Für Aufsehen sorgte dabei die jetzt durchgesickerte Planung, dass AOL sein Internet-Zugangsgeschäft zurückfahren wolle. Es sei ein Geschäftszweig, aus dem mehr herauszuholen sei, doch nicht ohne viel Mühe. Jeder Cent, der hier verdient werde, koste nahezu einen Cent.
Diese Mühe will der Konzern lieber in die anderen Geschäftsbereiche, webbasierte Services, Werbegeschäfte, Content-bezogene Suche und bezahlte Verlinkung stecken, heißt es im Vorfeld einer Vorstandssitzung. John Miller, AOLs CEO, wird einem Bericht der New York Times zufolge das 17 Jahre alte Geschäft mit kostenpflichtigem Web-Zugang zugunsten von Gratis-Zugangsangeboten umstrukturieren, die dann über Werbung verschiedenster Art finanziert werden sollen.
Dafür muss er aber den Vorstand und später auch die Aktionäre dazu bewegen, für eine unbestimmte Zeit niedrigere Margen zu akzeptieren. Wie Jessica Reif Cohen, eine Industrieanalystin bei Merrill Lynch, gegenüber der Zeitung sagte, sei dies der schwierigste Punkt, vor allem wegen der damit verbundenen Ungewissheiten. So sei der Punkt, an dem sich ein Umbau auf werbefinanzierte Gratisangebote in klingender Münze niederschlägt, statt Geld zu kosten, nicht eindeutig bestimmbar. Bevor es besser würde, müssten sich die AOL-Manager auf dürre Zeiten einstellen. Demnach werden auch Konsequenzen für die Angestellten nicht ausgeschlossen.
Laut Plan soll zunächst im US-Markt jedes Stück Software oder Content von AOL für die Web-Nutzer gratis sein. Der Umbau setzt voll darauf, dass das Werbegeschäft weiterhin so anzieht, wie es für Yahoo, Google und Microsoft spürbar war. AOL-Chef Miller wird demnach seine Argumente ganz auf die Möglichkeit beschränken, an den Konkurrenten vorbeizuziehen und die Firma fit für die Zukunft zu machen. Dafür müssten Opfer gebracht werden. Die Sitzung, auf der zu Umbau und Stellenabbau näheres besprochen werden soll, ist in zwei Wochen angesetzt, so die New York Times unter Berufung auf hochrangige AOL-Kreise.
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