Kritiker bemängeln allerdings die gerade im Vergleich zu Indien relativ niedrige Anzahl hochqualifizierter Arbeitkräfte. Al Ali lobt genau das Gegenteil: “Die Nähe zu Ländern mit einem großen Talentpool – zum Beispiel Indien, Ägypten und Jordanien – ist ein weiterer Schlüsselfaktor.” Dubai übertrage die Dynamik seines Wirtschaftswachstums jetzt auf neue, wissensintensive Industriezweige.

Bis Ende 2008 wird der IT-Markt nach Schätzung der DOZ-Organisatoren jährlich um 10,5 Prozent wachsen. “Wenn sich erst eine hohe Anzahl Unternehmen in der Industriezone angesiedelt haben, werden wir diese Prozentzahl sogar noch übertreffen”, zeigt sich Al Ali überzeugt. Bis 2010 sollen 100.000 Mitarbeiter in Dubais Outsourcing-Branche arbeiten. Bei alledem soll die Qualität, wie man es auch in anderen Bereich aus den Emiraten kennt, nicht aus den Augen gelassen werden.

Oase in krisengebeutelter Region

Diese Zielrichtung stimmt, denn allein wegen des Kostenarguments lassen sich nur noch die wenigsten Firmen zum Outsourcing verführen. Wie schnell man damit auf die Nase fällt, haben viele in den vergangen Jahren teilweise bitter lernen müssen: “Der Preisvorteil ist nicht mehr so gewaltig. Man muss immer mehr anspruchsvollere Leistungen anbieten, etwa die Integration von Geschäftsabläufen”, sagt Marriott.

Vor diesem Hintergrund sei Dubai eines der Länder, über die Unternehmen nachdenken, wenn es um das Thema Outsourcing geht. Negativ könnte sich bei diesen Abwägungen die politische und ökonomische Stabilität des Landes auswirken. Nicht von Dubai an sich, aber die des Umfelds. Denn die Vereinigten Arabischen Emirate gelten als Oase in einem äußerst problematischen Teil der Welt. Niemand kann garantieren, dass diese nicht irgendwann in einen der umliegenden Konflikte mit hineingezogen werden.

Tatsächlich ist die geographische Nähe der Emirate zu Ländern, die mit dem islamistischen Terrorismus in Verbindung gebracht werden, einer der größten Bremsklötze eines Staates, für den die Überholspur längst Alltag geworden ist.

Kampf mit dem Misstrauen

Der geplante Verkauf von sechs amerikanischen Häfen an die Firma Dubai Ports World (DP World) löste Anfang des Jahres eine Sturm der Entrüstung aus, der selbst die Regierung im Weißen Haus in Washington überraschte. “Wir wollen sicherstellen, dass die Sicherheit unserer Häfen in Amerikas Händen ist”, wetterte der Republikaner Jerry Lewis gemeinsam mit vielen anderen. US-Präsident George W. Bush stellte sich vergeblich vor das arabische Unternehmen. Das Geschäft platzte.

Am Golf, wo man seit Jahren eng mit der US-Navy zusammenarbeitet und traditionell gute Beziehungen zur US-Regierung pflegt, war das Erstaunen über diese herbe Zurückweisung groß. Aufgeben will man jedoch nicht. “Wir hoffen, dass wir eines Tages auch in den USA willkommen sein werden”, sagte DP-World-Chef Mahammad Sharaf gegenüber dem Handelsblatt.

Im Outsourcing-Geschäft gibt es solche Probleme nicht: “Im Augenblick zielt Dubai vor allem auf den US-Markt, Asia-Pacific spielt keine so große Rolle, da es einige starke Outsourcing-Länder in dieser Region gibt”, sagt Gartner-Analyst Marriott. Und so hat es Dubai nun auch verstärkt auf Europa abgesehen. “Während der CeBIT haben wir sehr viele gute Kontakte geknüpft, das Interesse war groß”, so DOZ-Manager Al Ali.

Auch aus Irland will man Kunden an den Golf locken. Die Steuervergünstigungen, mit denen der Inselstaat vor allem viele Call-Center-Anbieter ins Land gelockt hat, gehen langsam zur Neige. Der ideale Zeitpunkt für Dubai also, um mit den eigenen Steuervorteilen zu locken.

Die erste Projektphase der Dubai Outsource Zone auf alle Fälle ist so gut wie abgeschlossen. Im Juni nehmen die Unternehmen in den ersten Gebäuden der DOZ ihren Geschäftsbetrieb auf – die insgesamt 250.000 Quadratmeter sind bereits seit einiger Zeit ausverkauft. Im Dezember dieses Jahres wird die zweite ebenso große Sektion eröffnet, auch diese Büroräume sind bereits vergeben. Die Bauarbeiten für weitere Gebäude, die 2007 eröffnet werden sollen, laufen auf Hochtouren.

Einen Wermutstropfen gibt es aber dennoch. Die meisten der bislang abgeschlossenen Verträge drehen sich um traditionelles Business Process Outsourcig – und nicht um die High-End-Projekte, die die DOZ-Verantwortlichen eigentlich an Land ziehen wollten. Aber gerade in Dubai kann es sicherlich nicht schaden, zwischendurch mal einen Gang runterzuschalten.

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Silicon-Redaktion

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