So heißt es im ‘Mobile Business Outlook 2006/2007’, den die Unternehmensberatung Lünendonk in Zusammenarbeit mit Bettina Horster veröffentlicht hat. Horster ist langjährige Beraterin der Bundesinitiative Mobilmedia und Vorstand der Dortmunder Vivai Software AG. In der Studie untersucht sie Chancen und Risiken der mobilen Services für Content- und Service-Provider, Handset-Hersteller und Mobilfunkanbieter.
Die aktuelle Lage
“Handys werden immer mehr zu Alleskönnern”, sagt Horster. Viele Restriktionen in Sachen Akku-Lebensdauer, Bildschirm und Tastatur sind mittlerweile Geschichte. RIMs Blackberry-Dienst schaffte 2005 im Business-Sektor den Durchbruch. In diesem Bereich finden auch UMTS-Datenkarten für Notebooks immer mehr Verbreitung.
Laut Horster gab es in Deutschland im vergangenen Jahr 4,2 Millionen Anwender des mobilen Internets. Das Land gehört damit zu den fünf europäischen Staaten, deren Bürger das mobile Web am meisten nutzen. Spitzenreiter ist Großbritannien. Dort setzten 2005 etwa 15 Prozent der Einwohner auf das mobile Internet.
Je mehr UMTS-Geräte in Deutschland verkauft werden, desto höher dürften hierzulande auch die Nutzerzahlen des mobilen Webs steigen, glaubt Horster. Demnach werden im Jahr 2006 zehn Prozent der Deutschen mit einem UMTS-Handset telefonieren. Im nächsten Jahr sollen es dann 18 Prozent sein.
Was kommt
Im Trend sind unter anderem: einfache Preismodelle (Daten-Flatrates), mobile Musik, Multiplayer Games sowie mobiles VoIP (Voice over IP). Bestehende Geschäftstools und -Prozesse werden “mobil gemacht”. Die Inhalte werden zudem individualisierter angeboten.
“Die Nachfrage nach einfachen, verständlichen Mobilfunkangeboten mit Paketpreisen oder Flatrates bleibt auch 2006 groß”, so Horster. Dabei seien weitere Preissenkungen wahrscheinlich – besonders bei den Handy-Datenflatrates. Die Privatanwender verlieren so die Angst davor, zu viel Geld für das mobile Telefonieren auszugeben. Neue Geräte verschmelzen zudem Gameboy, Handy und MP3-Player. Das verhilft Diensten wie mobiler Musik und Multiplayer Games zum Durchbruch.
Laut Horster schicken sich die Internet Service Provider (ISP) dazu an, den Mobilfunk zu verändern. Erste WLAN-fähige VoIP-Handys wurden angekündigt. “Mobiles VoIP wird den Markt schneller erobern, als von vielen Analysten und Telekommunikations-Anbietern erwartet”, so die Expertin. Der Grund: Ein Anwender muss sein Verhalten nicht ändern. Er telefoniert wie gewohnt, profitiert von günstigeren Preisen und kann neue Funktionen gebrauchen.
Immer mehr Unternehmen setzen auch auf die Mobilisierung der bestehenden Geschäftsanwendungen und -Prozesse – etwa der ERP-Tools (Enterprise Resource Planning). Horster: “Das Projektgeschäft unterscheidet sich im Mobile-Enterprise-Markt nicht vom herkömmlichen Software-Geschäft.” Anders als im traditionellen Software-Geschäft haben sich im Mobile-Enterprise-Markt jedoch noch keine festen Player etabliert. “Eine gute Chance für Anbieter, jetzt einzusteigen.”
Im mobilen Bereich wiederholt sich zudem eine Entwicklung, die vom Internet bekannt ist – die Personalisierung der Inhalte. “Wenn die Mobilfunkbetreiber reine Konnektivität anbieten, ist das eine austauschbare Massenware”, so Horster. Die Produkte der Content Provider bieten dagegen Unterscheidungsmerkmale. Deshalb wird für themenspezifische mobile Portale ein eigener Markt entstehen.
Was verschwindet
Einige mobile Dienste sollen laut Horster langfristig auf der Strecke bleiben – darunter SMS, MMS und LBS (Location Based Services). SMS und MMS werden durch die Internet-Pendants Mobile E-Mail und Instant Messaging abgelöst.
“Im Bereich LBS streicht ein Anbieter nach dem anderen die Segel”, sagt Horster. Mit ungenauen Lokalisierungen und Preisen von zirka 10 Euro-Cent pro Lokalisierung lassen sich keine Geschäftsmodelle realisieren. Lösungen wie die Lokalisierung über die Eingabe eines Straßennamens werden von den Kunden nicht angenommen.
Was noch nicht kommt
“Eine Standardisierung der mobilen Geräte ist auch 2006 und 2007 nicht in Sicht”, meint Horster. Im Bereich der Betriebssysteme scheint Symbian an Boden zu verlieren. Denn viele Gerätehersteller wenden sich Windows Mobile zu, das mit der Outlook-Synchronisation punkten kann.
Auch Mobile Payment wird 2006 noch nicht realisiert. Grund dafür ist “die stark selbst- und wenig kundenbezogene Sicht der Akteure”. Diese zeigt sich in der mangelnden Innovationskraft bei Teilen des Bankensektors sowie in der kurzfristigen Ausrichtung der Geschäftsstrategien einzelner Mobilfunkanbieter.
Was zu tun ist
Die Mobile-Services-Anbieter bringen Produkte derzeit so schnell wie möglich auf den Markt. So kommt es, dass Dienste nicht ausreichend getestet werden. Die Handybesitzer sind in der Folge enttäuscht und lassen die Services ungenutzt.
Die Anbieter sollten außerdem nur Dienste anbieten, die einen echten Nutzen bieten. Horster: “Wenn die Alternative zum Service ist, einen Passanten auf der Straße zu fragen, wo die nächste Pizzeria ist, dann ist der Mehrwert der Applikation gering.”
Zudem muss die Qualität der Inhalte verbessert werden. Mobile Inhalte sind häufig zweitklassig – was auch daran liegt, dass der Rechtebesitz oft unklar ist. Zum Teil liegen die Rechte so verstreut, dass populäre Songs zum Beispiel nicht zum mobilen Download angeboten werden können.
Und: Die Darstellung der Inhalte auf den mobilen Geräten ist zu optimieren. Viele Nutzer bemängeln nach wie vor Geräte, die Webseiten nur mangelhaft und nach langer Ladezeit darstellen. Horster: “Time to Market allein zählt nicht – die Qualität muss ebenso stimmen.”
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