Gerüchte über den Rücktritt des 51-jährigen McNealy hatte es bereits seit ein paar Wochen gegeben. Es war aber auch immer klar, dass McNealy dem Computerkonzern in irgendeiner Form erhalten bleiben würde. In Zukunft soll er das Unternehmen als Chairman unterstützen, der er auch vorher war, und zusätzlich als Berater für Großkunden wie Behörden oder Telcos fungieren.
Dass sein Entschluss etwas mit den Quartalszahlen zu tun haben könnte, hat McNealy zurückgewiesen. Der Wechsel an der Spitze sei seit langem geplant und der Zeitpunkt McNealys ureigenste Entscheidung gewesen, erklärte er laut Wall Street Journal.
Ob der Finanzbericht also den Zeitpunkt vorgezogen haben könnte, bleibt das Geheimnis des Ex-CEOs. Jedenfalls muss Sun für das dritte Quartal einen Verlust von 217 Millionen Dollar verbuchen, im gleichen Vorjahresquartal waren es 28 Millionen Dollar gewesen. Dem erneuten Gewinnminus steht allerdings ein saftiges Umsatzplus gegenüber: 21 Prozent, die Sun Brutto auf 3,18 Milliarden Dollar bringen.
Trotz der Verluste, die hauptsächlich in den Zukäufen – zuletzt die Software-Management-Firma Aduva – der jüngsten Vergangenheit begründet liegen, wie es heißt, freut sich Schwartz auf den Job. “Es ist mir eine Ehre, das Erbe eines großen Visionärs antreten zu dürfen”, so Schwartz in einem Statement, “und wahnsinnig aufregend, welche Möglichkeiten vor uns liegen”. Er meint vor allem die Zukunft der Java-Plattform, des Betriebssystems Solaris, des Utility-Computing-Modells Sun Grid und des Coolthread-System, das verschiedene Aufgaben mit einem Prozessor abarbeiten und so besonders stromsparend sein soll.
Auch für die Branchenanalysten von IDC kommt der Wechsel nicht überraschend. Nach turbulenten Jahren sei mit dem Erfolg auch zuletzt Ruhe eingekehrt. McNealy gebe ein stabiles Unternehmen an Schwartz ab, meinen die Marktbeobachter. Allerdings müsse der Neue auch einige Herausforderungen annehmen. So gelte es, die laufenden Kosten weiter zu senken, Java endlich zu einer ‘Cash Cow’ zu machen und die Hardware-Verkäufe auf dem derzeitigen Niveau zu halten.
Im Grunde müsste Schwartz auch ohne die Hinweise der Experten wissen, dass ewas bei Sun zu tun ist. Er steht seit 1996 beim Unternehmen in Lohn und Brot, nachdem seine Firma Lighthouse Design von Sun gekauft worden war. 2004 übernahm er den Posten als President und Chief Operating Officer. Er war außerdem unter anderem tätig als Vice President Software sowie Senior Vice President der Abteilung Strategie und Planung. Seine erklärten Ziele sind Wachstum und eine Kostensersparnis, die nicht durch Entlassungen herbeigeführt werden soll.
Für Sun ist es einer der größten strategischen Wechsel in der Firmengeschichte. Immerhin hat McNealy das Unternehmen zusammen mit Andreas von Bechtolsheim, Bill Joy und Vinod Khosla 1982 gegründet. Aus ihrer Feder stammt der Satz “Das Netzwerk ist der Computer” – ein Statement, das der Hersteller immer gerne wiederholt. Jetzt hat erst einmal das ‘Netzwerk Sun’ seine Fäden neu gespannt. Geht es nach der Ansicht der Experten, steht dem Unternehmen ein starkes Team mit einem deutlichen Signal vor: mehr Erfolg.
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