaner nicht mehr zufrieden war. Cerberus hatte den Löwenanteil an Chrysler übergenommen. Die Investoren sollen jetzt auch die Zukunft der T-Systems sein.
Die Verhandlungen sind, dem Bericht zufolge, sogar so weit gediehen, dass die Aufteilung der Kunden schon angesprochen worden sei. Demnach sollen die internationalen Großkunden von Cerberus weitergeführt werden, vielleicht in einer eigenen Gesellschaft. Es war sogar die Rede davon, dass sich die Telekom mit einer Minderheitsbeteiligung an einer solchen Gesellschaft beteiligen wolle. Sie würde damit gewissermaßen einen Fuß in der Tür behalten, während die Amerikaner das Risiko tragen würden. Das Geschäft mit den etwa 160.000 mittelständischen Geschäftskunden sollen aber im Haus bleiben und bei der Festnetzsparte T-Home unterschlüpfen, so der Bericht. Konzernangaben dazu gab es bei Redaktionsschluss noch nicht. T-Systems meldete lediglich neue internationale Vertragsabschlüsse in Österreich, Spanien und der Schweiz und hält sich damit an das auch von CEO René Obermann Gesagte: Business as usual.
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