Der Extrem-Informatiker gehört zur aussterbenden Art
Die Aufgaben von IT-Mitarbeitern verschieben sich weg von der reinen Informatik hin zur Organisation. Hardcore-Informatiker werden dabei nicht mehr gebraucht. Das ist eine der aktuellen Entwicklungen, auf die sich IT-Profis einstellen müssen.
Der Automobilbauer BMW beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter im Umfeld oder direkt in der IT. Grundsätzlich wird hier zwischen Business-IT und Fahrzeug-IT unterschieden. “Der geringste Anteil von diesen Mitarbeitern sind reine Informatiker”, weiß Katrin Schreiber, die in der Personalabteilung der BMW Group in München für das Einstellen von IT-Fachkräften zuständig ist. Häufig haben diese Mitarbeiter eine Zusatzqualifikation im Studium erworben wie zum Beispiel Betriebswirtschaftslehre. “Für uns ist es sehr wichtig, dass sich die IT-Mitarbeiter nicht nur mit der Informationstechnologie auskennen, sondern zugleich Wissen über den Bereich mitbringen, in dem sie eingesetzt werden, etwa Vertrieb oder Controlling”, so Schreiber.
Zurzeit sind im Zuständigkeitsbereich von Katrin Schreiber rund 20 Stellen offen. Dabei handelt es sich in erster Linie um SAP-Fachleute mit Spezialwissen in nahezu allen SAP-Modulen. “Unsere aktuellen Stellenangebote sind immer projektbezogen”, sagt Schreiber. Zurzeit optimiert BMW seine Logistikprozesse in der Automobilproduktion und führt in diesem Zuge SAP ein. Deshalb liegt der Schwerpunkt der Mitarbeitersuche aktuell bei SAP. Schreiber geht davon aus, dass der Bedarf an qualifiziertem IT-Personal in den nächsten Jahren zunehmen wird. Die Chance, einen der begehrten Jobs zu erhalten, haben nur Leute, die das gefragte Know-how mitbringen und auf dem aktuellen Stand der Ausbildung sind.
Der Bedarf an Computerspezialisten steigt weiter, nicht nur bei BMW. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres nahm die Zahl der Stellenangebote gegenüber dem Vorjahreszeitraum um durchschnittlich 17 Prozent zu. Von März 2005 bis Februar 2006 wurden 25.774 IT-Spezialisten gesucht. Die Anzeigenauswertung des Personaldienstleister Adecco beruht auf der Auswertung von 40 Print-Medien und macht eines deutlich klar: der Nachfrageschub betrifft hauptsächlich IT-Mischberufe. Das sind Stellen für Anwender von komplexen, schulungsintensiven Programmen für Entwicklung und Konstruktion, Fertigungssteuerung und Maschineneinrichtung.
Welche Qualifikationen sind gefragt?
Etwa 30 Prozent der IT-Offerten stammten in den vergangenen zwölf Monaten aus dem Maschinen- und Fahrzeugbau, knapp 20 Prozent von Ingenieurbüros und 15 Prozent von Zeitarbeitsunternehmen. Die Stellenanbieter für IT-Kernberufe wie Softwareentwicklung sind vorwiegend in der IT-Branche angesiedelt. Knapp über die Hälfte der Jobinserate für Informatiker, Informatikingenieure und Sofwarespezialisten wurden von IT-Dienstleistern, Softwareproduzenten und anderen Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnik geschaltet. Besonders umworben waren Software-Entwickler, Datenbankspezialisten, IT-Berater und Vertriebsprofis, hat die Stellenauswertung weiter ergeben.
Die IT-Branche hat rund 750.000 Beschäftigte. Fachleute gehen davon aus, dass auf jeden Mitarbeiter der Branche zwei Anwender in der Wirtschaft kommen. Der Unterschied zwischen Branche und Unternehmen aus Sicht der Informatik: was die einen entwickeln, wenden die anderen an. Entsprechend unterschiedlich sind die Anforderungen an das Know-how der Mitarbeiter.