BI-Projekte rollen endlich auch in Deutschland an
Business Intelligence (BI) wird in den nächsten Jahren ein Feld sein, das hierzulande intensiv beackert werden wird. Das ergaben verschiedene voneinander unabhängige Befragungen.
Interessant sei auch die Tatsache, dass Unternehmen auf diese Weise viel Wert aus BI-Lösungen schöpfen können, so Everett weiter. Vor allem dann, wenn sie auf transaktionsorientierte Anwendungen wie Oracle, PeopleSoft und Siebel zugeschnitten sind. 83 Prozent der Befragten gaben an, Templates für bestimmte ERP- oder CRM-Anwendungen wirtschaftlich sinnvoll einsetzen zu können. Auch die automatisierte Aktualisierung von Metadaten aus solchen Anwendungen scheint sich für Unternehmen auszuzahlen. Hier sind sogar 90 Prozent überzeugt, daraus für das Unternehmen Nutzen ziehen zu können.
Aber auch ganz generell scheint sich für viele Firmen BI zum Thema zu entwickeln. Das Marktforschungsunternehmen IDC meldet, dass in den kommenden 12 Monaten BI-Projekte zusammen mit Web-basierten Anwendungen und vertikalen Lösungen vermehrt Budgets bekommen werden, glaubt Steve Minton, Analyst bei IDC.
Er unterscheidet dabei aber auch regional. China investiere vor allem in vertikale Lösungen. In den USA hingegen wendeten sich Unternehmen vermehrt einer strategischen Betrachtung der Geschäftsabläufe zu. In Westeuropa aber bremsen derzeit die eher statischen Strategien der Anwender Neuinvestitionen in BI-Projekte teilweise aus, kritisiert Minton.
Europa wacht gerade auf
Dass Minton mit seiner Kritik einen wunden Punkt trifft, unterstützt auch eine aktuelle Studie, die von der Universität Mannheim im Auftrag der European Financial Management & Marketing Association (EFMA) und SAP erstellt wurde. Demnach haben heute nur 23 Prozent aller europäischen Privatkundenbanken umfassenden Zugriff auf die Transaktionsinformationen ihrer Kunden. Entsprechend seien den Banken die Anforderungen, Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden nicht hinreichend bekannt.
Die europaweite Umfrage ergab allerdings auch, dass analytische Anwendungen einen Schwerpunkt in den künftigen IT-Strategien der Banken bilden. Die Ergebnisse besagen, dass die Banken das Wertschöpfungspotenzial relevanter Kundendaten für den zukünftigen Unternehmenserfolg ebenso erkannt haben wie die Notwendigkeit der Beschaffung, Speicherung, Auswertung und Bereitstellung dieser Informationen. Als Konsequenz wollen 88 Prozent der europäischen Privatkundenbanken ihre Datenqualität in den nächsten drei Jahren verbessern.
Die Banken planen zunehmend, Kundensegmente präzise zu definieren, um so ihre Strategien der Neukundengewinnung, des Cross-Selling- und des Multi-Channel-Vertriebsmanagement zu unterstützen. Dieser Ansatz wird deutlich stärker betont als in der ersten Studie aus dem Jahr 2003. Neun von zehn der befragten Banken beabsichtigen, kundenrelevante Informationen wie Reklamationen, Beratungsgespräche und Rechnungslegungen zukünftig nach Kundensegmenten aufzubereiten und auszuwerten
Noch einiges zu tun
Bis dorthin steht den Finanzinstituten allerdings ein langer Weg bevor. Denn noch analysiert ein Drittel der befragten Banken Kundendaten auf einer Ad-hoc-Basis und nur 11 Prozent der befragten Institute verfügen über einen regelmäßigen und durchgängigen Prozess zur gezielten Datenauswertung und -analyse (Data Mining).
“In einem zunehmend gesättigten Markt kann organisches Wachstum nur mit Hilfe optimierter Business-Intelligence-Prozesse erzielt werden. Sie liefern Banken eine hochwertige Datenqualität, um ihre einzelnen Kundensegmente besser zu verstehen”, erklärt Daniele Bonfanti, EMEA Program Manager des Analystenhauses Financial Insights. “Banken müssen dazu die Datengewinnung und -analyse in hochflexible Prozesse umwandeln, damit diese Unternehmensentscheidungen und Geschäftsinitiativen sinnvoll unterstützen können. Dafür müssen sie BI-Ansätze ad acta legen, die zu langsam und zu unflexibel sind.”
Doch nicht nur die derzeitigen BI-Ansätze, auch die aktuell verwendeten IT-Systeme bremsen die Institute aus: Mehr als ein Drittel der Banken sieht sich auf Grund ihrer IT-Systeme nicht in der Lage, ihre strategischen Unternehmensziele umzusetzen. Fast alle befragten Banken wollen ihre IT in den kommenden drei Jahren dazu bringen, ihre Geschäftsstrategien besser zu unterstützen und sich somit zusätzliche Wettbewerbsvorteile zu schaffen.
Für die Studie ‘The Five Pillars of Excellence in Retail Banking – A European Benchmark Review’ wurden 125 Privatkundenbanken aus 30 europäischen Ländern befragt. Sie ist die dritte Bankenstudie in Folge und gibt seit 2003 Auskunft über die Selbsteinschätzung der befragten Finanzinstitute.