Ein kleiner Trupp kämpft sich in 8000 Metern Höhe auf einem Bergrücken im Himalaja durch Eis, Schnee und Felsen. Der Wind zerrt an Jacken und Hosen der Extrembergsteiger. Die Szene, die sich da im Browserfenster abspielt, ist eine Expedition, bei der der Hersteller ‘The North Face’ seine Ausrüstung werbewirksam testet.
Mit einem Klick auf die Hose löst sich das Kleidungsstück aus dem Video und neben einer dreidimensionalen Darstellung, in der sich die Hose von allen Seiten begutachten lässt, bietet die Anwendung in einem Browserfenster weitere Informationen an, etwa über die Gewebedichte und welche Größen verfügbar sind. Währenddessen stapft im Hintergrund die Seilschaft weiter dem Gipfel zu. Noch ein Klick und der Hobby-Bergsteiger ist im Web-Shop, wo er das Kleidungsstück gleich per Lastschriftverfahren erstehen kann.
Zukunftsmusik. Aber so oder ähnlich könnte die Webseite des Sportartikel-Herstellers mit der Windows Präsentation Foundation (WPF) aussehen, berichtet Frank Fischer, Technologieberater der Developer Platform and Strategy Group bei Microsoft. WPF wird als Bestandteil der Dotnet-basierten Programmierschnittstelle WinFX im XP-Nachfolger ‘Vista’ für reichhaltigere Grafiken sorgen.
Weit mehr als sanfte Schatten
Aber auch andere Hersteller hätten bei den künftigen technologischen Möglichkeiten große Ohren bekommen, berichtet Fischer: “Das Echo in der Industrie ist riesig.” Mit anderen Technologien seien Projekte – wie etwa der Auftritt von The North Face – nur äußerst schwer umzusetzen, sagt Fischer.
“Web-Anwendungen werden mit WPF so erscheinen, als würden sie direkt auf dem Betriebssystem laufen”, bestätigt auch Marc Driver, Research Vice President bei dem Marktforschungsinstitut Gartner. Vorstellbar wären zum Beispiel auch Konfigurationen von Autos anhand eines 3D-Modells über das Web. WPF werde die Kluft zwischen Web und Desktop schließen. Driver wertet das als eine echte Innovation, die da aus Redmond kommt.
WPF ist auch Bestandteil von Aero (Authentic, Energetic, Reflective, Open), der neuen grafischen Nutzerschnittstelle in Windows Vista. Und die soll weit mehr können, als die Fenster von Anwendungen mit sanften Schattierungen zu verzieren. Aero wird neben vielen anderen Neuerungen auch das inzwischen 20 Jahre zählende pixelbasierte Grafik-Subsystem ‘GDI’ oder ‘GDI Plus’ (Graphics Device Interface) ablösen, das noch in Windows XP für zweidimensionale Darstellungen sorgte. Ganz wird sich davon Microsoft mittelfristig nicht verabschieden können, da auch alte 32-Bit-Anwendungen von Vista unterstützt werden müssen.
Kein Kinderspiel
“Wir haben uns von der Welt der Spiele inspirieren lassen”, erklärt Fischer. WPF errechnet die grafischen Animationen längst nicht mehr über den Prozessor. Die Hauptlast tragen leistungsfähige und für diese Aufgaben optimierte Grafikkarten, auf die Aero über DirectX zugreift. Das führt im Endeffekt zu einer flüssigeren und stabileren Darstellung der Benutzeroberfläche. So sollen etwa weiße Flecken, die man ab und an beim Verschieben eines Anwendungsfensters sieht, der Vergangenheit angehören.
Was Microsoft vormals unter dem Arbeitstitel ‘Avalon’ ankündigte, soll nicht nur die Möglichkeiten der Hardware besser auslasten, sondern auch ohne Informatik-Studium beherrschbar sein. Für die Steuerung der WinFX-Komponente WPF in Vista hat Microsoft – um es möglichst einfach zu machen – die deklarative XML-Notation ‘Extensible Application Markup Language’ kurz XAML entwickelt.
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