München züchtet eierlegenden WollMux
Die Stadt München hat auf einem Informationstag über den Stand des Projektes ‘LiMux’ informiert – die Umstellung von zirka 14.000 städtischen Rechnern auf freie Software.
Das LiMux-Projekt laufe wie geplant, sagte Christine Strobl (SPD), Zweite Bürgermeisterin in München. Man liege im Zeitplan zwar leicht zurück, die Probleme in Sachen EU-Richtlinie zu Software-Patenten und aufgrund der Ausschreibung für den Basis-Client seien jedoch überwunden.
Eine Pilotversion des Basis-Client ist seit März im Direktorium und im Kulturreferat im Einsatz. Ab Juni folgen das Revisionsamt und der Kernbereich des Direktoriums – darunter die Arbeitsplätze von Strobl und von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD).
“Wir haben im Juni eine vierstündige Schulung”, so Strobl. Sie sei schon gespannt, ob das reiche oder ob sie “noch mehr Nachhilfe brauche”. LiMux sei jedoch weitaus einfacher, als das viele am Anfang gedacht hätten.
Die Version 1 des Basis-Client soll im Herbst veröffentlicht werden. Grundlage der Software ist die freie Linux-Distribution Debian. Als grafische Benutzeroberfläche kommt KDE zum Einsatz, als Bürosoftware OpenOffice. Zur Kommunikation dienen der Browser Firefox und der E-Mail-Client Thunderbird.
Bei der Gestaltung des Basis-Client greift das städtische ‘Linux Client Team’ auf die Vorschläge der speziell eingerichteten ‘Arbeitsgruppe Usability’ zurück. Deren Ideen betreffen unter anderem die Benutzeroberfläche, das Startmenü sowie den Aufbau und die Menüführung des Dateimanagers. Um die einfache Handhabung der Software nachzuweisen, soll sie nach DIN EN ISO 9241 zertifiziert werden.
Parallel zur Gestaltung des Basis-Client werden derzeit Service- und Support-Prozesse für den Client-Betrieb etabliert. Diese Prozesse ermöglichen das Änderungs-, Freigabe-, Problem- und Störungsmanagement anhand von ITIL-Standards (IT Infrastructure Library).
Das Linux Client Team entwickelt zudem eine Lösung zur Vorlagenverwaltung, die aus einem Briefkopf-, einem Formular- und einem Textbausteinsystem besteht. Diese Software trägt den Codenamen ‘eierlegender WollMux’ – das ist eine Anspielung auf die Begriffe ‘eierlegende Wollmilchsau’ und ‘LiMux’.
WollMux soll die Microsoft-Office-Anwendungen durch OpenOffice-Tools ersetzen. Das Briefkopfsystem ist fertig und in Pilotbereichen im Einsatz. Die restlichen Komponenten werden bis Ende dieses Jahres umgesetzt.
Das größte LiMux-Problem seien derzeit die Fachanwendungen, sagte Strobl. “Die eine oder andere läuft nicht.” Mittel- und langfristig sei LiMux jedoch der beste Weg für München. Bis Ende 2008 soll die Umstellung abgeschlossen sein.