Oracle will mit Security wachsen
Oracle passt sich neuen Softwaretrends an und will in fünf Bereichen wachsen, die vorher nebenher liefen. Bedarf dafür sieht der Konzern vor allem in Hinblick auf die neuen Fusion-Produkte.
Und so soll es binnen einem Jahr mehr Ideen und wenn möglich auch schon Produkte in folgenden Bereichen geben: Security, Content Management, Business Intelligence, Grid Computing und Enterprise Search. Das umriss Chuck Rozwat, Executive Vice President für Datenbanktechnik bei Oracle, gegenüber Finanzanalysten.
Dabei sollen sowohl bestehende Produktreihen – natürlich weiterentwickelt und angepasst – zum Einsatz kommen, als auch neue erprobt werden, sagte er. Dazu gehören ihm zufolge neben der bereits bestehenden Suite für Identity Management aus dem neu zu schaffenden Security-Bereich beispielsweise Lösungen wie ‘Audit Vault’. Das geplante Produkt hilft, Finanzdaten und alles, was mit deren Erstellung und Vorhaltung bis in konkrete Produktbereiche hinein zusammenhängt, sicher zu verwalten. Außerdem werden Compliance-Fragen und die Verfolgung von unberechtigten Zugriffen bearbeitet. Das muss sich aber erst noch stärker bei den Kunden herumsprechen.
Das Produkt ‘Database Vault’ gibt es zwar schon seit April 2006, aber auch dies wird dem Hersteller scheinbar noch nicht aus der Hand gerissen. Der Konzern plant mit dem neuen Vertriebsansatz mehr Interesse zu wecken. Beide Produkte sollen später auch im Bundle kommen. Im Rahmen der neuen Datenbank 10G Release 2 sind sie aber sowieso zu haben – getrennt und als Add-ons.
Rozwat sprach davon, dass Oracle derzeit etwa 200.000 Datenbankkunden und 30.000 Applikations-Kunden habe. An beide Gruppen richtet sich der Ansatz, auch Content Management zu verstärken: Content und Records DB sollen im August herauskommen. Damit sollen unstrukturierte Daten leichter zu finden, vorzuhalten und zu verwalten sein. Rozwat meinte, hierbei benötige die gesamte installierte Basis etwas Hilfe.
Die Anstrengungen im Business Intelligence beschränken sich dagegen eher auf integrierte Werkzeuge innerhalb von Produkten. So will der Konzern mehr Analyse in die Data Warehousing Tools einbauen, die in verschiedenen Produkten enthalten sind. Von den etwa 8000 Erstnutzern des Real Application Cluster (aus der Gruppe der 200.000 Datenbankkunden) erwartet er sicher, dass sie sich für die Produkte interessieren.
Die noch in diesem Jahr angekündigten Neuerungen in Datenbanken und Applikationen sollen demnach planmäßig verlaufen. Rozwat nahm die Gelegenheit wahr, die Kunden noch einmal explizit zu beruhigen. Auch alte, zugekaufte Produktgruppen von PeopleSoft, Siebel und J.D.Edwards würden “ewig leben” sagte er. Das Programm ‘Applications Unlimited’, das genau dies für die jeweils aktuellen Versionen verspricht, werde ernst genommen.
Doch es gab auch Einblicke in mögliche neue Bereiche. Der Konzern könnte sich auch für Systemmanagement interessieren. Wie Chuck Rozwat sagte, sei dieses Feld bislang von Oracle nicht angegangen worden und die Lücke werde geschlossen: Bislang habe sich Oracle eher darauf eingestellt, die umfangreiche und wachsende Palette von Datenbanken und Anwendungen zu verwalten. Er spielt auf die vielen kleinen Akquisitionen an, die Oracle zwischen den großen Happen Siebel und Peoplesoft tätigte. 22 Zukäufe in zwei Jahren haben die Mitarbeiterzahl auf weltweit 56.000 erhöht. Jetzt werde der Konzern im Bereich breit angelegter Netzwerk- und Systemverwaltung aggressiver vorgehen – möglicherweise auch durch Zukauf. Auch das Management von Drittanbietersoftware – der Konzern wagte sich bisher vor allem in IBM-, Bea- und SAP-Gebiete – fällt darunter. Maintenance wird auch von Oracle immer stärker als Geschäftsmodell erkannt.
Die Produkte rund um Fusion stellen diese Pläne dann allerdings vor neue Herausforderungen. Wie Oracle bekannt gab, kommen erste Komponenten im Jahresverlauf 2007. Die Plattform, die sämtliche Applikationen und Datenbankfunktionen integrieren soll, wird vermutlich 2008 in einer Vollversion als Suite zu den Kunden kommen. Zu diesem Zeitpunkt werden dem Oracle-Management zufolge 80 Prozent der Kunden soweit sein, umzusteigen. Für die verbleibenden 20 Prozent garantiert Oracle eine Weiterpflege der Produkte, bis sie sich vom Umsteigen überzeugen lassen. Für sie soll es in einem später folgenden Fusion-Release spezielle Schnittstellen geben.
Rozwat heizte bei derselben Veranstaltung auch die Erwartung auf die neue Datenbankversion 11G an: Sie soll, dem Zeitplan der Firma zufolge – etwa alle 15-18 Monate ein großes Release – im Oktober spätestens da sein. Derzeit haben allerdings erst 50 Prozent der Datenbankkunden auf 10G gewechselt. Allerdings müssen die Absatzzahlen weiter nach oben zeigen, das machten die Topmanager gegenüber den Analysten klar. Gerade jetzt, da die Fusion Middleware im abgelaufenen Geschäftsjahr 2006 allein an Lizenzeinnahmen mehr als 1 Milliarde Dollar an Lizenz- und Maintenace-Einnahmen gebracht hatte. Middleware wird für den Konzern wichtiger und dafür will er sich auch mit IBM verbünden – gegen SAPs Netweaver.