Amtsschimmel bremst Triple Play

Breitband, die Voraussetzung für Angebote wie Triple Play, ist bereits jetzt politisch brisant.

Selbst die Bundesnetzagentur hat dies erkannt und widmete dem Thema in ihrem Jahresbericht von 2005 gleich mehrere Seiten. Sie prognostiziert, dass die Anbieterzahl und die Dienstvielfalt stark steigen werden. Laut einer Studie der Steria Mummert Consulting soll sich der Umsatz mit Triple-Play-Angeboten in Deutschland bis zum Jahr 2010 auf etwa 3 Millionen Haushalte erstrecken und etwa 1 Milliarde Euro bringen. Rund 60 Prozent der von den Beratern befragten Unternehmen sind demnach bereit, in den nächsten drei Jahren schon auf Triple Play aufzurüsten. Nach Angaben der Netzagentur planen die Anbieter derzeit, etwa 4 Milliarden Euro in die Auf- und Nachrüstung für Triple Play zu stecken.

Ärmelschoner statt Lichtwellen

Soweit, so gut. Doch gerade die Ämter und Behörden, die solche offiziellen Positionen mit verbreiten, sind für die neue Technik oft zu langsam. Marcus Otto, Geschäftsführer der Allied Telesyn, eines Anbieters sicherer Ethernet- und IP-Lösungen, setzt in Sachen Triple Play lieber auf die Privatwirtschaft. “Dass die Netzagentur Triple Play als Trend erkannt hat, ist richtig – doch für die zeitkritischen Projekte setzen wir lieber auf Unternehmen”, sagte er gegenüber silicon.de. Deshalb habe sich beispielsweise die neu gegründete Industrievereinigung Triple Play Alliance aus Unternehmen zusammengeschlossen, die die Finanzierung eines Labors, seiner Ausstattung und des Personals in die eigenen Hände genommen hatten.

“Wir haben ein Jahr von den ersten Gesprächen bis zur Eröffnung gebraucht. Sicherlich hätten wir auf Gelder vom Staat oder der EU warten können, aber dann wären wir jetzt noch lange nicht so weit; der Markt schläft nicht und deshalb haben wir uns für ein reines Unternehmensengagement entschieden”, sagt er. Auch wegen der Unabhängigkeit von Reglements, fügt er an.

Die Offenheit, wie sie dort angestrebt wird, sei auf freiwilliger Basis einfacher zu machen. Die Unternehmen “reden miteinander”. Nur so sei auch die nächste Stufe für das Labor zu bewältigen. ” Wir haben ein international nutzbares Demo-Lab aufgebaut, das Kunden vieler Firmen aus ganz Europa offen steht”, sagt er. Dabei gehe es zunächst um das Ausprobieren und Kennenlernen.

“Die zweite Ausbaustufe könnte unserer Ansicht nach ein echtes Interoperabilitätslabor sein; heute sind die Techniken, die eingebaut werden, bereits interoperabel, aber für die Zukunft könnte ein Testlabor für Technik durchaus Sinn machen und die Standardisierung und Produktentwicklung treiben – theoretisch wäre das durchaus wünschenswert”, sagte er. Doch solche Sprünge würden staatlichen Partnern schnell zu weit gehen. Lieber würde er mehr Projektthemen angehen und die Labortechnik für die Prüfung neuer Produkte auf ihre Triple-Play-Relevanz nutzen.