Yahoo übertreibt Zensur in China

Menschenrechtslobbyisten prangern den Internetkonzern Yahoo an, er halte sich an chinesische Zensurregeln, die gar nicht verbindlich seien.

Schlimmer als jede andere Suchmaschine verhalte sich der US-Konzern deshalb in China. Um Geschäfte zu machen verkaufe der Konzern stückweise demokratische Rechte.

Wie die Organisation Reporters sans Frontiers (RSF) in Paris mitteilte, sei Yahoo bei einem Test mit Suchanfragen für zehn Suchbegriffe, die besonders in China sensibel sind, durchgefallen. Die Maschine habe sich noch viel strikter verweigert als Google.cn oder MSN.cn. Zusätzlich habe sich die Site in einer Reihe von Fällen eine Stunde nach der Anfrage jedem Zugriff von dem Rechner aus, der die Suche gestartet hatte, verweigert. Das sind die wachsamen Journalisten bisher nur von der chinesischen Staats-Suchmaschine Baidu gewohnt.

Im direkten Vergleich mit der chinesischen Site habe Yahoo sogar noch strenger reglementiert als die chinesische Site, heißt es. RSF weist zwar darauf hin, dass Yahoo.cn inzwischen an einen chinesischen Betreiber verkauft worden sei. Jedoch halte die US-Firma immer noch die Mehrheit. Die Firma, die einst im Silicon Valley durch ihre nonkonforme Start-up-Mentalität von sich reden machte, sagte bisher nichts zu den Vorwürfen.

RSF-Sprecher Julien Pain verwies in einer Mitteilung darauf, dass sich Yahoo in diesem Falle mehr an die chinesischen Bestimmungen halte als die Chinesen selbst. Er warf dem Konzern vor, Demokratie und Menschenrechte mit Füßen zu treten. Gerade Yahoo hatte bereits durch die Weitergabe von Kundendaten an die chinesischen Behörden, wenn heikle Anfragen gestellt worden waren, negative Schlagzeilen gemacht. Pain warnte vor einer Vorbildwirkung für andere Länder mit extremem Sicherheitsbedürfnis. Was in China passiere, könne auch woanders alltägliche Schikane werden.