“SOA ist kein Produkt, keine Architektur, sondern höchstens ein Architekturstil.” Das sagte Joseph Reger, Chief Technical Officer von Fujitsu Siemens Computers (FSC), auf einem Symposium in München. “Die Industrie braucht offenbar von Zeit zu Zeit ein Thema, was für alles steht und unter dem man sich alles vorstellen kann.”
Wenn SOA (Service-orientierte Architektur) ein Stil sei, werde sie durch Merkmale gekennzeichnet, so Reger. So sind die Funktionalität und die Logik der Geschäftsprozesse in einer SOA getrennt. “Bei herkömmlichen Applikationen sind die Regeln und Abläufe der Geschäftsprozesse dagegen zusammen mit der Funktionalität in den Anwendungen kodiert.”
Warum wurde SOA überhaupt entwickelt? “Herkömmliche Anwendungs-Silos arbeiten zwar äußerst performant, zeigen bei Änderungen der Geschäftsprozesse aber nur eine geringe Flexibilität.” Zudem waren die Anwendungen stark gekoppelt und daher nur schwer zu ersetzen. Wurden neue Applikationen hinzugefügt, kam es zur Überlappung von Funktionen. Die Silos waren zudem auf einen spezifischen Geschäftsprozess ausgerichtet.
Reger: “SOA stellt dagegen unabhängige und wieder verwendbare Service-Module bereit.” Diese sind nur lose gekoppelt – kein Modul setzt die Existenz oder eine bestimmte Beschaffenheit eines anderen Moduls voraus. Die Module sind in einem Verzeichnis registriert, bevorzugte Technologie für die Implementierung sind Web Services. Komplexere Geschäftsprozesse können durch eine Kombination kleinerer Services aufgebaut werden.
“Der modulare SOA-Aufbau erleichtert die Neugestaltung von Services”, so Reger. Die Services können auf mehreren Systemen verteilt ablaufen. “Das bedeutet einen erhöhten Aufwand für das IT-Personal beim Management der Services.” SOA opfere in dieser Hinsicht Effizienz für Flexibilität. “Das muss man akzeptieren und berechnen, ob sich das für das Unternehmen lohnt.” SOA-Projekte bringen daher einen hohen Beratungsbedarf mit sich.
Laut Reger erfordert SOA ein zentrales Ressourcen-Management mit einer möglichst hohen Automatisierung der Managementaufgaben. Die IT-Infrastruktur sollte zudem in der Lage sein, einem Service schnell neue Ressourcen zuzuweisen. “Die Flexibilität der SOA auf der Software-Ebene muss auf der Ebene der Infrastruktur durch Automatisierung und Virtualisierung unterstützt werden.”
Der Hersteller glaubt, dafür mit dem ‘Dynamic Data Center’ das richtige Produkt zu haben. Die Lösung wird auch unter der Bezeichnung ‘Service-orientierte Infrastruktur’ vermarktet. Der ‘Primergy BladeFrame’ liefert nach FSC-Angaben eine ganze SOA-Umgebung in einem Server.
FSC ist an mehreren SOA-Projekten beteiligt – meist als Auftragnehmer von Geschäftspartnern wie SAP. Der Hardware-Spezialist ist aber auch Generalauftragnehmer – was beim Software-getriebenen Thema SOA eher ungewöhnlich erscheint.
Das größte SOA-Projekt von FSC nennt sich ‘Ibiza’. Hinter dem sonnigen Namen verbirgt sich ein Projekt für die gesetzliche Rentenversicherung. Der via SOA zu modernisierende Geschäftsprozess heißt ‘Bewilligung einer Altersrente für langjährig Versicherte’.
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