Prozess à la Microsoft – 60 Anwälte, 13 Richter

Microsoft warf der EU-Kommission vor, die von ihr erzwungene Windows-Version ohne den Mediaplayer sei an der Ladentheke ein beispielloser Flop. Die Kommission bestand hingegen darauf, der US-Konzern habe sein Quasi-Monopol bei PC-Betriebssystemen zum Schaden von Konkurrenten und Verbrauchern missbraucht.

Nur knapp 1800 Exemplare der Variante ‘Windows XP N’ seien verkauft worden. Das seien gerade mal 0,005 Prozent der gesamten Verkäufe in Europa, sagte Microsoft-Anwalt Jean-Francois Bellis. “Es gibt keine Nachfrage dafür.” Die Kommission hatte vor zwei Jahren die Spar-Version von Windows verlangt, um für mehr Wettbewerb zu sorgen. Aus Kreisen der Behörde hieß es, Microsoft habe nichts Neues in Luxemburg präsentiert.

Nach Auffassung der EU-Kommission hat der Konzern die Auflagen bislang nicht erfüllt. Deshalb hat Brüssel Microsoft mit einem zusätzlichen Bußgeld von bis zu 2 Millionen Euro pro Tag rückwirkend bis zum 15. Dezember 2005 gedroht. Eine Entscheidung in dieser Frage ist aber noch nicht gefallen. Die EU-Kommission stützt ihre Erkenntnisse auf Informationen der Microsoft-Konkurrenten IBM, Novell, Oracle und Sun Microsystems.

Zum Auftakt der Anhörung bot Microsoft etwa 60 Anwälte und Experten auf. Die Anhörung stellt alles bisher Dagewesene bei dem EU-Gericht in den Schatten. Die Große Kammer wird nur bei außergewöhnlichen und sehr komplizierten Fällen formiert – ein Ende des Dauerstreits ist freilich dennoch nicht in Sicht: Ein Urteil wird erst im kommenden Sommer erwartet. Als Berufungsinstanz wartet das höchste EU-Gericht, der Europäische Gerichtshof (EuGH) – ebenfalls in Luxemburg.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Sofortzahlungen im Wandel: Sicherheit und KI als treibende Kräfte

Echtzeitüberweisungen erfüllen die Erwartungen der Nutzer an Geschwindigkeit, sind jedoch anfällig für spezifische Sicherheits- und…

3 Stunden ago

Blockaden und Risiken bei APM-Projekten vermeiden

Application Portfolio Management (APM) verspricht Transparenz, mehr IT-Leistung und Effizienz – theoretisch.

2 Tagen ago

BSI-Bericht: Sicherheitslage im Cyberraum bleibt angespannt

Im Berichtszeitraum Mitte 2023 bis Mitte 2024 wurden täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten bekannt.

3 Tagen ago

KI-Hype in der Cybersicherheit – oder besser doch nicht?

KI kommt in der Cybersicherheit zum Einsatz, etwa um Abweichungen im Netzwerkverkehr zu identifizieren. Ist…

3 Tagen ago

Netzwerksegementierung schützt vor Angriffen über die OT

Ungepatchte und veraltetete Maschinen-Software ist ein beliebtes Einfallstor für Hacker, warnt Nils Ullmann von Zscaler…

4 Tagen ago

KI-Bluff bei AIOps erkennen

Die Auswahl einer Lösung sollte anhand von echten Leistungsindikatoren erfolgen, um echte KI von Behauptungen…

4 Tagen ago