Wer Offshoring sagt, denkt an Indien. Tatsächlich ist das Land als Standort für die Auslagerung von Unternehmensdienstleistungen immer noch die unangefochtene Nummer eins. Doch eine ganze Heerschar von Verfolgern versuchen den Indern die Führungsposition streitig zu machen, oder – wenn das nicht gelingt – sich zumindest ein Stück von dem scheinbar großen Kuchen abzuschneiden.

Andere Niedrigpreisländer wie China oder Vietnam drängen massiv auf den Markt, in Europa rechnen sich auch dank der Osterweiterung der Europäischen Union unter anderem Tschechien, Polen und Ungarn gute Chancen aus. Für europäische Verhältnisse exotisch sind dagegen Outsourcing-Destinationen wie Barbados oder Mauritius. Das sollte allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass zum Beispiel Mauritius im Gartner-Ranking ‘Top 60 Global Sourcing Countries 2006’ ganz oben rangiert – gemeinsam mit Mexiko, Malaysia und Südafrika. Am anderen Ende rangieren zum Beispiel Neueinsteiger wie Panama, Peru oder die Fidschi-Inseln.

Zwischen diesen beiden Kategorien stehen die ‘active participants’, also Länder, die schon einiges getan haben, um sich zu etablieren. Dazu gehören Ägypten, Neuseeland oder auch Dubai. Noch 2005 gehörte das Emirat am Golf zu den Neueinsteigern in Sachen Outsourcing, doch die Scheichs rühren massiv die Werbetrommel, um sich als Service-Standort zu etablieren.

Steuerfreiheit als Lockmittel

“Ein großer Vorteil sind vor allem die steuerlichen Rahmenbedingungen”, sagt Gartner-Analyst Ian Marriott im Gespräch mit silicon.de. Für die derzeit entstehende Dubai Outsource Zone (DOZ) heißt das: keine Unternehmenssteuer, keine Einkommenssteuer, kein Einfuhrzoll – überhaupt: 50 Jahre garantierte Steuerfreiheit.

Die DOZ ist eine Initiative der Dubai Internet City. Diese wurde im Jahr 2000 gegründet, seitdem haben sich dort 800 Firmen aus aller Welt angesiedelt, darunter auch alles, was in der Branche Rang und Namen hat: Microsoft, Oracle, HP, IBM, Dell, Siemens, Sun, SAP und Cisco.

“Dubai ist ein zentraler Standort zur Erschließung der Region ‘Middle East and Africa’ (MEA)”, begründet Frank Kölmel, Sales Director Central and Eastern Europe bei Secure Computing, das Engagement in dem Wüstenstaat. “Wir sind sehr erfolgreich im Bereich Government, Finance und Telecoms und erweitern gerade unsere Infrastruktur, um dort weiter zu wachsen.”

Die geographische Lage ist auch in den Augen von Gartner-Analyst Marriott ein Argument für die Region. Dubai könne im Rahmen einer weltweiten Strategie als Bindeglied zwischen Europa und Asien-Pazifik fungieren.

Outsourcing mit Edelambiente

Mit der Dubai Outsource Zone will man nun verstärkt IT-Dienstleister ins Land holen. Dass man es dabei – trotz aller Steuerbefreiungen – nicht schaffen wird, Niedrigpreisländer wie Indien oder China zu unterbieten, weiß Abdelsalam Al Ali, Regional Sales Manager der DOZ. “Wir wollen nicht mit anderen Ländern konkurrieren, sondern versuchen, diese zu ergänzen”, sagt er im Gespräch mit silicon.de.

Dazu passt das Ziel, Dubai als Standort für hochqualifizierte Mitarbeiter oder Manager von Outsourcing-Firmen zu etablieren. Der sehr hohe Lebensstandard des Emirats könnte dieses Klientel in Scharen aus Outsourcing-Destinationen wie Bagalore oder Mumbai weglocken. Hinzu kommen strenge Regelungen, die eine hohe Fluktuation der Arbeitskräfte im Keim ersticken sollen – ein Problem mit dem vor allem indische Firmen zu kämpfen haben. Wer seinen Job aufgibt, verliert automatisch seine Arbeitserlaubnis und wird des Landes verwiesen.

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Silicon-Redaktion

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