“Ohne Informationstechnik geht es heute nicht, aber ohne Sicherheit eben auch nicht”, wetterte Schäuble unbeeindruckt der Feststimmung in der Repräsentanz der Deutschen Telekom in Berlin. “Die Sicherheitslage ist höchst prekär”, sagte Schäuble, Deutschland sei noch lange nicht sicher im Netz. Harter Tobak für die Gastgeber, Telekom-Vorstand Kai-Uwe Ricke und Microsoft-Chef Steve Ballmer, an die sich der Tadel stellvertretend für die ganze Branche richtete.
Schäuble verwies darauf, dass nicht nur die Zahl der Angriffe aus dem Netz zunehme, sondern diese auch immer gefährlicher würden. “Der Hacker von heute ist von kriminellen Motiven geleitet.” Fast immer seien Geld oder Spionageaufträge mit im Spiel.
Während die Mitglieder der Initiative, darunter Microsoft, SAP, T-Online, Ebay sowie verschiedene Verbände eine positive Arbeit der bisherigen Bilanz zogen, kamen von Schäuble deutliche Worte. “Zu einer ungeschönten Bilanz gehört auch, dass die Initiative in manchen Bereichen hinter den Versprechen zurückgeblieben ist.” Vor allem die Anstrengungen zur Absicherung des Online-Handels und das Sicherheitsniveau gängiger Computerprogramme ließen zu wünschen übrig. “Die IT-Wirtschaft muss ihre Anstrengungen vermehrt auf die Erstellung sicherer Systeme verwenden.”
Er sei zwar bereit, die Schirmherrschaft über die Initiative zu übernehmen – allerdings nur, wenn es zu einer “ausgewogenen Beteiligung” unterschiedlichster IT-Anbieter “auch aus dem Open-Source-Bereich” komme.
Ballmer lies sich von den Vorwürfen jedoch nicht aus der Ruhe bringen: “Das ist keine der üblichen Bla-Bla-Veranstaltungen, sondern da ist wirklich Action.” In den USA werde demnächst eine Initiative ‘Get net safe’ gestartet, die sich durchaus an der deutschen Aktion orientiere. Es gehe nicht darum, so Ballmer, die Computeranwender zu verunsichern, sondern die Menschen sicherer im Umgang mit den bestehenden Gefahren zu machen.
Zuvor hatte Schäuble an die Verantwortung der Anwender appelliert und auf eine Umfrage des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik verwiesen. “Jeder vierte Computer-Anwender verzichtet auf einen Virenschutz. Und jeder zweite ist im Netz ohne Firewall unterwegs.” Der Kampf um eine bessere Sicherheit im Netz sei eine Sisyphus-Arbeit. Ähnlich äußerte sich auch Telekom-Vorstandschef Kai-Uwe Ricke.
Er stellte außerdem ein neues Sicherheitswerkzeug für Internet-Nutzer vor. Dabei handelt es sich um ein Sicherheitsbarometer, das farblich den aktuellen Sicherheitsstatus im Netz anzeigt – von grün für normales Risiko bis zu rot für akute Gefahr. Der Sicherheitscheck ist eines der acht Handlungsversprechen, die die Initiative zum Start im vergangenen Jahr abgegeben hatte.
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